Nach einem Jahr in Berlin wieder beim SVC: Timo van der Bosch Foto: Baumann

Der Stachel sitzt noch tief. Nach den Niederlagen im Play-off-Viertelfinale der vergangenen Saison will Wasserball-Bundesligist SV Cannstatt nun Revanche. Ob es mit einem Sieg gegen den SSV Esslingen klappt, hängt auch von Timo van der Bosch ab.

Stuttgart - Eine Rückkehr ist nicht selten mit Erwartungen verbunden. So ist das auch bei Timo van der Bosch. Der 20-Jährige kehrte vor Saisonbeginn von Wasserball-Rekordmeister Spandau 04 zum SV Cannstatt zurück. An diesem Samstag (16 Uhr) steht im Untertürkheimer Inselbad nun das Derby gegen den SSV Esslingen an – und in Cannstatt hätte sicher keiner was dagegen, wenn Timo van der Bosch sein Team zum Sieg führen würde. Doch der sagt: „Es wird nicht leicht, Esslingen ist besser besetzt.“

Von einer Favoritenrolle des SSVE will Bernd Berger allerdings nichts wissen: „Wir treffen auf einen Gegner auf Augenhöhe“, betont der Esslinger Trainer, in dessen Team die beiden Nationalspieler Heiko Nossek und Hannes Glaser als Schlüsselfaktoren gelten. „Wenn wir die aus dem Spiel nehmen, könnte es klappen“, sagt van der Bosch. Entsprechend wird die taktische Ausrichtung aussehen. Allerdings: Auch Timo van der Bosch wird wohl eine besondere Aufmerksamkeit des gegnerischen Teams genießen.

Mit fünf Treffern war der 20-Jährige am vergangenen Wochenende beim 13:10-Auswärtserfolg bei der SG Neukölln Berlin der Toptorjäger des SVC. Dabei spielt er auf der kräfteraubenden Position des Center-Verteidigers. „Mit ihm sind wir viel flexibler geworden. Er wird in dieser Saison den Durchbruch schaffen“, lobt SVC-Coach Jürgen Rüdt den Heimkehrer – dessen Karriere im Grunde vorbestimmt war.

Vater Kai van der Bosch gehörte einst zur nationalen Schwimmelite und ist seit 27 Jahren Trainer des Frauen-Wasserballteams des SV Nikar Heidelberg. Mutter Silke spielte einst dort, Schwester Sina gehört aktuell zur Mannschaft und ist Nationalspielerin. Timo van der Bosch zog es allerdings zunächst zum Rugby. Mehrmals wurde er deutscher Jugendmeister, mehrmals wurde er ins Junioren-Nationalteam berufen. Doch dann lockte wieder das Wasser.

Der 1,94 Meter große und 98 Kilogramm schwere Athlet durchlief ab der U 15 alle Nachwuchsteams im Deutschen Schwimm-Verband (DSV), inzwischen gehört er zum Kreis der A-Nationalspieler, hat 20 Länderspiele absolviert und stand bei der EM im Sommer im deutschen Aufgebot – musste aber viel Lehrgeld gegen die Profis aus dem ehemaligen Ostblock zahlen. „Da lief es nicht so recht“, gibt Timo van der Bosch zu und ärgert sich noch immer über seine ungestüme Abwehrarbeit, die ihm in Budapest zahlreiche Hinausstellungen einbrachte. „Das war mir eine Lehre“, sagt er und versichert, sich im Zweikampf künftig ein wenig zu zügeln. Sein neues Umfeld soll diesem Vorhaben nicht schaden.

Nach der EM kehrte der Sportsoldat von der Spree an den Neckar zurück und begann ein Studium an der Uni Hohenheim (Ernährungsmanagement). Im September kommenden Jahres soll dann eine Ausbildung in einer der dann im Land neu eingerichteten Sportfördergruppen bei der Polizei beginnen. Derart beruflich abgesichert will Timo van der Bosch sein großes Ziel ansteuern: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Zunächst gilt seine Aufmerksamkeit aber dem SVC, erst recht im Derby – in dem es aus Cannstatter Sicht noch etwas zurechtzurücken gilt.

In der vergangenen Saison gab es zwischen den Lokalrivalen zwei Unentschieden, ehe sich im Viertelfinale der SSV Esslingen mit 15:3 und 13:11 durchsetzte.