Brunnen sind in Stuttgart überall zu finden. Im Sommer sorgen sie für ein kühleres Klima. Foto:  

Die 250 Wasserspiele in und um den Kessel prägen die Stuttgarter Stadtkultur. Ob als Fotomotiv oder Trinkquelle – viele Stuttgarter und Touristen finden sie toll.

Stuttgart - Springbrunnen, Wasserspiele, Trinkwasserspender: Brunnen gibt es in Stuttgart in allen Farben und Formen – und zuhauf. Weit mehr als 250 Exemplare sind in und um den Kessel verteilt. Vor allem an heißen Sommertagen, wie wir sie in diesem Jahr schon erleben durften, bieten sie oft die lang ersehnte Abkühlung. „Die Brunnen sorgen in der ganzen Stadt für ein gutes Klima“, sagt der Leiter der Bauabteilung vom Stuttgarter Tiefbauamt, Jürgen Mutz. Im aufgeheizten Stuttgart kühlen sie ihre Umgebung ein bisschen herunter.

Und nicht nur das: Sie machen ein Stück Stadtkultur aus, finden Peter H. Haller und Herbert O. Rau von der Stiftung Stuttgarter Brünnele. Die beiden kennen die Brunnen der Stadt besser als jeder andere und setzen sich mit Patenschaften dafür ein, dass die Wasserspiele erhalten bleiben. „Nehmen wir den Galateabrunnen auf dem Eugensplatz: Viele Leute würden nach Florenz oder Rom fahren, um etwas Ähnliches zu sehen“, sagt Peter H. Haller. Seine Faszination geht allerdings über die Schönheit der Wasserspiele hinaus: „Jeder Brunnen hat seine Geschichte.“ So zum Beispiel der auf dem Hof des Zeppelin-Gymnasiums in Stuttgart-Ost. Vor 25 Jahren hatten ein paar übermütige Abiturienten ihren Abschluss gefeiert, indem sie Teile der Figur auf dem Brunnen abbrachen. Jahre später musste der Brunnen saniert werden. Die Figur jedoch blieb unverändert – der Denkmalschutz sah sie so, wie sie war, als schützenswert an.

Weitere Trinkwasserbrunnen sollen dazukommen

In den letzten Jahren hat sich an der Brunnenfront einiges getan. „Jährlich kommen ein, zwei Brunnen dazu“, sagt Jürgen Mutz. Besonders Sprudelfelder wie auf dem Mailänder Platz seien beliebt. Das bestätigt auch Peter H. Haller. Die Stiftung Stuttgarter Brünnele war an der Sanierung von einigen Wasserspielen selbst beteiligt. Dabei werden alle Brunnen, die Haller und Rau zusammen mit dem Tiefbauamt restaurieren, auf Trinkwasser umgestellt.

Das wissen die Stuttgarter offensichtlich zu schätzen – vor allem an heißen Sommertagen. Riham Youssif steht mit zwei Freundinnen vor einem Trinkwasserbrunnen in der Königsstraße. Die Wasserflaschen sind bereits gezückt. „Ich komme jeden Tag her“, sagt sie. Sie findet toll, dass das Wasser immer kalt ist. „Es war eine gute Idee, den Brunnen mitten in der Königsstraße aufzustellen.“ Ein paar Meter weiter sitzt Tesfa Haile auf einer Bank. Auch er hat sich gerade mit einem Schluck Wasser erfrischt. Es schmecke gut, findet er. „Wenn ich in der Königsstraße bin, kaufe ich nie Wasser.“ Dem regen Zulauf am Brunnen nach zu urteilen, ist er da nicht der Einzige. In den kommenden Jahren sollen weitere Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt dazukommen, hat OB Fritz Kuhn (Grüne) angekündigt.

Der Brunnen als Mülleimer

Jane Macas und Hans Weghofer aus Österreich haben sich einen der Springbrunnen auf dem Schlossplatz als Fotomotiv ausgesucht. „Er ist so schön anzuschauen“, sagt Hans Weghofer. Der Hamburger Ivan Kashin stellt sich für sein Foto sogar mitten hinein. Er hat aber keine wirkliche Lust, noch lange darin stehen zu bleiben – das Wasser ist ziemlich grün. Zwei Kinder stört das nicht. Sie hüpfen darin herum, als gäbe es kein Morgen mehr. Die T-Shirts sind völlig durchnässt, die Gesichter strahlen vor Glück.

Dass den Stuttgartern etwas an den Brunnen liegt, ist auch für Jürgen Mutz zu spüren. „Als Verwaltung bekommt man ja eher selten Lob“, sagt er und lacht. Sobald ein Brunnen nicht funktioniert, meldeten sich die Leute. Daraus lasse sich schließen, dass die Brunnen wichtig seien für die Bevölkerung. Trotzdem gibt es auch einige Menschen, die keine Wertschätzung haben. „Wenn ein Brunnen kein Wasser hat, wird er sofort zum Abfallbehälter“, sagt Haller.