Micaela Gutbrod und Uwe Holley zeigen, wie hoch das Wasser am 14. Autust an ihrer Hauswand stand. Foto: Sandra Hintermayr

Bei Starkregen laufen häufig die Keller an der Laustraße und an der Anna-Peters-Straße voll – auch der von Micaela Gutbrod und Uwe Holley am 14. August.

Sonnenberg - Micaela Gutbrod ist jedes Mal beunruhigt, wenn es stärker regnet. In den vergangenen fünf Jahren ist bei ihr dreimal der Keller vollgelaufen. Nach dem Wasserschaden im Juli 2013 haben sie und ihr Mann Uwe Holley die Kellerwände ausbessern lassen; durch sie kommt nun kein Tropfen mehr. Dazu sind Rückstauklappen in den Abflüssen und Drainagen rund um das Haus installiert. Und doch hatten sie diesen Sommer wieder Wasser im Keller. „Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun sollen“, sagt Gutbrod. Ihr Haus liegt direkt an der Stelle, an der die Orplid- und die Johannes-Krämer-Straße in die Anna-Peters-Straße münden. Die beiden Straßen sind abschüssig; wenn es regnet, fließt das Wasser Richtung Anna-Peters-Straße. „Die Abflüsse sind mit der Menge überfordert, das Wasser kann nicht abfließen“, sagt Gutbrod.

2014 hat das Tiefbauamt im Bereich der Anna-Peters-Straße neue Kanäle verlegt, zeitgleich hat die EnBW Wasser- und Gasleitungen erneuert. „Die alten Kanäle waren porös und mussten erneuert werden“, sagt Klaus Hofmann von der Bauabteilung Neckar/Filder beim Tiefbauamt. Geändert hat sich durch die neuen Kanäle jedoch wenig. Die Keller laufen immer noch regelmäßig voller Wasser.

Die Kanäle werden den Wassermassen nicht mehr Herr

„Die öffentlichen Abwasserkanäle werden generell für Niederschläge, wie sie in der Regel alle zwei bis fünf Jahre vorkommen, dimensioniert und nicht für einen Jahrhundertregen“, ist einem Informationsflyer der Stadtentwässerung Stuttgart zum Thema „Schutz vor Starkregenschäden“ zu entnehmen. „Es verbleibt ein grundsätzliches Überflutungsrisiko bei außergewöhnlichen Starkregen“, heißt es weiter. Die Kanäle werden den Wassermassen nicht mehr Herr, es kommt zu einem Rückstau. Das Wasser drückt dann durch die Leitung wieder nach oben. Rückstauklappen sollten das eigentlich verhindern. „Es ist Aufgabe der Gebäudeeigentümer, solche Maßnahmen zum Überflutungsschutz einzubauen“, sagt Hofmann.

Doch trotz Rückstauklappen kam das Wasser bei Gutbrod und Holley wieder. Am 14. August dieses Jahres stand der Keller erneut unter Wasser. „Es kam über den Abfluss in der Dusche, über das Waschbecken und die Toilette“, sagt die Sonnenbergerin. „In einem Raum stand das Wasser etwa 25 Zentimeter hoch“, sagt Holley. „Mit Eimern und Lappen war hier nichts zu machen“, so Gutbrod.

Klimawandel macht solche Niederschläge immer häufiger

Laut Ekkehardt Schäfer kann das an diesem Tag auch woanders der Fall gewesen sein. „Am 14. August hatten wir ein Starkregenereignis“, sagt der Mann von der Stadtentwässerung Stuttgart. Ab wann ein solches vorliegt, legt der deutsche Wetterdienst fest. 40 Liter Regen pro Quadratmeter und Stunde gelten als extremes Unwetter. „Da kann ein normales Kanalnetz bereits überlastet sein“, sagt Ekkehardt Schäfer. Neue Rohre werden heutzutage bereits etwas großzügiger gebaut, weil durch den Klimawandel solche Niederschläge immer häufiger werden. „Da ist einiges in Bewegung gekommen“, sagt er. Aber „das alte Kanalnetz in Sonnenberg ist danach nicht bemessen“.

Gutbrod und Holly habe damals die Feuerwehr um Hilfe gerufen und schnell die Sachen, die zu retten waren, in Sicherheit gebracht. Während ein Teil der Helfer den am stärksten betroffenen Raum fachmännisch abgepumpt hat, haben andere Micaela Gutbrod, ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Tochter beim Abschöpfen der restlichen Räume geholfen. „Bis spät in die Nacht waren wir beschäftigt“, erinnert sich die Sonnenbergerin. Der Boden und die Wände im Keller seien schwarz gewesen vom Dreck, der über die Abflüsse nach oben kam. Der Sachschaden ist beträchtlich. Aber: „Es geht uns nicht nur um den Schaden, der ersetzt werden muss, sondern vor allem um die Arbeit und den Stress, den wir damit haben, bis alles wieder im Normalzustand ist“, sagt Holley.

Nicht nur Gutbrod und Holley haben regelmäßig Wasser im Keller, auch die Häuser in der Nachbarschaft sind betroffen. Besonders schlimm war dieser Sommer für Panagiotis Anastasiadis, der das „Lädle“ an der Laustraße betreibt. Dreimal innerhalb weniger Wochen hatte er Wasser im Keller, am 9., am 14. und am 24. August. „Das ist wirklich ärgerlich“, sagt Anastasiadis. Sein Lager im Keller, in dem Lebensmittel und Haushaltswaren untergebracht sind, sein Büro, der Pausenraum – alles stand unter Wasser. „Vieles musste ich wegwerfen, weil es kaputt gegangen ist“, sagt der Einzelhändler. Für einen Kleinunternehmer wie ihn sei das eine schwierige Situation, der finanzielle Schaden groß. „Innerhalb eines Monats kam ein Schaden von fast 30 000 Euro zusammen“, so Anastasiadis. Er hofft, dass seine Versicherung die Summe übernimmt, aber das werde noch geprüft. Aufgeben möchte er das „Lädle“ aber in keinem Fall.

Dass sich in naher Zukunft etwas tut in Sachen Überflutungsprävention, ist unwahrscheinlich. Die Hoffnung einiger Anwohner, dass die Halteverbotsschilder an der Anna-Peters-Straße, die von 9. bis 11. September galten, etwas mit etwaigen Ausbesserungen der Abwasserkanäle zu tun hätten, erfüllte sich nicht. „Wir hatten einen Kanalspülwagen vor Ort, der die Kanäle gesäubert hat“, erklärt Klaus Hofmann die Maßnahme. Da der Wagen Platz brauchte, sei das Halteverbotsschild aufgestellt worden.