Hier fließt in diesem Sommer wieder Trinkwasser; das war in Stuttgart einige Jahre anders. Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Eigentlich ist die Stadt Stuttgart auf ihr umweltfreundliches Gießwasser für Bäume stolz gewesen. Dann gab es aber wegen der Herkunft Ärger. Das hatte diesen Sommer Folgen. Wie ist inzwischen die Lage?

Letztlich war es ein dummer Zufall. Bei einem Vortrag hatte der Stuttgarter Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) vom innovativen Gießkonzept der Landeshauptstadt berichtet. Um kostbares Trinkwasser zu sparen, bewässert man das Stadtgrün nämlich großteils mit geklärtem Abwasser aus dem Hauptklärwerk Mühlhausen sowie aus den beiden kleineren Kläranlagen in Möhringen und Plieningen.

Bisher hat die Stadt mit Brauchwasser auch aus dem Hautklärwerk in Stuttgart-Mühlhausen gegossen. Foto: Archiv Lichtgut/Ferdinando Iannone

Im Publikum saß offenbar ein Vertreter des Landes, der hinter diese Praxis ein Fragzeichen setzte. Daraufhin wies Thürnau seine Leute an, wieder auf Trinkwasser umzusteigen, bis der Fall geklärt sei. Das Thema wurde im April im Ausschuss für Klima und Umwelt publik. Und der Stadt fehlt bis jetzt die Genehmigung fürs Trinkwasser sparende Gießen. Zur Einordnung: 2023 waren zwei Drittel der 6600 ausgebrachten Kubikmeter solches Brauchwasser.

Das Problem seien laut Stadt Nähr- und Spurenstoffe. Das ist insofern bemerkenswert, als dass es keinen stört, dass dasselbe Wasser beispielsweise in den Neckar oder die Körsch abgelassen wird. Die Genehmigung könnte sich die Stadt übrigens selbst ausstellen: Zuständig ist der Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne).

Stuttgart sagt: wenig Erfahrung in Deutschland

Auf Nachfrage, ob sich die Gießfrage im Verlaufe des Sommers habe klären lassen, antwortet die Pressestelle der Stadt ähnlich wie im Frühling: „Es wurden Unterlagen nachgefordert, diese liegen noch nicht vollständig vor.“ Die Schwierigkeit: Es gebe dazu in Deutschland bisher kaum Erfahrungswerte. Klar sei, es handele sich um mehr als eine Formalie.

„Es handelt sich um eine Grundsatzentscheidung, bei der die potenziellen Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden und Grundwasser im Fokus stehen“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. „Hier betreten wir mehr oder weniger bundesweit Neuland. Dies gilt insbesondere für die hydrogeologisch sensible Situation in Stuttgart (Heilquellenschutzgebiet).“ Man rechne im Herbst mit einer Entscheidung. Heißt aber auch: Diesen Sommer über wurde und wird Trinkwasser vergossen.