Freut sich auf den Ruhestand: Wolfgang Schille Foto: Frank Eppler

Wolfgang Schille war 16 Jahre lang der Bürgermeister von Berglen. Jetzt geht er in den Ruhestand. Er hinterlässt einen ausgeglichenen Haushalt.

Berglen - Mit 27 Jahren ist Wolfgang Schille erstmals zum Bürgermeister gewählt worden. „Das war damals ein ganz normales Alter. Seitdem hat sich der Beruf des Bürgermeisters aber auch stark verändert“, sagt der 58-Jährige, dessen Amtszeit im Rathaus von Oppelsbohm nun nach 16 Jahren endet. Sein Nachfolger Maximilian Friedrich ist 25 Jahre alt und wurde während des Wahlkampfes ständig auf sein junges Alter angesprochen. So ändern sich die Zeiten.

Für Schille war es schon in früher Jugend klar, was er von Beruf werden wollte. Wie sein älterer Bruder wurde er Bürgermeister, zuerst in Balzheim im Alb-Donau-Kreis, 16 Jahre später in Berglen. „Ich habe damals die Erkenntnis gewonnen, dass ein Bürgermeister nicht länger als zwei Amtszeiten in einem Ort sein sollte. Sonst besteht die Gefahr, dass alles immer in denselben festgefahrenen Bahnen verläuft.“

Der Abschied in den Ruhestand, der aus gesundheitlichen Gründen früher erfolgt, sei bei ihm trotzdem mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. „Ich war hier gerne Bürgermeister, auch wenn die Ansprüche anders waren als im Oberland. Jetzt muss ich mich auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten. Dazu hat auch gehört, dass ich mein Büro zu Hause ausgeräumt habe. In 30 Jahren ist da viel zusammengekommen. Allein die ganzen Ansprachen, die ich im Lauf der Zeit gehalten habe.“ Dennoch habe er diese kurzerhand entsorgt.

Das Büro und der kommunale Haushalt sind aufgeräumt

Auch sein Büro im Rathaus von Oppelsbohm ist bereits aufgeräumt. „Ich bin stolz, dass ich ein bestelltes Haus übergeben kann“, sagt Schille, denn die Gemeinde, die rund 6000 Einwohner an 21 verschiedenen Wohnplätzen zählt, weist eine Verschuldung von gerade einmal 711 000 Euro auf. Dafür sind in der Rücklage rund 3,5 Millionen Euro zu finden.

„Ich habe mich an das antizyklische Prinzip gehalten: in Konjunkturzeiten planen, in der Rezession bauen. In guten Zeiten braucht man die Wirtschaft nicht anzustoßen“, sagt Schille. „Heute wird dagegen schon vom Sparen gesprochen, wenn weniger Kredite aufgenommen werden. Die Politik sollte sich da ein Beispiel an den Haushalten von Kommunen nehmen.“

Eine Gemeinde mit wohlhabenden Einwohnern

Zu den Erfolgen seiner Amtszeit in Berglen zählt Wolfgang Schille, dass es gelungen ist, mit dem Alexanderstift ein wohnortnahes Seniorenheim zu schaffen. „Das ist für eine Gemeinde unserer Größe nicht die Regel. Auch die Ansiedelung des Netto-Marktes in Oppelsbohm war ein Erfolg. Für unsere Infrastruktur war das sehr wichtig.“ In den einzelnen Teilorten sei die Grundversorgung schwierig, auch was öffentliche Verkehrsmittel betreffe. Ohne Auto geht fast nichts. Allerdings sei Berglen eine Gemeinde mit wohlhabenden Einwohnern, die meistens zwei oder mehr Autos hätten. „Wir leben hauptsächlich von der Einkommenssteuer. Die Gewerbesteuer hat erst im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr als eine Million Euro betragen. Dieses Jahr werden es 1,2 Millionen Euro sein. Früher lag die Gewerbesteuer immer nur bei rund 600 000 Euro.“

Mehr Zeit für den Enkel und das Schachspiel

Mit Gewerbegebieten ist Berglen nicht gesegnet. Außer dem Erlenhof in Steinach gibt es keines. „Aus heutiger Sicht wird es auch nicht möglich sein, neue Flächen auszuweisen“, sagt Schille. Das liege zum einen an der Topografie Berglens, zum anderen an den vielen Wasserschutzgebieten.

In Zukunft will sich Wolfgang Schille mehr dem Enkele und dem Schach widmen. Seit dem zehnten Lebensjahr spielt er, auch in Turnieren. „Meistens in der Kreisliga, aber auch schon in der Landesliga. Dazu muss man mehr trainieren, als das der Beruf des Bürgermeisters zulässt.“ Außerdem will sich Wolfgang Schille beim Roten Kreuz in Winnenden vom nächsten Jahr an ehrenamtlich als Schriftführer engagieren. „Dazu hat mich mein früherer Winnender Kollege Karl-Heinrich Lebherz sofort überredet“, sagt er schmunzelnd.