Ein Selfie zum Wechsel: Nicolas Fink (links) folgt auf Andreas Koch an der SPD-Spitze. Foto: /Horst Rudel

Andreas Koch gibt krankheitsbedingt den SPD-Fraktionsvorsitz an Nicolas Fink ab.

Esslingen - Seine Freunde wissen es schon länger. Jetzt hat Andreas Koch (66), der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Esslinger Gemeinderat, seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht – und eine Entscheidung getroffen: Weil die Krankheit ihm zunehmend Grenzen setze, habe er sich entschlossen, so hat Koch am Freitag auf einer Pressekonferenz erläutert, „früher als geplant Verantwortung abzugeben“. Am Vorabend war er deshalb als Fraktionschef zurückgetreten. Einstimmig haben seine Kollegen den Esslinger Landtagsabgeordneten Nicolas Fink zu Kochs Nachfolger gewählt.

„Das ist ein historischer Tag für die Esslinger SPD“, erklärt der Stadtverbandsvorsitzende Daniel Blank. 21 Jahre lang – und damit zehn Jahre länger als seine legendären Vorgänger Walter Hirrlinger und Otto Weinmann – habe Koch als Fraktionschef in der Stadt gewirkt. Noch deutlich länger, seit September 1991 ist er SPD-Stadtrat. Das wird er auch in Zukunft bleiben. Dabei habe Koch, der gelernte Rundfunkpfarrer, sich immer wieder als „Goldschmied der Worte“ erwiesen.

Der tägliche Anruf von Wolfgang Drexler

Dass Andreas Koch sich diesen Beinamen vollkommen zu Recht verdient hat, machte er in seinem Abschluss-Statement deutlich. Alles in allem seien es gute Jahre für Esslingen gewesen, so sein Fazit. Zahlreiche zukunftsträchtige Entscheidungen habe man gemeinsam mit dem Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger getroffen, die die Stadt nach vorne gebracht haben.

Koch: „Daran mitwirken zu dürfen, ist mir eine Ehre gewesen. So wie es mich geehrt hat, 21 Jahre lang nahezu jeden Tag von Wolfgang Drexler angerufen worden zu sein und Anweisungen empfangen zu haben. Erst im Morgengebet die göttlichen Eingebungen, gleich danach die irdischen des Parteifreunds: Was sollte da schon schiefgehen!?“

Koch steht zur Moschee-Entscheidung

Allerdings habe auch einiges nicht so geklappt wie gewünscht – oder zumindest erhofft. Am meisten störe ihn, dass die SPD-Gemeinderatsfraktion, obwohl immer noch eine vergleichsweise kommunalpolitisch starke Kraft, in seiner Amtszeit geschrumpft sei.

Ein Sitzverlust gehe dabei definitiv auf seine Kappe. Koch: „Trotzdem halte ich es auch heute noch für richtig, uns als SPD für den Bau einer Moschee eingesetzt zu haben.“ Überhaupt, so gibt Koch seinen Kollegen mit: „Persönliche politische Überzeugungen dürfen nicht an der Börse für Wahlaussichten gehandelt oder gar verscherbelt werden.“

Fink will den Alltag der Menschen verbessern

Erleichtert habe ihm die Entscheidung, dass mit Nicolas Fink ein Nachfolger bereitstehe, „wie man ihn sich besser nicht vorstellen könne“. Fink, der im vergangenen Jahr als Nachrücker für Wolfgang Drexler in den baden-württembergischen Landtag eingezogen ist, gab das Kompliment zurück: „Ich kenne mich mit großen Fußstapfen ja schon aus.“ Dennoch wolle er eigene Spuren als neuer Fraktionschef hinterlassen. Der 43-Jährige erklärt, er bringe seinen „unerschütterlichen Optimismus“ in das neue Amt mit ein. Sein Hauptziel als Esslinger Kommunalpolitiker sei es dabei, „den Alltag der Menschen zu verbessern“.

Als Herzensangelegenheiten bezeichnet er die Wohnraumthematik und die Verbesserung des ÖPNV. Er wisse um die hohe Arbeitsbelastung, die das Amt des Fraktionschefs mit sich bringe, er setze aber auf das funktionierende Team der Esslinger SPD-Gemeinderatsfraktion.

Vorfreude auf den „Bergdoktor“

Derweil freut sich der scheidende Andreas Koch auf seine neue Rolle als „Elder Statesman“. Diese Rolle werde er, so kündigte er an, zumindest gelegentlich ziemlich frei interpretieren: „Wenn im Fernsehen ,Der Bergdoktor’ läuft, bin ich zukünftig bei keinem politischen Termin mehr dabei. Ich hoffe, eine neue Staffel wird gerade gedreht.“