Sauer nach dem Platzverweis gegen 1899 Hoffenheim: Santiago Ascacibar (re.) vom VfB Stuttgart Foto: Baumann

Die Gelb-Rote Karte gegen Santiago Ascacibar im Spiel gegen 1899 Hoffenheim war berechtigt – über das Strafmaß wegen dessen Reaktion darauf gibt es nun aber heftigen Ärger.

Stuttgart - Jürgen Klinsmann hat einst mit seinem wütenden Tritt gegen eine Werbetrommel Aufsehen erregt. Ganz so spektakulär war der Abgang von Santiago Ascacibar am vergangenen Samstag nicht – dafür aber verdammt teuer. Und ein Streit zwischen dem VfB Stuttgart und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist auch in vollem Gange. „Wir sind sehr irritiert“, sagt Michael Reschke, der Stuttgarter Sportvorstand.

Santiago Ascacibar, argentinischer Mittelfeldspieler des Aufsteigers, hatte im Spiel gegen 1899 Hoffenheim (2:0) in der 65. Minute die Gelb-Rote Karte gesehen. Danach, so die Vorwürfe des DFB, habe er den Ball weggeschlagen, dann gegen das Schutzpolster einer TV-Kamera getreten und auf dem Weg in die Kabine noch die Plexiglasscheibe des Spielertunnels malträtiert. Unsportliches Verhalten sah der DFB darin und verhängte eine recht drastische Strafe: 10 000 Euro. Genau diese Summe, nämlich die aus ihrer Sicht „unverhältnismäßige Höhe der Geldstrafe“ irritiert Reschke und den gesamten Verein.

Der VfB akzeptiert das Urteil – nicht ganz freiwillig

In einer ersten Reaktion hieß es: „Wir behalten uns weitere Schritte vor.“ Entsprechend hatte der Club das Urteil zunächst nicht akzeptiert. Dies ist dann am Dienstagnachmittag aber doch noch passiert – nach Angaben des VfB Stuttgart aber nicht ganz freiwillig.

„Wir haben uns entschieden, keinen Einspruch gegen das Urteil einzulegen. Das Risiko, dass die Unverhältnismäßigkeit der Strafe – aus welchen Gründen auch immer – noch weiter ausufert, ist uns zu groß“, sagt Reschke und präzisiert seine Andeutungen: Von Seiten des DFB sei dem VfB explizit mitgeteilt worden, dass „in einer eventuellen mündlichen Verhandlung die Frage einer zusätzlichen Sperre zu erörtern sei“. Für die Partie gegen den FC Bayern am kommenden Samstag (15.30 Uhr) ist Ascacibar nach seiner Gelb-Roten Karte ohnehin gesperrt. Nun stand plötzlich ein Fehlen des Argentiniers auch zu Beginn der neuen Saison im Raum. Reschke aber sagt: „Wir wollten keine Schwächung unserer Mannschaft in der kommenden Saison in Kauf nehmen.“ Ein Verständnis Reschkes für die Reaktion des DFB sollte deswegen aber keiner ableiten. Im Gegenteil.

Reschke ist irritiert

„Nichtsdestotrotz fehlt uns das Verständnis dafür, die zweifelsfrei sehr emotionale, aber keinesfalls beleidigende oder den Schiedsrichter, die Gegenspieler oder Zuschauer gefährdende Reaktion unseres Spielers mit einer derart hohen Geldstrafe zu sanktionieren“, sagt der VfB-Sportvorstand, „wir vermissen seitens der in dieser Angelegenheit handelnden Personen beim DFB Verhältnismäßigkeit und Gespür für die Situation.“

Beim DFB gab es wenig Verständnis für den Ärger in Stuttgart. „Kontrollausschuss und Sportgericht standen vor der Frage, ob ein weiteres Spiel Sperre oder eine Geldstrafe verhängt wird. Wir haben uns für die Variante der Geldstrafe entschieden, was üblicherweise von den Vereinen als Entgegenkommen angesehen wird“, sagte der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz. So oder so ist Santiago Ascacibar in mehrfacher Hinsicht bestraft.

Zum einen ist es der erste Platzverweis des Argentiniers in der Fußball-Bundesliga. Bislang war er zwar als fleißiger Sammler Gelber Karten bekannt (zweimal schon war er nach der jeweils fünften gesperrt), Rot gesehen hatte er aber noch nicht. Gegen 1899 Hoffenheim war er dann aber erstmals übers Ziel hinausgeschossen und hatte sich diese Sperre selbst eingebrockt. Noch viel mehr als die verhängte Geldstrafe wird ihn also ärgern, dass er das Saisonfinale beim FC Bayern verpasst. Schließlich macht sich der kleine Argentinier noch Hoffnungen auf einen Platz im WM-Kader seines Heimatlandes. Mit einer starken Leistung im prestigeträchtigen Spiel beim Rekordmeister hätte er seine Chancen womöglich noch einmal steigern können. Entsprechend groß war sein Ärger – erst über sich selbst, nun wohl auch über den DFB.