In manchen Räumen stand das Wasser mehrere Zentimeter hoch – der Schaden führt zur Sperrung. Foto: Stadt Gerlingen, factum/Simon Granville

Großer Schaden oder kleiner Schaden? Die Zukunft der Stadthalle ist auch eine Woche nach dem massenhaften Wasseraustritt noch offen. Denn es muss saniert werden. Sporttraining und Veranstaltungen fallen mindestens bis zum Jahresende aus.

Gerlingen - Es geschah frühmorgens. Da versagte im Duschraum Sechs der Gerlinger Stadthalle eine Verbindung von zwei Wasserrohren. Viel Wasser flutete in die Halle. Wie es passierte, und was da passierte vor gut einer Woche, ist mittlerweile geklärt. Welche Folgen aber zu erwarten sind, das weiß auch der Stadtbaumeister Thomas Günther noch nicht. Eines aber ist sicher: Mindestens bis Jahresende kann in der Stadthalle keine Veranstaltung stattfinden, auch keine Sportgruppe darf dort trainieren. Das bringt die Vereine ordentlich in Schwierigkeiten.

Zweieinhalb Stunden lang, von morgens etwa um 4 Uhr an, strömte Wasser ins Gebäude. Vom Duschraum im ersten Stock lief es in die Installationswände und von dort aus nach unten. „Es hat sich seinen Weg gesucht“, sagt Thomas Günther. Rund 20 bis 25 Kubikmeter seien ausgelaufen. Morgens um halb sieben, als der Putztrupp kam, stand das Wasser zwei bis drei Zentimeter hoch. Die Reinigungskräfte hätten vorbildlich reagiert, lobt der Leiter des Stadtbauamtes. Einer rannte zum Hauptwasserhahn und drehte diesen zu. Ein anderer rief Verstärkung herbei: Bauhof, Feuerwehr, Amtsleitung. Alle zusammen arbeiteten stundenlang daran, das Wasser aus dem Haus zu schaffen. Doch alles war nicht mehr aufzunehmen.

Am Holzboden hängt alles

Der größte Schaden entstand in der Halle und in den Nebenräumen, in denen Stühle und Sportgeräte aufbewahrt werden. Der Sportboden der Halle wurde zu einem großen Teil durchnässt. Seit Tagen laufen die Trocknungsanlagen. Noch aber weiß Günther nicht, wie die Lage nächste Woche aussieht. Muss der Holzboden raus oder kann er erhalten werden? Sind die Kabel der Elektroversorgung und der Haustechnik noch funktionsfähig? Das sind die Fragen, von deren Beantwortung letztlich die Entscheidung „kleine Instandsetzung“ oder „große Sanierung“ abhängen. Wobei „klein“ und „groß“ auch bedeutet: Kurze Sperrung der Halle oder monatelanger Verzicht auf die Trainings- und Veranstaltungsflächen. „Am Sportboden hängt alles“, sagt Günther.

Die Stadt hat bereits drei Theatervorstellungen abgesagt, am nächsten Montag, am 5. November und am 19. Dezember. Auch eine von drei Vorstellungen der Kandidaten zur Bürgermeisterwahl muss woanders stattfinden. Das Jahreskonzert der Jugendmusikschule, geplant für den kommenden Sonntag, ist auch storniert.

Sportler brauchen Ersatzflächen

Noch schlimmer betroffen sind alle Sporttreibenden – von den Schulen bis zu den Vereinen. Sabine Wahl von der Kultur- und Sportgemeinde Gerlingen (KSG) will die Übungseinheiten nicht verkürzen. Momentan würden sich die Vereine und die Stadtverwaltung verständigen. „Wir suchen andere Räume, haben Kindergärten, Kirchengemeinden und Schulen angefragt. Unsere Mannschaften im Spielbetrieb müssen trainieren.“ Man versuche, durch Umplanung kleine Gruppen in kleine Räume zu bekommen – um Flächen frei zu bekommen für die Handballer und Basketballer, die Platz brauchen. Eine Frage zeichnet sich für die KSG-Vorsitzende bereits ab: „Was ist mit dem Solitudelauf im April?“ Auch dafür wurde die Stadthalle immer gebraucht. Die Jubiläumsveranstaltung der KSG mit Christoph Sonntag am 16. November werde stattfinden, so Wahl – nur wo, stehe noch nicht fest. Auch die Kinderweihnachtsfeier der Turner am 15. Dezember soll nicht abgesagt werden.

Die Schulen haben bereits umgeplant. „Die Hälfte unseres Sportunterrichts findet in der Stadthalle statt“, berichtet Eberhard Blanz, der Leiter des Robert-Bosch-Gymnasiums. Die Schulleiter hätten es geschafft, durch Verschiebungen den Unterricht zu gewährleisten. Es finde jetzt auch mal Konditionstraining in einem kleinen Raum statt, oder es gebe Sporttheorie im Klassenzimmer.