Stefan Apfelbach (Mitte) beim Abschied. Der Bürgermeister Ralf Zimmermann (links) und der zweite stellvertretende Bürgermeister Andreas Stohm (rechts) lassen ihren Kollegen ungern ziehen. Foto: Thewes

Der ewige Stimmenkönig Stefan Apfelbach verlässt den Großbottwarer Gemeinderat. Nicht freiwillig, sondern weil er denunziert worden ist.

Großbottwar - Das Leben ist das, was passiert, während man die Zukunft plant“ – mit dieser leicht abgewandelten Liedzeile von John Lennon begann die letzte Rede von Stefan Apfelbach bei der jüngsten Sitzung des Großbottwarer Gemeinderats. Geplant hatte er, seine vierte Wahlperiode fristgerecht zu beenden und dann, im Jahr 2019, zu seiner Lebensgefährtin nach Oberstenfeld zu ziehen, sagte der Freie Wähler und Bürgermeister-Stellvertreter.

„Äußere Umstände“ hätten ihn allerdings dazu veranlasst, sich bereits rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres am neuen Wohnort anzumelden. Durch diesen Wegzug hat Stefan Apfelbach sein Bürgerrecht und damit seine Wählbarkeit in Großbottwar aufgegeben. Nach 18 Jahren für die Freien Wähler im Gemeinderat muss der 48-jährige Kommunalpolitiker deshalb seinen Hut nehmen, so ist es in der Gemeindeordnung geregelt. Die „äußeren Umstände“, die Apfelbach diplomatisch umschrieb, war eine anonyme Anzeige beim Regierungspräsidium in Stuttgart. Darin hieß es, Stefan Apfelbach sei nicht in Großbottwar, sondern in Oberstenfeld wohnhaft. Damit begann ein bürokratisches Klein-Klein, das Stefan Apfelbach nun zu der Änderung seines Plans brachte.

Bürokratisches Klein-Klein

Tagesgenau hat er abrechnen müssen, in welcher seiner Wohnungen er mehr Zeit verbracht hat. Ob er die Stunden an einem Ort vornehmlich arbeitend und am anderen Ort vornehmlich schlafend verbrachte, sei dabei nicht von Bedeutung gewesen – sonst wäre ganz klar gewesen: Apfelbachs Lebensmittelpunkt ist Großbottwar. Sein Ratskollege Thomas Schwarz sagte bei der Verabschiedung, es habe am Ende keine Rolle gespielt, dass der Betrieb von Stefan Apfelbach in Großbottwar sei, dass er den Bürgern als Ansprechpartner stets zur Verfügung stehe, dass er als Stimmenkönig in der Stadt bestens vernetzt sei und sein Engagement für Vereine oder Schulen im Besonderen wahrgenommen werde. „4200 Wählerstimmen gegenüber einer anonymen Stimme. Und diese ist es nun, die die Kommunalaufsicht beim Landratsamt Ludwigsburg feststellen lässt, dass die Voraussetzungen des Wohnens nach der Gemeindeordnung für die Wählbarkeit eines Gemeinderates nicht erfüllt sind.“ Apfelbachs Entscheidung, schloss Schwarz seine Rede, nötige den Räten Respekt ab, über die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt hätten, seien sie aber enttäuscht und irritiert.

Ein Bärendienst

In Großbottwar ist in den vergangenen Wochen viel über die Hintergründe der anonymen Anzeige und deren Verfasser spekuliert worden, Stefan Apfelbach hat sich daran nicht beteiligt. Bei seinem jüngsten Auftritt im Großbottwarer Gemeinderat sagte er dazu nur: „Nach allen Gesprächen, die ich in den letzten Wochen mit Bürgern, Räten und Verwaltungsmitarbeitern geführt habe, hat derjenige, der mich angezeigt hat, der Stadt einen Bärendienst erwiesen.“

Apfelbach, der in Großbottwar einen Getränkehandel betreibt, war seit seiner ersten Wahl vor 18 Jahren viermal der Stimmenkönig gewesen, das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters war bei ihm anerkanntermaßen in den besten Händen.

Der hauptamtliche Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann bedauert, einen „geradlinigen Kollegen“ zu verlieren. Der Applaus der nunmehr ehemaligen Ratskollegen belegte, was längst offensichtlich war: Stefan Apfelbach wird fehlen.