Willy Rollé lebt im Stuttgarter Westen. Der Filmemacher möchte zusammen mit der Hochschule der Medien und den Maltesern eine Webserie mit Flüchtlingen realisieren. Foto: Sandra Hintermayr

Der Stuttgarter Filmemacher Willy Rollé möchte Menschen mit und ohne Fluchterfahrung vor der Kamera zusammenbringen. Für das Projekt „Refugee Webcome“ kooperiert er mit der Hochschule der Medien und dem Malteser Hilfsdienst.

Vaihingen/S-West - Themen wie kulturelle Vielfalt und Partizipation beschäftigen Willy Rollé schon lange. Der Drehbuchautor, Regisseur und Produzent hat bereits 2012 im Rahmen des Projekts „Kopfkino“ einen Kurzfilm über Vorurteile gedreht. Das Projekt wurde seinerzeit von der Hochschule der Medien (HdM) in Zusammenarbeit mit dem Forum der Kulturen ins Leben gerufen, um Menschen aus verschiedenen Kulturen, Berufen und Lebenssituationen gemeinsam vor die Kamera zu bringen. Vom Schreiben des Drehbuchs über den Filmdreh bis zum finalen Schnitt sollten die Teilnehmer ihre eigenen Ideen umsetzen.

In eine ähnliche Richtung soll nun das Projekt „Refugee Webcome“ von der HdM und dem Malteser Hilfsdienst gehen. „Ich möchte Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenbringen“, sagt Rollé. Auf die Idee brachte den Filmemacher eine Bekannte, die für die Malteser in der Flüchtlingsbetreuung arbeitet. Das Projekt sei noch in der Konzeption, sagt Rollé. Er stellt sich vor, dass die Flüchtlinge ebenso wie Studenten der HdM gemeinsam und unter professioneller Anleitung ein Drehbuch entwickeln, und jeder seine Ideen einbringen kann.

Die Beteiligten sollen die Sitcom selbst entwickeln

Dabei möchte er die Flüchtlinge nicht auf ihre Fluchterfahrung reduzieren. „Das sind Menschen wie du und ich. Sie haben ihre Geschichten, Interessen, Träume und Wünsche. Das alles möchte ich zeigen“, sagt Rollé, der in Paris geboren wurde und vor mehr als zehn Jahren nach Stuttgart kam, um an der HdM zu studieren. Themen wie Heimat, Integration, aber auch Sexualität und Geld könnten im Rahmen des Projekts filmisch behandelt werden. „Ich möchte eine Ebene schaffen, auf der wir uns auf Augenhöhe begegnen können“, sagt Rollé.

Der inzwischen im Stuttgarter Westen lebende Regisseur möchte gerne eine Sitcom, also mehrere, meist komödiantische Episoden, drehen. Ort der Handlung könnte etwa ein Flüchtlingsheim sein, in dem sich die verschiedenen Charaktere begegnen und wo sich komische Situationen entspinnen. Das Ganze soll als Webserie laufen, also über das Internet. „In Frankreich und Belgien sind Webserien bereits populär. Über das Internet kann man viele Menschen weltweit damit erreichen“, sagt Rollé. Zudem sei der Einstieg in eine fremde Sprache durch Komödien einfacher. „Wenn ich im Ausland war und die Sprache lernen wollte, habe ich immer Sitcoms angeschaut. Die Sprache ist relativ einfach, und gleichzeitig bekommt man gesellschaftliche und kulturelle Themen vermittelt“, sagt der Regisseur aus eigener Erfahrung.

Den Blick für andere Kulturen öffnen

Das Projekt „Refugee Webcome“ soll über mindestens drei Monate laufen. Einmal die Woche sollen Workshops stattfinden. „Zu Beginn möchten wir erklären, was das Medium Film ist und wie es funktioniert“, sagt Rollé. Dann soll gemeinsam ein Drehbuch entwickelt und letztlich die Serie gedreht werden. Willy Rollé möchte gerne sieben Kurzepisoden umsetzen, die zwischen drei und sieben Minuten lang sind.

Unterschiedliche Kulturen können das Projekt lebendig machen, sind aber auch ein Problem, zumindest, was die Verständigung angeht. „Am Anfang brauchen wir vermutlich Übersetzer. Aber es wäre schön, wenn wir eine Eben finden können, auf der die Kommunikation funktioniert“, sagt der Filmemacher. „Ich fände es toll, wenn die Serie letztlich eine Mischung aus mehreren Sprachen wie deutsch, englisch und arabisch ist, vielleicht mit Untertiteln.“ Zwar sollen die Beteiligten ihre Erfahrungen in die Sitcom einfließen lassen, letztlich soll die Geschichte aber rein fiktional und nicht dokumentarisch sein, betont Rollé.

Das Projekt soll die Menschen zusammenbringen und gleichzeitig den Blick für die jeweils andere Kultur öffnen. Willy Rollé freut sich bereits auf die kleine Serie. „Ich bin gespannt auf die Vielfalt der Ideen, die aus der bunt gemischten Gruppe entstehen“, sagt er.

Spenden und Kontakt: Das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat 25 000 Euro aus dem Innovationsfond Kunst für „Refugee Webcome“ zur Verfügung gestellt. Für die Umsetzung des Projekts sind Willy Rollé, die HdM und die Malteser auf weitere finanzielle Unterstützung angewiesen. Sponsoren und Spender können sich an Willy Rollé unter postmaster@willyrolle.com oder an Gottfried Ohnmacht-Neugebauer vom Akademischen Auslandsamt der HdM unter aaa@hdm-stuttgart.de wenden.