Das Bezirksamt, die Stadtteilbibliothek und das Café Denkbar sind die ersten Einrichtungen, die nette Toiletten in Plieningen und Hohenheim anbieten. Foto: dpa/Jens Kalaene

Weil das Projekt in den Pilotbezirken gut läuft, bieten seit Dezember nun Einrichtungen in insgesamt neun Stadtbezirken ihre Toiletten für die Öffentlichkeit an. Doch es gibt ein Problem.

Plieningen - Vaihingen und Möhringen sind als zwei von vier Pilotbezirken mit offenbar gutem Beispiel vorangegangen. Dort beteiligen sich seit etwa zwei Jahren verschiedene Institutionen an dem Projekt „Nette Toilette“. Weil das gut funktioniert, bieten nun auch Einrichtungen in anderen Stadtbezirken ihre Toiletten für jedermann an – unter anderem in Plieningen.

Der Bedarf sei da, sagt die Plieninger Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. „Auch wegen der vielen Parkbesucher in Hohenheim ist das hier echt ein Thema.“ Die Toilette in der Litfaßsäule an der Garbe werde nicht gut angenommen, da kämen die Leute lieber ins Bezirksrathaus und fragen dort nach dem Toilettenschlüssel. „So gesehen waren wir schon immer eine nette Toilette, deshalb beteiligen wir uns als Bezirksamt jetzt gerne an dem Projekt“, sagt Lindel.

Gemeinderat hat 50 000 Euro zur Verfügung gestellt

Das Plieninger Bezirksamt, die Stadtteilbibliothek und das Café Denkbar sind die ersten Einrichtungen, die seit Dezember nette Toiletten in Plieningen und Hohenheim anbieten. Auch Botnang, Feuerbach und Münster sind nun am Projekt beteiligt. „Es wurden alle Stadtbezirke angefragt, aufgrund der Corona-Pandemie waren die Rückmeldungen jedoch nicht so zahlreich“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Der Gemeinderat hat für das Projekt 50 000 Euro zur Verfügung gestellt. Davon könnten theoretisch mehr nette Toiletten finanziert werden als es bisher gibt. „Die Verwaltung wird um weitere teilnehmende Betriebe werben, sobald sich die Situation gebessert hat“, heißt es von der Stadt.

Auch in Plieningen sei man wegen der Pandemie eher auf Zurückhaltung gestoßen. „Viele haben gesagt, sie hätten schon Interesse, wissen aber noch nicht, wie es mit Corona weitergeht und wollen sich deshalb nicht festlegen“, sagt Andrea Lindel. Mit dem Café Denkbar hat sich der Geschäftsführer Carl-Christian Vetter als einzige Gastronomie bereits jetzt für eine Teilnahme am Projekt entschieden. „Wer höflich gefragt hat, durfte bei uns schon immer die Toilette benutzen, auch wenn er kein Kunde war“, sagt Vetter, „deshalb dachten wir, warum sollten wir es nicht auch öffentlich machen, dass wir da freundlich sind“. Außerdem sei die Toilette in der Denkbar die einzige auf dem Campus, die komplett barrierefrei zu erreichen ist.

Zurzeit nützt es freilich wenig, dass die Denkbar nun offiziell eine nette Toilette hat – die Gastronomie ist ja geschlossen. Die Freien Wähler im Gemeinderat sehen deshalb einen allgemeinen Mangel an öffentlichen Toiletten im gesamten Stadtgebiet und fordern von der Stadtverwaltung eine Lösung.

Anlaufstellen für das dringende Geschäft

Zumindest in einigen Außenbezirken, in denen nun das Projekt „Nette Toilette“ angekommen ist, haben Bürger ein paar Anlaufstellen für das dringende Geschäft. Im Plieninger Bezirksrathaus ist es derzeit nicht einmal nötig, nach dem Toilettenschlüssel zu fragen: „Weil wir die Leute zum Händewaschen einladen, ist bei uns zurzeit immer eine Toilette offen“, sagt Andrea Lindel. Städtische Einrichtungen bekommen keine Entschädigung, wenn sie eine nette Toilette anbieten. Für andere Teilnehmer gibt es 50 Euro pro Monat, damit die Toilette entsprechend sauber gehalten werden kann. Das scheint zu funktionieren: „Es gab bislang keine Beschwerden bezüglich Sauberkeit oder ähnlichem“, sagt die Stadt.