Colin Dinkelacker, der Ururenkel des Firmengründers, vor seinem Lautenschlager. Foto: //Leif Piechowski

Erst seit anderthalb Jahren war er der neue starke Mann bei der Familienbrauerei Dinkelacker/Schwabenbräu: Colin Dinkelacker, der Ururenkel des Firmengründers, gibt die Geschäftsführung überraschend ab.

Stuttgart - Mit 29 Jahren ist Colin Dinkelacker, der älteste Sohn des Gesellschafters Carl Peter Dinkelacker und der Ururenkel des Firmengründers, im September 2020 Geschäftsführer der Familienbrauerei geworden, die 1994 mit Schwabenbräu fusioniert hat und zu deren Marken Wulle, Sanwald, Cluss, Haigerlocher und Sigel Kloster gehören. In der Pandemie hat der Betriebswirt, der zuvor Mode bei Boss in Metzingen und Schokolade bei Ritter Sport in Waldenbuch (dort war er zuletzt Leiter Innovationsmanagement) vermarktet hat, einen schwierigen Job übernommen, von seiner Familie dazu sanft gedrängt. „Nicht immer“ habe er geplant, diese Aufgabe zu übernehmen, sagte er im vergangenen Jahr.

Wichtig war es Colin Dinkelacker, in der Corona-Krise die „strategische Weichen“ für sein Unternehmen neu zu stellen. Denn seit Jahren geht der Bierkonsum zurück. Für Unruhe sorgte der neue Chef, der die Geschäftsleitung von Dinkelacker/Schwabenbräu mit Ralph Barnstein teilt, als er die Marketing-Abteilung gestrichen und dafür eine auswärtige Agentur engagiert hat. Zehn von 240 Stellen sind dadurch weggefallen. Um im Biermarkt zu überleben, müsse man sich in der Werbung und Außendarstellung auf wenige Marken mit Potenzial konzentrieren, lautete sein Credo. Der Schwerpunkt, so war zu hören, sollte auf Schwabenbräu liegen. Der 29-Jährige wollte neue Märkte abseits vom Bier erschließen. Unter anderem setzt er auf Hard Selzer, das Trendgetränk aus den USA, bei dem es sich um eine Art Sprudelwasser mit etwa fünf Prozent Alkoholgehalt handelt. Die „strategische Neuausrichtung“ des Unternehmens müsse weit in die Zukunft reichen.

Sein Onkel Christian Dinkelacker folgt als Geschäftsführer

Der Umbau, sagt Colin Dinkelacker, sei gut vorangekommen, weshalb er im zweiten Quartal dieses Jahres als Geschäftsführer Marketing, Vertrieb und Verwaltung in der Familienbrauerei aufhört. Mit der Umstrukturierung sei er sehr zufrieden, teilte er am Dienstag mit. Seine berufliche Zukunft sehe er allerdings nicht in der Unternehmensführung des Familienunternehmens. Sein Onkel Christian Dinkelacker wird die Leitung des Geschäftsbereiches übernehmen.

„Wir haben in kurzer Zeit sehr viel bewegt“, erklärt Colin Dinkelacker, „Ziel war es immer, das Unternehmen in einer wichtigen Übergangsphase zu begleiten, um es für die Zukunft richtig aufzustellen.“ Nun will er sich „auch noch in anderen Bereichen und Branchen weiterentwickeln“. Er würde gern auch private Pläne umsetzen. Dem Unternehmen werde er weiterhin verbunden bleiben.

Christian Dinkelacker, der bisher Beiratsvorsitzender und Gesellschafter war, übernimmt die Leitung der Bereiche Vertrieb, Marketing und Verwaltung. Er bedankt sich bei seinem Neffen „für die großartige Arbeit in einer herausfordernden Zeit“. Ihm gehe nun darum, die Strategie weiter voranzutreiben.