Rund 200 der gut 760 Gasversorger haben zum 1. Oktober Preissenkungen angekündigt. Allerdings wechseln noch zu wenige Verbraucher ihren zu teuren Versorger.

Stuttgart - Am ersten Oktober beginnt die Heizsaison. Rund 200 der gut 760 Gasversorger haben zu diesem Datum Preissenkungen angekündigt. Für die Haushalte sind das gute Nachrichten. Allerdings wechseln noch zu wenige Verbraucher ihren zu teuren Versorger - und lassen sich so viel Geld entgehen.

Warum haben Sie IhrenGasanbieter noch nicht gewechselt?

Der Wettbewerb auf dem Gasmarkt wird immer intensiver. Besonders im vergangenen Jahr seien eine ganze Reihe neuer Anbieter hinzugekommen, sagte Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft beim Verbraucherportal Verivox, am Montag in Stuttgart.

Für eine bundesweite Studie hat Verivox die 100 wichtigsten lokalen Gasversorger der Republik auf die Punkte Preis, Kundenfreundlichkeit und Service untersucht. Fazit: "Wirkliche schwarze Schafe", so Studienleiter Reese, gebe es auf dem deutschen Energiemarkt nicht. Allerdings bestünden erhebliche Unterschiede, etwa beim Preis. Durch den Wechsel seines Gasversorgers könnte der deutsche Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von rund 20000 Kilowattstunden im Jahr rund 170 Euro sparen. Nur wenig geringere Sparpotenziale sind übrigens beim Strom möglich. Diese liegen nach Angaben des baden-württembergischen Verbraucherschutzministers Peter Hauk (CDU), der die Verivox-Studie am vorstellte, bei etwa 150 bis 200 Euro pro Jahr. Wer seine Versorger in beiden Energiearten geschickt wähle, könne bis zu 500 Euro im Jahr sparen, sagte Hauk.

Die sich jetzt ergebenden Einsparmöglichkeiten liegen nach Angaben von Energieexperte Reese vor allem im zunehmenden Wettbewerb im Gasmarkt begründet. Formal sind die Märkte für Strom und Gas bereits seit 1998 liberalisiert. Damals traten auch die ersten neuen Stromversorger ins Geschäft ein, etwa die EnBW-Tochter Yellow. Ihre Zahl hat sich bis heute vervielfacht. Im Gasmarkt gelang es den Platzhirschen dagegen wesentlich länger, sich die lästige Konkurrenz vom Leib zu halten. Beim Gas hatte der Kunde erst seit Herbst 2006 die Wahl - meist nur zwischen zwei Anbietern. Im letzten Jahr hat sich das allerdings radikal geändert. Seit Sommer 2008 - der Zeit der Rekordpreise für Öl und Gas - sei eine Vielzahl von Anbietern im Gasmarkt aktiv geworden, so Reese. Pro Postleitzahlengebiet gebe es mittlerweile durchschnittlich neun unterschiedliche Gasangebote, sechs mehr als im Sommer vergangenen Jahres. Der stark intensivierte Wettbewerb führe etwa in Ballungsgebieten mit vielen Anbietern zu Einsparpotenzialen von bis zu 350 Euro.

Ein Wechsel lohnt sich nach Angaben Reeses vor allem für Gaskunden in der Grundversorgung. Diese haben etwa Haushalte, die seit 1998 ihren Anbieter nicht gewechselt haben. "In der Grundversorgung zahlt der Kunde in Baden-Württemberg die höchsten Preise für Strom und Gas in Deutschland und in Europa", sagte Minister Hauk. Rund zwei Drittel der Haushalte im Südwesten sind noch Grundtarif-Kunden. Die Grundversorgungstarife bieten zwar den höchsten Komfort - etwa bei Kündigungsfrist, Zahlungsmodalitäten oder Hotline-Erreichbarkeit - seien aber auch teuer.

In der Verivox-Studie bekamen die Gastarife von Mainova, Mitgas, Nuon und den Siegener Versorgungsbetrieben die Bestnote in puncto Vertragsausgestaltung. Der EnBW-Tarif Erdgas Flex Maxi erhielt "ausreichend". Bei der Servicequalität schnitten Entega, N-Ergie, Gasag, die Stadtwerke Düsseldorf und die EnBW-Tochter Yello am besten ab. Auch der EnbW-Online-Tarif Erdgas Flex erhielt ein "gut. Beim Preis lag der oldenburgische Versorger Ewe oder die Stadtwerke in Essen oder München vorn.

Verivox wertete allerdings nur die wichtigsten lokalen Gasversorger Deutschlands aus. Einige bundesweit tätige Anbieter, die je nach Versorgungsgebiet unterschiedliche Tarife erhöben, seien nicht in die Hauptauswertung eingegangen - etwa der sehr günstige Tarif Teldafax 1571. Ein Blick in regionale Vergleichsportale lohne sich daher.