Früherer Betriebsrat, Gegner von Stuttgart 21 und Verfechter von sozialistischen Ideen: Thomas Adler hat sich lang mit Mandaten engagiert, jetzt zieht er sich zurück. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Linken-Stadtrat will den Gemeinderat der Landeshauptstadt nach zwölf Jahren verlassen. Für ihn rückt eine junge Frau nach.

Stuttgart - Thomas Adler hört im Gemeinderat auf. Der Stadtrat der Linken-Partei und Co-Vorsitzende des Linksbündnisses mit der SÖS, den Piraten und der Tierschutzpartei will spätestens Ende Juli das Mandat aufgeben. Für Adler (Jahrgang 1953) wird Johanna Tiarks nachrücken. Die 39-Jährige mache das Gremium nicht nur weiblicher und jünger, erklärte Adler. Als Lehrerin für Pflegeberufe bringe sie auch gesundheitspolitische Expertise ein. Die von ihm bearbeiteten Themen betreue sie weiter: Wohnungspolitik, Kliniken und städtisches Personal/öffentliche Dienste. Wer künftig neben Hannes Rockenbauch (SÖS) die Fraktionsgemeinschaft führt, entscheidet sich Ende Juli.

Adler erklärte, er habe mit zwölf Jahren im Gemeinderat und zuvor 28 Jahren Betriebsratstätigkeit (bei Daimler in Untertürkheim) 40 Jahre in Wahlmandaten absolviert. Nun sei es genug mit Termin- und Gremienzwängen, und er wolle sich ohne Mandat weiterengagieren, etwa für eine Verkehrswende und den Kopfbahnhof und gegen Gentrifizierung, sagte der gelernte Modellbauer.

Er wollte im Rathaus Opposition sein

Ins Rathaus ging er, um für Opposition zu sorgen, denn damit beginne die Veränderung. Er wollte den Bedürfnissen der „kleinen Leute“ gerecht werden, nicht den großen Konzernen. Er trat für günstige öffentliche Verkehrsmittel ein, gegen Stadtautobahnen und Stuttgart 21, für gute Einkaufsmöglichkeiten und bezahlbare Wohnungen, gegen weitere gigantische Einkaufszentren und mehr Autoverkehr. Gegen Wohnungsleerstand setzte sich Adler so ein, dass sich die Geister an ihm schieden und er wegen Hausfriedensbruchs verurteilt wurde. Seiner sozialistischen Einstellung blieb er treu. Heute glaubt er mehr denn je, „dass sich ohne gesellschaftlichen Druck von unten auf der parlamentarischen Ebene wenig in die richtige Richtung bewegt“.