Die Wasserschutzpolizei kontrolliert zwei Fischer auf dem Bodensee. Foto: dpa/Felix Kästle

Die Wasserschutzpolizei auf dem Bodensee sorgt vor allem für die Sicherheit von Badenden und Wassersportlern. Verbrecher jagen die Beamten selten – wenn doch, dann mit internationaler Unterstützung.

Langenargen - Es ist ein ruhiger Dienst für Joachim Broschek und seine Kollegen. Der Beamte der Wasserschutzpolizei am Bodensee nimmt gerade die Personalien eines Seglers auf, der mit seinem Boot zu nahe ans Ufer kam. 300 Meter Abstand müsste das Schiff halten, an diesem Nachmittag vor Langenargen waren es nur 130 Meter. Die Polizisten klären den Mann noch einmal über die Vorschriften auf und überprüfen, ob beispielsweise genügend Sicherheitswesten an Bord sind. Der ertappte Bootsführer bleibt entspannt: „Die machen ja nur ihren Job“, sagt er, bevor er die Leinen wieder lösen und weitersegeln kann.

Hin und wieder versuche auch mal ein Wassersportler, einer Kontrolle zu entwischen, sagt Broschek. „Der macht es dann aber nur schlimmer.“ Denn das Schiff der Wasserschutzpolizei ist den meisten Segel- und Motorbooten überlegen - und sollte doch mal einer davonkommen, können die Beamten ihre Kollegen über Funk informieren. In aller Regel seien die Menschen aber einsichtig. „Der Umgangston ist meist netter als auf der Straße“, sagt Broscheks Kollege Jens Ludewig. „Wenn die Leute unser blaues Boot sehen, benehmen sie sich.“

Ohnehin haben die Beamten es auf dem Bodensee selten mit wirklich Kriminellen zu tun. „Bei uns geht es hauptsächlich um die Sicherheit auf dem See“, sagt Ludewig. Die Polizisten ahnden beispielsweise Verkehrsverstöße, leisten allgemeine Hilfe bei Unfällen und retten vor allem auch Menschen aus Seenot. Dafür machen sie zusätzliche Ausbildungen, darunter das Bodenseeschifferpatent, das Radarpatent und eine Funkerausbildung. „Wir müssen alle Boote fahren können“, sagt Broschek. Und das auch bei jedem Wetter: Bei einem Rettungseinsatz bei Windstärke 8 brauche man eine ruhige Hand. Immer wieder proben die Beamten daher verschiedene Notfallsituationen.

Bei Seenot ist die Flagge egal

Hinzu kommen Übungen und Fortbildungen, die teilweise auch zusammen mit den österreichischen und Schweizer Kollegen absolviert werden. Denn eine gute Zusammenarbeit mit den Beamten aus den Nachbarländern ist wichtig - auch weil die Hoheitsverhältnisse auf dem Bodensee nie eindeutig geklärt wurden. Zwar gehören der Untersee - also der kleinere der beiden Seen des Bodensees - und der sogenannte Konstanzer Trichter je zur Hälfte zu Deutschland und der Schweiz. Und auch der Uferbereich bis zu einer Wassertiefe von 25 Metern wird zum jeweiligen Anrainerstaat dazugezählt.

Komplizierter ist die Situation im tiefen Wasser des Obersees - also dem Hohen See: Hier wurden die Grenzen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht eindeutig festgelegt, wie Marten Breuer sagt. Er ist Professor am Lehrstuhl für Öffentliches Recht mit internationaler Ausrichtung der Universität Konstanz. „Nach meinem Eindruck gab es keinen wirklich zwingenden Grund, die Frage zu regeln.“ Bislang gehe die Bundesregierung davon aus, dass die Frage des Grenzverlaufs ungeklärt ist. Österreich vertrete dagegen die Theorie, dass der Hohe See gemeinsames Eigentum der Anrainerstaaten ist – und die Schweiz wiederum sei lange Zeit Anhänger einer Realteilungsthese gewesen. Hier gebe es aber mittlerweile auch abweichende Positionen.

Und was passiert, wenn ein Boot mitten auf dem See in Not gerät? „Dann handeln wir ganz pragmatisch“, sagt Broschek. Das bedeutet: Es kümmern sich zunächst einmal die Beamten, die am nächsten dran sind. „Die Flagge ist da erstmal egal.“ Und bei einem komplizierteren Kriminalfall? Sollte beispielsweise auf dem Hohen See mal ein österreichisches Boot auftauchen, in dem eine Schweizer Leiche liegt? Dann übernehme ebenfalls zunächst einmal das Boot, das am nächsten dran sei, sagt Broschek. Im Laufe der Ermittlungen werde dann entschieden, welche Behörde den Hut aufhabe. Die Zusammenarbeit funktioniere auf dieser internationalen Ebene einwandfrei. „Hier wird Europa gelebt. Das kann man nicht anders sagen.“