Im Moment noch Baustelle: Zuletzt war der Besen 66 im Dezember 2022 geöffnet, im Juni soll wieder Wein ausgeschenkt werden. Foto: /Kathrin Haasis

Die frühere Modedesignerin steigt aus der Gastronomie aus: Mit bald 80 Jahren sei es an der Zeit, findet Sonja Marohn. Aber im Juni soll in ihrer Besenwirtschaft an der Stuttgarter Weinsteige trotzdem wieder Wein ausgeschenkt werden.

Sonja Marohn ist „ein bisschen traurig“: Im vergangenen Dezember hat sie ihre letzte Besensaison über die Bühne gebracht. Das Plakat hängt noch am Zaun zur viel befahrenen Straße hin. Das Lokal ist mittlerweile so gut wie verkauft. „Man muss die Dinge realistisch sehen“, sagt die frühere Modedesignerin. Immerhin sei sie „nicht mehr ganz taufrisch“ mit ihren bald 80 Jahren. Aber mit ihrem Besen 66 an der Stuttgarter Weinsteige geht es deshalb nicht zu Ende. Ein Nachfolger ist gefunden. Und im kommenden Juni steht schon die nächste Besensaison an.

Erst den Weinberg angelacht, dann die Besenwirtschaft eröffnet

Ziemlich ungeplant war Sonja Marohn vor 17 Jahren zu ihrer Rolle als Wirtin gekommen. Ihr Lebensgefährte Milan Benadik hatte „sich einen Weinberg angelacht“, und der Wein musste anschließend irgendwie unter die Leute gebracht werden. Unter anderem am Degerlocher Scharrenberg standen seine Reben. Das Haus an der Neuen Weinsteige 66, das einst den Sauna-Club 66 beherbergte, hatte er Mitte der 1990er Jahre bereits gekauft und Stück für Stück saniert. Sonja Marohn zog 1997 mit ihrem Modeatelier ein, bis zu 30 Mitarbeiter beschäftigte sie dort.

Außergewöhnlich stilvoll eingerichtete Besenwirtschaft

Der 2006 eröffneten Besenwirtschaft verpasste sie ihren eigenen Stil – mit golden eingerahmten Spiegeln, Kristalllüstern, Kerzen und vielen, vielen Blumen. „Es war schon sehr außergewöhnlich“, sagt sie. Zwei Mal im Jahr wurde der Gewölbekeller zur Gaststube, im Sommer gibt es auch Sitzplätze auf der Terrasse. Der Versuch, das Lokal in eine Weinstube zu verwandeln, scheiterte aber fünf Jahre später am Einspruch eines Nachbarn. In der Zeit hatte Sonja Marohn ihre Kleidermarke eingestellt, weil es in der Modebranche „einfach mühsam“ geworden war.

Nette Leute kommen in eine Besenwirtschaft

Den Kontakt zu ihren Stammgästen wird die 79-Jährige vermissen: Richtige Besenfreundschaften seien über die Jahre entstanden. „In eine Besenwirtschaft kommen unheimlich nette Leute, die es sich gut gehen lassen wollen“, sagt Sonja Marohn. Trotz des Verkaufs bleibt im Besen 66 aber im Prinzip alles beim Alten, versichert die 79-Jährige, „nur ich werde nicht mehr dort stehen“. Auch die Weinberg gehen in neue Hände über. Ihren Nachfolger will sie noch nicht beim Namen nennen. Fest steht jedoch, dass der Sommerbesen von 9. Juni bis 22. Juli stattfinden soll. Geöffnet ist vermutlich wie bisher dienstags bis sonntags von 17 bis 23 Uhr.