Stefan Charisius an der westafrikanischen Harfe (rechts) und Martin Schnabel an der Geige spielen am Eckensee. Die Wasserkonzerte sollen mit Unterstützung des Landes bis zum 20. September gehen. Foto: M Trommsdorff

Am Eckensee erklingen nun sanfte Harfenklänge, wenn es Samstagabend wird. Das Land fördert Wasserkonzerte (auch am Feuersee) von Musikern um Dundu-Mitgründer Stefan Charisius. Kunst soll helfen, dass alles friedlich bleibt.

Stuttgart - Am Ufer des Lindenbachsees in Weilimdorf hat er an einem schönen Tag im April damit angefangen, Wassermusik zu spielen – zum Zwitschern der Vögel und zum Rauschen der Bäume. „Nachbarn, Passanten und immer mehr Fans waren hocherfreut über die harmonische Atmosphäre, die dabei entsteht“, berichtet Stefan Charisius. Der Stuttgarter Musiker, der die Wagenhallen mitgegründet und die Kunstfigur Dundu, den sanften Riesen, mitgeschaffen hat, gehört zu den wenigen Europäern, die Meister auf der Kora sind, auf der 21-saitigen Stegharfe Westafrikas. Sein Spiel am See war für viele Spaziergänger ein willkommener Genuss in den konzertfreien Wochen des Corona-Lockdowns.

And.Ypislon von den Fantas ist ein Fan der Seemusik

Regelmäßig kam Andreas Rieke, bekannt als And.Ypsilon der Fantastischen Vier, zum Lauschen vorbei. So gut gefiel ihm das „Gesamtkunstwerk“ aus Musik, Natur, Wasser und Wind, dass er seinem Kumpel Stefan Charisius vorschlug, damit in die Stuttgarter City zu gehen. Von der Idee waren obendrein hohe Landesbeamte begeistert. Der Innovationsfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fördert für den Kultursommer 2020, voraussichtlich bis zum 20. September, diese Spazierkonzerte am Eckensee, Feuersee und Lindenbachsee. Ein neues Format, bei dem die Bühne wegfällt, ist entstanden: Die Musiker stehen am Rande eines Sees und spielen in angemessener Lautstärke, während das Publikum um den See promeniert, sich auf Bänken niederlässt oder auf den Grasflächen ein Picknick genießt.

Ghettoblaster bleiben erst mal stumm

Der Eckensee ist zum sozialen Brennpunkt in Stuttgart geworden. Stefan Charisius steht dort nun samstags von 18.30 bis 21 Uhr mit wechselnden Musikern (dabei: Klaus Roehm mit Holzblasinstrumenten, Martin Schnabel mit der Geige, das Jazzoduo Büdi Siebert & Ralf Illenberger, die Hübner-Brüder mit Geige und Kontrabass) auf der Seite zum Opernhaus. Mit dezenter, unaufdringlicher Beschallung wollen die Musiker die oft aufgeheizte Stimmung an diesem Ort entspannen. Seit der Randalenacht ist immer auch viel Polizei am See. „Die Beamten sehen uns als Unterstützung für ihre Arbeit an“, sagt Charisius. Sonst werden Straßenmusiker in der City schon mal vertrieben, bei den Spazierkonzerten am See ist dies nicht der Fall.

Immerhin schaffen es die Musiker mit ihren akustischen Instrumenten, dass Ghettoblaster nicht eingeschalten werden oder erst später. „Wir wollen im öffentlich Raum eine erhebende Stimmung verbreiten“, sagt Charisius und freut sich über die Fördergelder des Landes, die es ihm und anderen Musikern ermöglichen, doch noch zu einem Verdienst in der Pandemie zu kommen.

Dundu soll mal nachts in Stuttgart lustwandeln

Gerne würde er den sanften Riesen Dundu mal mit an einem Samstagabend in Innenstadt nehmen. Die XXL-Puppe aus den Wagenhallen, die ihr Leben und ihre weichen Bewegungen den Stäben von dunkel gekleideten Spielern verdankt, könnte ebenso helfen, ist Charisius überzeugt, dass alles friedlich bleibt in einer Nacht.