Für die neue Wasserstoff-Kehrmaschine gibt es in Waiblingen (noch) keine Tankstelle. Sie muss daher zum Tanken in die Nachbarstadt Fellbach fahren. Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Waiblingen setzt auf Brennstoffzellen-Technologie und kauft ein rund 1,1 Millionen Euro teures Fahrzeug. Betankt werden muss es in Fellbach: Noch fehlt eine Tankstelle vor Ort.

Waiblingen - Aus dem Auspuff kommt reiner Wasserdampf statt Stickoxide, Kohlendioxid und Rußpartikel. Das spricht für die Brennstoffzellentechnologie, auf welche die Stadt Waiblingen künftig bei der Straßenreinigung setzen will. Mit dem Segen einer Mehrheit des Gemeinderats und einer Fördergeldzusage in Höhe von 720 000 Euro schafft Waiblingen sich eine Wasserstoff-Kehrmaschine für 1,07 Millionen Euro an. Ein stattlicher Preis, räumte der Baubürgermeister Dieter Schienmann ein, nachdem der Gemeinderat Michael Fessmann von der Fraktion Freie Wähler/Demokratische Freie Bürger (FW/DFB) die „exorbitante Summe“ kritisiert hatte. Er könne die Vorbehalte nachvollziehen, sagte der Baubürgermeister. „Aber die Anschaffung ist ein Stück weit ein Signal“, argumentierte er für das Modell.

Maschine soll 35 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen

Nach den Angaben der Verwaltung erspart die neue Maschine der Umwelt bis zu 35 Tonnen Kohlendioxid pro Betriebsjahr, auch soll sie weniger Lärm verursachen. Kleiner Wermutstropfen: Sie kann nicht, wie erhofft, eine Wasserstoff-Tankstelle auf dem Areal der ehemaligen Ziegelei Hess beim Waiblinger Bahnhof anfahren, wenn der Tank leer ist. Denn die dort geplante Anlage zur Wasserstofferzeugung aus regenerativer Energie gibt es noch gar nicht. „Uns fehlt noch ein Standort für die Tankstelle“, sagte der Oberbürgermeister Andreas Hesky, „es gibt da viele Vorbehalte, und wir müssen noch Flächen finden, wo wir den Wasserstoff produzieren können.“

Das bedeutet, dass die Wasserstoff-Kehrmaschine die in der Nachbarschaft nächstgelegene Tankstelle aufsuchen muss – und diese befindet sich in Fellbach. „Die Maschine braucht je nachdem, in welchem Gelände sie unterwegs ist, zwischen acht und 14 Kilo Wasserstoff am Tag“, erklärte Schienmann, Oliver Strauß sagte, die Maschine müsse voraussichtlich jeden zweiten Tag eine Tankstelle anfahren.

„Grauer“ statt „grüner“ Wasserstoff stößt auf Kritik

Bei dem an der nächstgelegenen Tankstelle ausgegebenen Wasserstoff handle es sich nicht um grünen Wasserstoff, der mithilfe von regenerativ erzeugtem Strom hergestellt werde, bedauerte Iris Förster von der Fraktion Grünt und Tierschutzpartei. Nur bei diesem fällt die CO2-Bilanz bei der energieintensiven Wasserstoffherstellung gut aus. Da das in Fellbach nicht der Fall sei, halte sie die Anschaffung einer Wasserstoff-Kehrmaschine nicht für sinnvoll, sagte Iris Förster. Und auch ihr Fraktionskollege Tobias Märtterer sprach sich gegen eine Anschaffung bei einer Betankung mit „grauem Wasserstoff“ aus. Urs Abelein (SPD) hält die Investition hingegen für sinnvoll und sagte, er sehe diese als Versuchsprojekt. Michael Stumpp (CDU) argumentierte: „Wenn wir es nicht machen, macht es eine andere Stadt.“ Er sei optimistisch, „dass die Stadtwerke Waiblingen das hinbekommen“.