Das Wendlinger Lauterwehr wird einer Fischaufstiegshilfe weichen. Foto: Michael Steinert

Nicht rentabel und ökologisch zweifelhaft – in Wendlingen wird keine Energie durch Wasserkraft gewonnen.

Wendlingen - Nun ist es amtlich: An der Lauter in Wendlingen wird es kein Wasserkraftwerk geben. Nachdem sich in den vergangenen Monaten die Zweifel an solch einem Projekt gemehrt hatten, hat nun der Gemeinderat das Vorhaben an dem Flüsschen offiziell beerdigt. Stattdessen wird auf Höhe des alten Sportplatzes eine raue Rampe gebaut, die für eine Durchgängigkeit des Gewässers sorgt. Damit trägt die Stadt Wendlingen der EU-Wasserrahmenrichtlinie Rechnung.

Der Fischereiverein warnte schon früh

Bereits im Februar hatte sich im Ausschuss für Technik und Umwelt gezeigt, dass die Unterstützung für ein Lauter-Kraftwerk bröckelt. Das Rathaus hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die der Wasserkraftnutzung am Unterlauf der Lauter eine allenfalls mäßige Wirtschaftlichkeit bescheinigte. Die Amortisationsdauer wurde mit rund 46 Jahren angesetzt. Selbst wenn Wendlingen in den Genuss einer Förderung von 200 000 Euro aus dem „Landesprogramm für die kleine Wasserkraft“ gekommen wäre, hätte sich die Wirtschaftlichkeit kaum verbessert. Das beauftragte Planungsbüro hatte ausgerechnet, dass bei einer Jahresstromerzeugung von 310 000 Kilowattstunden 77 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden könnten.

Die vergleichsweise magere Stromausbeute ist aber nicht der einzige Grund, warum Wendlingen das Vorhaben nun endgültig ad acta gelegt hat. Auch ökologische Gründe haben am Ende gegen eine Verwirklichung gesprochen. Der Wendlinger Fischereiverein beispielsweise hatte schon frühzeitig gewarnt, dass ein Kraftwerk an dieser Stelle zu Lasten der Fische gehen würde.

Zu niedriger Wasserstand für einen Aufstauversuch

Mit einem Aufstauversuch hatte ursprünglich getestet werden sollen, wie sich ein Kraftwerk auf die Gewässerökologie auswirkt. Doch niedrige Wasserstände infolge anhaltender Trockenheit im Sommer 2018 durchkreuzten diesen Plan immer wieder. Schließlich nahm Wendlingen von dem geplanten Aufstauen wieder Abstand.

Das Aus für die Wasserkraft am Wendlinger Lauterwehr findet unter anderem auch Beifall beim Wasserverband Rems. Dessen Geschäftsführer Hans-Peter Sieg hatte bereits im Februar gesagt, dass er sich eine solche Zurückhaltung auch für Rems und Murr wünschen würde.

Den Löwenanteil produzieren die Großkraftwerke

Durch niedrige Gefälle seien lange Einstauflächen notwendig. Die Bildung von Schlick und Schlamm sei die Folge, Fische wie Forelle oder Äsche litten unter Sauerstoffarmut. Insofern sei der Schaden durch die kleine Wasserkraft größer als der Nutzen, so Sieg. Im Land gibt es etwa 1700 Wasserkraftanlagen. Rund 90 Prozent der Strommenge gehen auf das Konto der 65 großen Anlagen mit einer Leistung ab einem Megawatt. Die kleinen produzieren nur einen Anteil von zehn Prozent.