Die Trockenheit wird auch in Deutschland zunehmend zum Problem. Foto: dpa/Federico Gambarini

Städte im Landkreis Ludwigsburg planen noch keine Einschränkungen für private Becken. Aber das Wasser wird im Sommer knapper, ein „Weiter so“ darf es laut Experten nicht geben.

Die Nachricht dürfte etliche Poolbesitzer in Erwartung eines möglichen Dominoeffekts aufgeschreckt haben: Der Gemeinderat in Untereisesheim im Landkreis Heilbronn hat kürzlich wegen zunehmender Trockenperioden im Sommer darüber diskutiert, in einem Quartier den Bau privater Schwimmbecken zu untersagen. Der Vorschlag fand keine Mehrheit, die Verwaltung sollte aber zumindest prüfen, in welcher Gemengelage das Befüllen von Pools tabu sein soll. Themen, die vielleicht bald auch im Landkreis Ludwigsburg akut werden.

Kapazitäten sind endlich

„Ich glaube, wir können es uns nicht mehr leisten, im Hochsommer zu jeder Zeit Golfplätze zu bewässern und Pools zu befüllen“, sagt Bernhard Röhrle, Pressesprecher des Zweckverbands Landeswasserversorgung, der den Großraum um Ludwigsburg und Stuttgart mit Trinkwasser von der Schwäbischen Alb und aus der Donau beliefert. Den Kommunen empfiehlt er, mehrgleisig zu fahren, auch ihre eigenen Reserven anzuzapfen – und nicht nur darauf zu vertrauen, die Bezugsquote beim Zweckverband erhöhen zu können. Denn trotz aller Bemühungen, das Fördervolumen zu steigern, seien die Kapazitäten endlich.

Unbequeme Auseinandersetzung empfohlen

Ein Ratschlag, von dem man sich auch in Marbach angesprochen fühlen könnte. Denn die Schillerstadt setzt zu 100 Prozent auf die Lieferdienste des Zweckverbands, hofft nun, größere Mengen abnehmen zu dürfen. Von den eigenen Quellen auf der Gemarkung lässt man lieber die Finger, unter anderem wegen der hohen Härtegrade und der Belastung mit Nitrat. Bernhard Röhrle findet jedoch, dass selbst Letzteres kein K.-o.-Kriterium sein dürfe. „Es mag zwar unbequem sein, sich wegen des Nitrats von den Feldern mit der Landwirtschaft auseinander zu setzen. Aber die Kommunen müssen in ihre Versorgungssicherheit investieren“, erklärt der Mann vom Zweckverband. Man werde den Sachverhalt prüfen, versichert der Marbacher Bürgermeister Jan Trost.

Nicht vorgesehen sei indes, das Befüllen privater Becken in Trockenperioden oder gar den Bau von Pools zu verbieten, erklärt Trost. Aber „wie sich die Klimaveränderung wann auswirken wird, kann noch nicht abgesehen werden. Daher kann für die Zukunft nichts ausgeschlossen werden“, fügt er hinzu. Sollte es je zu einem extremen Engpass kommen, werde ganz am Anfang sicher untersagt werden, Pools oder Planschbecken zu befüllen. „In einem zweiten Schritt wird die Gartenbewässerung verboten werden und als Ultima Ratio die Wasserversorgung zeitlich eingeschränkt werden“, erläutert Trost. Der Bürgermeister betont freilich, dass man von solchen Szenarien „sehr weit entfernt“ sei.

Appell an die Bürger

ImKornwestheimer Gemeinderat „hat es in der jüngeren Vergangenheit“ ebenfalls keine Diskussion darüber gegeben, dem Bau von Pools einen Riegel vorzuschieben, berichtet Pressesprecherin Sandra Hennig. „Die Stadt Kornwestheim appellierte aber beispielsweise im vergangenen Sommer, als aufgrund der Hitzewelle unter anderem im hiesigen Landkreis Ludwigsburg ein Entnahmeverbot aus Gewässern galt, an die Bürgerschaft, einen maßvollen und bedachten Umgang mit Wasser walten zu lassen“, betont sie.

Dass jeder möglichst sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen sollte, empfiehlt auch ihre Ludwigsburger Kollegin Meike Wätjen, die zudem festhält: „Aus ökologischer Sicht sind private Pools auf jeden Fall kritisch zu bewerten.“ Und zwar nicht nur wegen der benötigten Wasserressourcen, sondern auch, weil die Becken oftmals beheizt würden, also Energie verbrauchten. Obendrein würden Chemikalien eingesetzt, um das Wasser frisch zu halten. Gleichwohl seien bislang weder ein Bau- noch ein Befüllverbot von Pools geplant.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.trockenheit-und-wasserknappheit-mit-diesen-tipps-helfen-sie-trinkwasser-zu-sparen.3756413e-7be6-4dc4-bf89-d85b9837d619.html

Ein so radikales Instrument hat auch der Steinheimer Gemeinderat bislang nicht erwogen. Wie Marbach will die Stadt nun aber die Bezugsquote bei der Landeswasserversorgung erhöhen. Man bewege sich bereits jetzt im Grenzbereich, sagt der Bürgermeister Thomas Winterhalter. Ein zusätzlicher Bedarf zeichne sich schon ab, erklärt er und verweist unter anderem auf die aktuell laufende Erschließung des Neubaugebiets Scheibenäcker in Kleinbottwar. Nun kann man der Stadt nicht vorwerfen, alleine auf die Landeswasserversorgung zu vertrauen, sie zapft auch eigene Quellen an, will die Kapazitäten hier sogar ausbauen.

Zweckverband will Kapazitäten ausbauen

Dass gleichwohl beim Zweckverband eine höhere Liefermenge beantragt werden soll, wirft die Frage auf, inwieweit solche Anfragen überhaupt bedient werden können. „Im Prinzip geht das nur, wenn andere Kommunen ihre Bezugsquote verringern“, erklärt Pressesprecher Bernhard Röhrle. „Schließlich sind wir in Hochphasen in trockenen Sommern schon bei 90 bis 95 Prozent unserer Kapazitäten angelangt“, sagt er. Man werde zwar in Zukunft „bei Blaubeuren eine Grundwassererschließung planen“, bei Heidenheim mehr Grundwasser gewinnen sowie über eine erweiterte Filtrationsanlage an der Donau die Fördermenge deutlich erhöhen, trotzdem werde die Wasserversorgung im Klimawandel nur dann funktionieren, wenn beim Verbrauch auch gespart werde.

Welche Strategie das Land verfolgt

Dürre
Das Landesumweltministerium hat 2022 eine neue Strategie im Umgang mit dem Wassermangel erarbeitet. Klar sei, dass man in Dürrezeiten in Ballungsräumen mehr Trinkwasser und für die Forst- und Landwirtschaft Nass zum Bewässern benötigen werde. Wichtig sei ein koordiniertes Vorgehen. Und die Kommunen müssten wissen, wie zukunftssicher ihre Versorgung ist und wo Handlungsbedarf besteht.

Daten
Zunächst müssen aus Sicht des Ministeriums Daten gesammelt werden. Eine entscheidende Rolle nimmt dabei das Niedrigwasser-Informations-Zentrum ein. Es soll Zahlenmaterial über aktuelle und künftig verfügbare Wasservorräte erheben sowie bessere Prognosen liefern. Wenn man wisse, wie sich die Grundwasserstände entwickeln, ob ein Bach überhitzt oder zu wenig Wasser führt und wie die weiteren Aussichten sind, könne entsprechend reagiert werden. „Seitens der Kommunen kann beispielsweise zum Wassersparen aufgerufen werden, bis hin zum Erlassen von Nutzungseinschränkungen“, erklärt das Ministerium.