Keine Kunst, kann aber auch nicht weg: Der Eimer soll Wasser auffangen. Foto: Werner Kuhnle

Wasser dringt in das Literaturmuseum auf der Schillerhöhe in Marbach am Neckar ein. Wer für die Beseitigung des Schadens zahlt, ist unklar.

Marbach - Ein hellgrauer Plastikeimer steht in der Mitte des überwiegend grauen Raums vor dem Poesieautomaten von Hans Magnus Enzensberger. Neben ihm sind bedruckte Pappwürfel aufgestellt. Fast könnte der Besucher im Untergeschoss des Literaturmuseums der Moderne (LiMo) in Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) meinen, es handele sich um eine Kunstinstallation, wie auch die Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, Muhterem Aras, bei einer Führung Anfang November erstaunt feststellte. Beim näheren Hinschauen wird allerdings klar: Der Eimer wurde aufgestellt, weil bei Regen Wasser an der Wand hinunterläuft und in das Gebäude tropft – und das schon seit 2006.

Die Stadt hat keine Handhabe

Wie kann Wasser in das Museum auf der Schillerhöhe eindringen? Wieso besteht der Schaden schon jahrelang? Wie groß ist er und wer bezahlt dafür? Das Deutsche Literaturarchiv (DLA) gibt dazu keine Auskunft. Dagmar Janson, die Leiterin der Verwaltung, antwortet auf Nachfrage unserer Redaktion lediglich: „Bezüglich des Wassereintritts im Literaturmuseum der Moderne befindet sich die Deutsche Schillergesellschaft in einem schwebenden Gewährleistungsverfahren, zu dem wir zurzeit keine Auskunft geben können.“ Da die Deutsche Schillergesellschaft (DSG) die Eigentümerin des Museums ist, müsste sie die Kosten für die Beseitigung des Schadens tragen, falls sie ihre Gewährleistungsansprüche nicht durchsetzen kann, sagt Alexa Hennemann, die Pressesprecherin des DLA. Von der Deutschen Schillergesellschaft ist keine eigene Stellungnahme zu erhalten. Sie besitzt keine Presseabteilung, Anfragen werden von der Pressestelle des DLA beantwortet.

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Da das Literaturmuseum keine kommunale Einrichtung ist, befasst sich die Stadtverwaltung nicht mit Schäden am Gebäude, wie Bürgermeister Jan Trost erklärt. Er selbst ist Kraft seines Amts Mitglied im Kuratorium der Deutschen Schillergesellschaft: „Wir Mitglieder werden zwar in Sitzungen über bauliche Missstände in den Literaturmuseen informiert, aber wir entscheiden nicht über Renovierungsarbeiten“, beschreibt er seine Funktion. Maßnahmen an den Gebäuden seien Aufgabe der Verwaltung des DLA.

Der Eimer als Negativbeispiel

Der Wasserschaden scheint sich in der Zwischenzeit sogar bis zu den Bundestagsabgeordneten herumgesprochen zu haben. Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) nutzte den Eimer im Museum bei seiner Schillerrede in Marbach Mitte November für eine Kritik am Umgang der Politik mit Einrichtungen wie dem Literaturmuseum: „So ein Wassereimer ist der Institution nicht würdig.“ Eine Meinung, die das Publikum mit stürmischem Applaus unterstützte.

Das von David Chipperfield Architects entworfene Literaturmuseum der Moderne war 2006 eröffnet und 2007 mit dem Stirling prize ausgezeichnet worden.