Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Beim Kinder- und Jugendfestival am vergangenen Wochenende zwischen Schlossplatz und Eckensee sind einige Aktionen für die jungen Besucher buchstäblich ins Wasser gefallen: Der Grund: Das Wasser hat eine zu hohe Konzentration an Kolibakterien und Enterokokken.

Stuttgart - Die evangelische Jugend durfte in diesem Jahr nicht mit ihren Flößen auf den Eckensee. Das Paddeln fiel flach. Und die Jolle der Seglergemeinschaft stand traurig auf dem Trockenen. Kurz vor dem 13. Stuttgarter Kinder- und Jugendfestival haben die Vereine erfahren, dass auf dem Wasser keine Aktivitäten erlaubt sind. Denn bei der Untersuchung von Wasserproben wurden sowohl Enterokokken als auch Colibakterien entdeckt.

Beides kommt in Fäkalien vor und gelangt im Eckensee durch die Ausscheidungen von Enten und Schwänen ins Wasser. Die Konzentration der Kolibakterien lag bei mehr 2419 Kolonien bildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter Wasser. Bei den Enterokokken waren es 125 KBE. Trinkwasser darf weder die einen noch die anderen Bakterien enthalten.

Seen mit einer solchen Konzentration sollten gemieden werden. Denn wird derart verunreinigtes Wasser beim Planschen zum Beispiel versehentlich geschluckt, können die Colibakterien Magen-Darm-Krankheiten und blutige Durchfälle auslösen. Kleinkinder, geschwächte und alte Menschen können durch die Bakterien schwer erkranken. Die Enterokokken können bei immungeschwächten Menschen Infektionen auslösen.

Die Nachricht von der Verunreinigung des Gewässers machte Rainer Mayerhoffer, Geschäftsführer des Stadtjugendrings, fassungslos: „Bei den heißen Temperaturen lässt das Land als Eigentümerin den See vor sich hingammeln“, sagt er und hätte erwartet, dass die Untersuchungen früher gemacht worden wären, denn dann hätte man das Wasser noch austauschen können. „Und wenn wir davon früher erfahren hätten, und der Stöpsel aus dem See gezogen worden wäre, hätte die Jugendfeuerwehr beim Festival eine Aktion draus gemacht und den See wieder gefüllt“, sagt Mayerhoffer.

Damit keiner der Fest-Besucher bei den Temperaturen von etwa 30 Grad ins Wasser springt, sollten 50 bis 60 Warntafeln aufgestellt werden. „Dazu kam es aber gar nicht, vermutlich wollten die Landesbehörden die Verschmutzung nicht an die große Glocke hängen“, vermutet Mayerhoffer. Statt der Schilder haben Ordner die Besucher am Eckensee auf die Gefahr durch die Bakterien hingewiesen.

„Vor allem die Kinder, die an der Seilbahn über den See geschwebt sind, mussten aufpassen, dass sie nicht mit dem Wasser in Berührung kommen und es schlucken“, sagt Mayerhoffer und hat beobachtet, dass trotz mündlicher Warnung einige Kinder im Wasser waren. Seine Forderung: Der See muss nicht nur zum Kinder- und Jugendfestival, sondern rund um den Sommer in einem solchen Zustand sein, dass man wenigstens gefahrlos die Füße ins Wasser hängen kann.

Das Vorpreschen Mayerhoffers mit seiner Kritik findet bei der City Initiative Stuttgart (CIS) alles andere als Zustimmung. Die CIS organisiert das Festival zusammen mit dem Stadtjugendring und anderen Partnern. City-Managerin Bettina Fuchs fühlt sich durch den Alleingang übergangen und steht außerdem hinter dem Vorgehen des Landes: „Die Wasserproben wurden vorbeugend zum Schutz der Festival-Besucher gemacht“, sagt sie und stellt fest, dass durch den Alleingang des Geschäftsführers suggeriert werde, dass vom Eckensee eine Gefahr ausgegangen sei: „Dadurch, dass vor den Bakterien gewarnt wurde, ist das Gegenteil der Fall“, ist sie überzeugt.

Das zuständige Finanzministerium hält die Vorwürfe des Stadtjugendrings ebenfalls für ungerechtfertigt. Der Eckensee sei noch nie ein Badesee gewesen, sondern sei als gestalterisches Element in den Schlossgartenanlagen künstlich angelegt worden. Während des Kinder- und Jugendfestivals habe man das Baden lediglich toleriert“, stellt ein Sprecher fest.

Gekippt sei der See wegen der extremen Hitze, die auch die Wassertemperatur auf 23,7 Grad hat steigen lassen. Wasserproben werden nicht regelmäßig entnommen, sondern waren der Hitze geschuldet. „Das zuständige Stuttgarter Amt für Vermögen und Bau wollte beim Kinder- und Jugendfestival kein Risiko eingehen“, so der Sprecher.

Gereinigt wird der Eckensee etwa zwei Mal im Jahr. Im Frühjahr und Herbst werden dafür rund 4,5 Millionen Liter Wasser abgelassen. Das sind 22  500 normale Badewannen, die mit je 200 Litern befüllt werden..