Die Wasserballerinnen des SSV Esslingen kassieren beim Saisonauftakt gegen den SV Blau-Weiß Bochum die erwartete Niederlage, spielen aber stark.
Es sah alles nach einem Nachmittag der Bochumer Wasserballerinnen aus. Zur Einstimmung kam aus der Konserve Musik von Herbert Grönemeyer, dem landläufig wohl bekanntesten Sohn der Stadt – zwar nicht wie stets vor Heimspielen der VfL-Fußballer der Song mit dem Namen des Ortes, aber es wurden zwei andere Lieder gespielt. Und die Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß traten zum Saisonauftakt der Bundesliga der Frauen im Stuttgarter Sportbad Neckarpark als klarer Favorit im Duell mit dem SSV Esslingen an. Die Bochumerinnen hatten sich im Laufe der vergangenen Saison verstärkt und gelten als schärfster Konkurrent von Krösus WF Spandau 04, die Esslingerinnen hatten wichtige Spielerinnen verloren und einen Umbruch hinter sich. Das Ergebnis: 11:16 (3:5, 3:4, 2:2, 3:5) aus Esslinger Sicht. Aber der Spielverlauf war viel enger, als es dieses aussagt. Und die SSVE-Frauen erhielten viel Respekt.
Die Einordnung eines Ergebnisses ist oftmals eine Sache der Perspektive. Die Aussagen der griechischen Trainer Zafeirios Chalas und Evangelos Charachles auf beiden Seiten machten das deutlich. Beide waren mit ihrem Team nicht zufrieden. Der eine, Esslingens Chalas, weil entgegen der Erwartung vieler Beobachter für sein Team etwas drin war – es aber doch nichts mit einer Überraschung wurde. Der andere, Bochums Charachles, weil eben entgegen der Erwartung vieler Beobachter für die Esslingerinnen etwas drin war. „Es war schwer für uns. Wir haben das Spiel nicht unter Kontrolle bekommen. Von den Esslingerinnen ist in dieser Saison noch einiges zu erwarten“, lobte Charachles von Sieger Bochum. Kollege Chalas haderte vor allem mit dem Verlauf des letzten Drittels – und das aus Trainersicht völlig zurecht. „Wir hatten die Chance und dann machen wir Fehler“, sagte er und das Adrenalin steckt deutlich noch in ihm. „Es war kein großer Unterschied.“
Fehler zum falschen Zeitpunkt
Das genau war es, was Chalas so hadern ließ. Wären die Bochumerinnen von Anfang an davon gezogen, wäre es eben der von vielen erwartbare Verlauf gewesen. Die Esslingerinnen gerieten nach ihrer 2:0-Führung zwar in Rückstand. Beim 6:6 glichen sie aber plötzlich wieder aus. Sie mussten sich die Tore deutlich härter erarbeiten, verteidigten auf Kosten vieler Strafwürfe. Aber sie blieben dran. Die neuen Kapitänin Jamie-Julique Haas traf zum 11:12 und es waren noch fünf Minuten zu spielen, im Wasserball eine dreiviertel Ewigkeit. Doch dann ein unkonzentriertes Abspiel in die Hände einer Bochumerin, ein überhasteter Abschluss. Die Favoritinnen führten wieder deutlich mit 16:11. Und Chalas verzweifelte.
Die Bochumerinnen gewannen, aber die Esslingerinnen wissen, dass nach dem Umbruch vieles gut ist im Team. Und dass es noch besser werden kann, wenn noch mehr Rädchen ineinandergreifen. Auch einige der Neuzugänge überzeugten. Haas, Jahrgang 2005 und damit schon eine der Erfahrenen im sehr jungen Team, verstand daher den Frust ihres Trainers. Aber die Freude über die insgesamt starke Leistung und das gute Ergebnis gegen die Spandau-Jägerinnen Nummer eins konnte sie doch nicht verbergen. Zumal sie als die neue Leaderin an das Team glaubt: „Wir haben eine richtig gute Stimmung.“ Nach der Auftaktniederlage war die zwar etwas getrübt. Aber ein bisschen stolz durften die Esslingerinnen schon auf sich sein. Das hätte bestimmt auch Sportsmann Herbert Grönemeyer so gesehen, wenn er im Sportbad gewesen wäre. Es war tief im Süden jedenfalls „viel besser als man glaubt“.
SSV Esslingen: Sekulic; Antonucci, Reutter, Gronih (1), Schafft, Jestädt (1), Schnetzer (1), Boscolo, Tomica, Jobe (1), Ntona Tsiaka (3), Haas (4).