Erfolgreiche Arbeit beim SV Cannstatt: der Trainer Djordje Milojkovic. Foto: /Holger Strehlow

Mit einem 20:9-Kantersieg im Spitzenspiel sind die Cannstatter Zweitliga-Wasserballer auf Aufstiegskurs – auch dank ihres Trainers Djordje Milojkovic. Dabei hatte jener einst einen schweren Start ins Leben.

Die Wasserballer des SV Cannstatt haben im Gipfeltreffen der zweiten Bundesliga Süd einen großen Schritt in Richtung Wiederaufstieg gemacht. Klar war, dass die Neckarstädter einen Heimsieg mit mindestens drei Toren Unterschied benötigen, um die Tabellenführung zu übernehmen. Geworden ist es gegen den bislang verlustpunktfreien Rivalen SC Neustadt/Weinstraße am Samstagabend dann sage und schreibe ein 20:9. Allerdings müssen nun noch drei weitere erfolgreiche Kapitel folgen, ehe sich der deutsche Meister von 2006 tatsächlich wieder in den illustren Kreis der 16 besten Mannschaften der Republik einreihen darf. „Wenn wir die Aufstiegsrunde erreichen, sind wir dort der Favorit“, sagt der Trainer Djordje Milojkovic, der mit seiner Arbeit einigen Anteil am aktuellen Abschneiden hat.

 

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga-B-Gruppe ist Milojkovic im vergangenen Jahr als Nachfolger von Lennart Löscher zum Chefcoach avanciert. Dabei fährt er in Sachen Wasserball mehrgleisig: Außerdem fungiert er als Co-Bundestrainer beim Deutschen Schwimm-Verband, ist beim württembergischen Landesverband als Jugend-Auswahlcoach tätig und zeichnet auch noch für die Cannstatter U-18-Junioren verantwortlich. „Ein Großteil der Jungs geht schon seit ein paar Jahren den Weg mit mir, und einige der größten Talente haben wir inzwischen auch ins Zweitligateam der Männer übernommen“, sagt Milojkovic.

Vier Medaillen mit Jugendteams des Vereins

Dass er sich auf die Nachwuchsarbeit versteht, zeigt bereits allein seine Ergebnisbilanz. In insgesamt fünf Jahren hat er mit vier verschiedenen Cannstatter Jugendmannschaften Medaillen bei deutschen Meisterschaften gewonnen, darunter zuletzt im Oktober Gold mit der U 16.

Geboren ist Milojkovic in Belgrad, und er hat dabei notgedrungen früh das Kämpfen gelernt. Zur Welt kam er als Sieben-Monate-Baby. „In meiner Heimatstadt Nis gab es damals keinen Brutkasten“, berichtet er. Deswegen der rettende Transport in die serbische Metropole, wo die Ärzte den kleinen Djordje aufpäppelten. Später als Sportler spielte er als Linksaußen in Serbien auf gutem, aber nicht auf Topniveau selbst Wasserball, ehe es ihn zunächst in die erste französische Liga nach Monaco und von dort aus zum elfmaligen deutschen Meister Rote Erde Hamm nach Nordrhein-Westfalen zog. „Dort habe ich bereits bei Jugendmannschaften als Trainer mitgeholfen und schnell gemerkt, dass genau das mein Ding ist“, sagt der heute 30-Jährige, der schließlich über die Stationen SV Zwickau und SV Ludwigsburg 2019 zum SV Cannstatt kam – wo er im Alter von nur 28 Jahren die eigene Karriere im Wasser beendete.

Aufstiegsrunde im Juli

Seitdem gilt: Volle Konzentration auf seine Trainerjobs. In den nächsten Jahrzehnten möchte der Ehemann und Vater einer acht Monate alten Tochter die eigenen Erfahrungen eben als Trainer weitergeben. An diesem Wochenende revanchierten er und die Seinen sich für ihre bislang einzige Saisonniederlage, das 7:9 aus dem Hinspiel in der Pfalz. Damit sind die Cannstatter nun punktgleich mit ihrem aktuellen Gegner, haben aber den direkten Vergleich gewonnen, der in diesem Fall am Ende entscheiden würde. Zunächst muss Milojkovics Team aber auch noch das Heimspiel gegen den 1. Frankfurter SC (22. Juni) und die schwere Auswärtspartie beim Tabellendritten SV Weiden (29. Juni) erfolgreich überstehen. Dann erst käme das Thema Aufstiegsrunde.

Letztere wird Mitte Juli stattfinden. Nach derzeitigem Stand würden dort die Niedersachsen aus Laatzen, die Wasserball-Union Magdeburg und die SGW Köln als Gegner warten. Nur der Sieger des Finalturniers bucht das Ticket ins Oberhaus. „Ich würde wegen der Aufstiegsrunde die zeitgleich stattfindende U-15-Europameisterschaft auf Malta versäumen, aber das wäre es mir wert. Ich bin noch ein sehr junger Trainer und kann noch viele große internationale Turniere mitmachen“, sagt Milojkovic.

Der gegnerische Toptorjäger fehlt

Einstweilen hatten der Coach und seine Mannen etwas Glück, dass bei den Gästen der beste Torschütze der Liga, Timo van der Bosch, krank ausfiel. Der ehemalige Cannstatter und 96-malige A-Nationalspieler hatte im Hinspiel mit vier Treffern noch den Löwenanteil an der Cannstatter Niederlage gehabt. „Ich hatte etwas Bammel, als ich gesehen habe, dass er nicht spielt, weil unser Defensivkonzept der gesamten Trainingswoche auf ihn ausgerichtet war“, sagt Milojkovic. „Im Nachhinein bin ich aber überzeugt, dass wir auch gewonnen hätten, wenn er dabei gewesen wäre. Nur eben nicht ganz so deutlich.“

Die besten eigenen Schützen waren Tim Kraut (vier Tore) sowie Tobias Scherrieble, Veljko Stanimirovic, Nikola Plackovic und Nikolaos Patsiavouridis (jeweils drei Tore).