In Wiesensteig entspringt die Fils, die Landschaft ist idyllisch. Foto: Horst Rudel

Wasser und Wege (1): Die Tour von Geislingen nach Kirchheim/Teck ist nicht ganz mühelos zu bewältigen, aber dafür liegen an ihrem Ende die Bürgerseen, in denen sich verschwitzte Radler abkühlen können – sofern sie Badewetter haben.

- Geislingen - Wer mitten in Stuttgart wohnt, der benötigt für diese tolle Tour von Geislingen im Kreis Göppingen bis nach Kirchheim/Teck im Kreis Esslingen bereits für die Anreise mit der Bahn Ausdauer. Geislingen liegt halt am Rand der Region Stuttgart. Und auch für die Radreise hinauf zum Albtrauf und dann weiter bis zum Ziel sollten die Ausflügler ein bisschen Kondition mitbringen. Die Etappe ist nicht unbedingt für Einsteiger geeignet, auch weil etwa in der Mitte der Tour ein gesperrter Weg ein bisschen Ungemach bereitet: Entweder man trägt sein Bike ein kleines Stückchen auf einem steilen Wanderweg bergab, oder man nimmt für ein kurzes Stück die Straße.

Die Tour beginnt am Geislinger Bahnhof: auf der Bahnhofstraße leicht bergab rollen lassen, mitten durch die Stadt – zunächst in Richtung Göppingen, dann rechts in Richtung Heidenheim. Wenig später nach links auf den Radweg einbiegen. Dann kann man sich kaum mehr verfahren – der Weg im Filstal bis zum Ursprung des Flüsschens ist sehr gut ausgeschildert.

Wo heute die Räder rollen, ist früher die Eisenbahn gefahren, aber die Strecke ist schon lange stillgelegt. In Bad Überkingen geht es vorbei am Gebäude des Sprudelabfüllers Überkinger. In dem verschlafenen Ort überqueren wir die Fils. Der Bach rauscht, die Vögel zwitschern. Idyll pur – ein Urlaubstag unter der Woche. Noch strahlt die Sonne vom Himmel, am Horizont indes drohen dunkle Wolken.

Der Weg geht immer leicht bergauf

In Hausen trottet eine schwarze Katze langsam über die Straße. Kaum Verkehr im Flecken. Ein Hahn kräht. Menschen sind am diesem Nachmittag kaum unterwegs.

13 Kilometer, Deggingen. Im Ortskern führt der Weg vorbei am stillgelegten, schmuck renovierten Bahnhof. Ein Schild weist darauf hin, dass man in dem Gebäude eine Ferienwohnung mieten kann. Der Weg geht immer leicht bergauf. Kein Wunder, wer zum Filsursprung will, der muss halt ein bisschen Höhe gewinnen.

Dann geht es unter der Autobahn hindurch – im Hintergrund ist nun ständig ein leises Rauschen der vorbeifahrenden Autos zu hören. Aber das stört nicht, es hört sich eher an wie Wellen im Meer. Doch plötzlich legt der Mitradler Thomas Kappler vom VVS eine Vollbremsung hin, steigt vom Bike, deutet auf etwas am Boden und ruft: „Ein Feuersalamander!“ Er kennt sich aus in dieser Ecke der Region und sagt, einen Feuersalamander habe er hier schon lange nicht mehr gesehen.

Geopfad, Wanderwege und Nordic-Walking-Parcours

Wiesensteig, 23 Kilometer. Am Ortsende empfängt das Gasthaus Filsursprung seine Gäste. Gleich nebenan: das Freibad. Noch ein paar Kilometer, dann endet die Straße für Autofahrer kurz vor dem Filsursprung. Ein großer Parkplatz, Schilder beschreiben einen Geopfad, Wanderwege und einen Nordic-Walking-Parcours. Noch ein paar Hundert Meter auf einem geschotterten Weg: Ankunft am Zwischenziel, 27 Kilometer. Der Filsursprung ist eine typische Quelle eines Albbaches. Mit einer Grillstelle, Bänken und einem Unterstand.

Jetzt beginnt der anspruchsvollere Teil der Etappe. Der Weg wird steiler. Nach ein paar Kilometern erreichen die Radler den höchsten Punkt der Tour. Der Wanderparkplatz Bahnhöfle liegt auf gut 700 Metern. Eigentlich führt der Radweg nun unterhalb der Burg Reußenstein vorbei – aber dieser Radweg ist wegen Felssturzgefahr zurzeit gesperrt. Man könnte die Autostraße nach Neidlingen nehmen oder auf einem steilen Wanderweg das Rad für ein paar Minuten schultern.

Die Burg Teck im Blick

Ankunft in Neidlingen, 35 Kilometer. Im Ort watschelt ein Entenpaar über die Straße. Wir nehmen den Schwäbische-Alb-Weg nach links. Nun ist die Strecke gut ausgeschildert. Bald ist die Burg Teck im Blick, sie wird umrundet. Der Weg führt durch Streuobstwiesen, Bissingen und Dettingen. Man könnte nun direkt zum Kirchheimer Bahnhof abbiegen. Wir aber machen einen Schlenker zu den Bürgerseen, die am Ortsrand von Dettingen ausgeschildert sind.

Nach 50 Kilometern erreichen wir die beiden Seen, die verschwitzten Radlern Abkühlung versprechen. Am Ufer gibt es einen Kiosk und eine Schutzhütte für jedermann, „kein Verzehrzwang“ heißt es auf einem Schild über dem Eingang. Ein kühles Bad, dann ein Weizenbier oder eine Cola. Die letzten Kilometer bis zum Kirchheimer Bahnhof fahren sich dann fast von allein.