Felix Maier aus Fellbach ist der neue Geschäftsführer der Freien Waldorfschule Engelberg. Er hat zwanzig Jahre lang bei Bosch gearbeitet. Woher kommt sein Interesse für die Waldorfpädagogik?
Winterbach - Hätte man Felix Maier nach seinem Abitur an der WaldorfschuleEngelberg gesagt, dass er irgendwann als Geschäftsführer zurückkehren würde – er hätte vermutlich ungläubig abgewinkt. Trotzdem scheint dieser Schritt angesichts der Biografie des Fellbachers wie vorherbestimmt.
Denn der 49-Jährige stammt aus einer Familie, die mit der Waldorfpädagogik mehr als eng verzahnt ist: Seine Mutter Waltraut Maier gehörte zu den Initiatoren des Waldorfkindergartens in Fellbach. Er selbst war eines der ersten Kinder, die dort betreut wurden. Seine gesamte Schulzeit hat er auf der Waldorfschule Engelberg verbracht, „und ich bin wirklich gerne dort hingegangen“.
Aufgewachsen zwischen Industrie und Waldorfpädagogik
Nach dem Abitur allerdings, da war Felix Maier sich ganz sicher: „Ich wollte in die Industrie, wie mein Vater“, erzählt er. Sein Vater Hans-Günther Maier war langjähriger Geschäftsführer des Familienunternehmens AMF, ihn selbst zog es nach dem Maschinenbaustudium in Dresden zur Firma Bosch. Mehr als 20 Jahre lang hat er dort gearbeitet, im technischen Vertrieb, im Einkauf, später als interner Berater: „Das ist ein tolles Unternehmen“, sagt Felix Maier, der schließlich über seine eigenen drei Kinder wieder mehr Kontakt mit der Waldorfpädagogik bekommen – und sich im Kindergartenverein, an der Schule, in der Elternarbeit engagiert hat. Vor fünf Jahren hat er zusammen mit seinen Geschwistern und seiner Mutter zudem die HGM-Stiftung gegründet, um die Waldorfpädagogik zu fördern.
Überzeugt von der Pädagogik
Warum? „Ich finde, dass die Waldorfpädagogik viele Antworten gibt. Und sie hat als einzige einen Lehrplan, der sich um das Kind dreht“, sagt Felix Maier. Er findet es schade, dass die Vermittlung der manchmal „etwas anderen Antroposophensprache“ nach außen so schwierig ist. „Die Eurythmie ist für mich eine der am meisten unterschätzten Disziplinen. Man lernt, andere wahrzunehmen, ein Gespür für andere zu entwickeln“, erzählt Felix Maier, der irgendwann für sich gemerkt hat, dass er mehr für die Waldorfpädagogik machen möchte, als es mit einer Stiftung oder im Ehrenamt möglich ist.
Trotzdem hat er nicht gezielt nach einer Stelle an einer Waldorfschule gesucht – eher zufällig hat er von dem frei werdenden Posten auf dem Engelberg gehört. Und es sich dann nicht leicht gemacht mit der Entscheidung, einer Firma wie Bosch den Rücken zu kehren. Doch die Stelle als Geschäftsführer kommt ihm genau entgegen: „Ich bin Schnittstelle und Bindeglied – und dafür da, den Lehrern den Rücken frei zu halten“, erzählt er.
Digitalisierung als ein großes Projekt
Felix Maier ist seit September nicht der Leiter der Waldorfschule; für pädagogische Themen oder auch für die Einstellung neuer Kollegen gibt es dort eigene Arbeitskreise. Felix Maier ist vielmehr für die Verwaltung, zum Beispiel für das Bestellungs- und Rechnungswesen zuständig. Dort, aber auch im Schulalltag, will er die Digitalisierung nach vorne bringen. „Es wird unter Hochdruck an einem Medienentwicklungsplan gearbeitet“, sagt Maier. Die Rechner seien bestellt, bis nach den Herbstferien soll jedes Klassenzimmer eine Internetverbindung haben.
Auch in anderer Hinsicht stehen an der Waldorfschule große Veränderungen an, die er als Geschäftsführer begleiten will. Kurz zusammengefasst sind die Betriebskosten der Einrichtung für die gesunkene Anzahl an Schülern zu hoch. „Die Schule ist gesund, aber wir leben von der Substanz“, sagt Felix Maier. Deswegen soll die Schule bis 2027 auf weniger Fläche konzentriert werden – indem zum Beispiel im Altbau, der durch die Straße vom Rest der Schule abgetrennt ist, eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten entsteht.
Werkstätten für Erwachsene öffnen?
„Ich könnte mir zum Beispiel Co-Workingplätze vorstellen, die von den Eltern genutzt werden könnten, die ihre Kinder morgens hierher in den Kindergarten bringen.“ Vorstellen könnte sich Felix Maier auch, dass zum Beispiel die Werkstätten geöffnet werden: „Wir haben eine tolle Schmiede – warum diese nicht am Wochenende für Erwachsenenkurse nutzen?“ Gleichzeitig sollen die Wege für die rund 700 Schüler kürzer werden.
Es gibt viel zu tun, doch Felix Maier freut sich aus Überzeugung auf seine künftigen Aufgaben: „Die Waldorfpädagogik ist einfach eine Knallersache.“