Der Hochwasserbehälter wird vom Zweckverband Filderwasserversorgung betrieben. Klaus Peter Wagner (rechts) ist der Geschäftsführer, Wolfgang Schimpf sein Stellvertreter. Foto: Caroline Holowiecki

Der Wasserhochbehälter in Filderstadt-Harthausen versorgt Tausende Menschen mit Wasser. In diesem Sommer wurde besonders viel verbraucht. Was bedeutet das langfristig?

Der Sicherheitsschlüssel am Schlüsselbund von Wolfgang Schimpf sticht allein durch seine Größe deutlich hervor. Mit ihm öffnet er langsam eine schwere Panzertür, dahinter befindet sich ein leerer, gefliester Raum. Doch nicht das, was sich in dem Raum befinden könnte, wird durch die massive Tür geschützt, sondern das, was sich hinter der großen Fensterfront des Raums befindet: Wasser. Ein riesiges Becken mit türkisfarbenem Boden befindet sich hier, 6000 Kubikmeter Trinkwasser fasst es. Eine zweite Wasserkammer, die nicht zu sehen ist, enthält weitere 3000 Kubikmeter.

 

Die Kammern befinden sich im Inneren des zentralen Wasserhochbehälters Drei Linden beim gleichnamigen Aussichtspunkt am nördlichen Rand von Filderstadt-Harthausen, tief vergraben unter einem unscheinbaren eingezäunten Erdhügel. Es ist der zweitgrößte von insgesamt 16 Hochbehältern, die der Zweckverband Filderwasserversorgung (Fiwa) nutzt. Das Wasser aus Harthausen versorgt Zigtausende Menschen. Es kommt aus ihren Wasserhähnen, Duschköpfen und Klospülungen, es dient zum Gießen, Waschen und vor allem zum Trinken. Über drei große Pumpen und gewaltige Rohre wird es weitergeleitet in kleinere Hochbehälter. Von dort geht es schließlich in die Haushalte.

In dieser großen Wasserkammer befinden sich 6000 Kubikmeter Trinkwasser. Foto: Caroline Holowiecki

An ihr Wasser kommt die Fiwa über zwei Bezugsquellen. Zwei Drittel gelangen über die Bodensee-Wasserversorgung in die Region – 183 Mitgliedskommunen und -verbände sind hier mit einem Bezugsrecht involviert und entnehmen 670 000 Kubikmeter Rohwasser pro Tag. Ein Drittel kommt über das eigene Wasserwerk in Neckartailfingen. Dieses gewinnt sein Wasser aus dem teilweise mit Neckarwasser – bis zu 40 Prozent – angereicherten Grundwasser. Dann wird es aufwendig über Filter- und Enthärtungsanlagen aufbereitet. Die Förderung im Wasserwerk liegt bei durchschnittlich 2,5 Millionen Kubikmeter im Jahr.

Das alles macht die Fiwa nach den Fernwasserversorgern zum größten Gruppenversorger für Trinkwasser in Baden-Württemberg. Sie beliefert etwa 146 000 Personen im westlichen Landkreis Esslingen mit durchschnittlich 8,4 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Die Fiwa fungiert dabei quasi wie ein Großhändler, die Feinverteilung läuft über die jeweiligen Stadtwerke oder gemeindlichen Betriebe.

Das Wasser in Harthausen stammt aus Neckartailfingen. Im Foyer des Hochbehälters riecht es leicht nach Chlor. Wolfgang Schimpf, der stellvertretende Fiwa-Geschäftsführer, erklärt, dass eine sogenannte Transportchlorung notwendig sei, „damit das Wasser bis zum Verbraucher nicht verkeimt“. Hygiene und regelmäßige Kontrollen müssen sein. „Nichts wird dem Begriff Lebensmittel gerechter als Wasser“, sagt Klaus Peter Wagner, der Geschäftsführer. Er spricht von einer „kritischen und sehr elementaren Infrastruktur“. Daher auch die Panzertür.

Im Zuge des Klimawandels wird Wasser rarer. Das wissen auch die Fiwa-Chefs. Sinkt der Pegel in den Reservoirs, springt nach dem Ampelprinzip ein Meldesystem an. „Bei Gelb waren wir in diesem Sommer schon“, sagt Wolfgang Schimpf. Der Wasserverbrauch sei in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, „in Summe war es zu trocken“. Bei Rot, bedingt durch eine Dürre oder einen Rohrbruch, müssten Maßnahmen erfolgen. Großverbraucher müssten informiert werden, auch Sparappelle an die Bevölkerung könne es geben. Im Sommer 2018 etwa wurden Landwirte aufgefordert, die Beregnung ihrer Äcker einzustellen. „Reines Rot hatten wir noch nicht, aber wir stoßen an Limits“, betont Wolfgang Schimpf. Fakt ist: Beliebig viel Wasser kann man nicht aus dem Neckar pumpen. Ähnliches gilt für den Bodensee. 2021 hat die Fiwa die dortigen Bezugsrechte um zehn Prozent erhöht. Der Mehrbedarf sei mit der fortschreitenden Aufsiedlung begründet.

Damit auch künftig keiner auf dem Trockenen sitzt, investiert die Fiwa in den Aufbau von Redundanzen, um beispielsweise im Fall eines Problems im Hochbehälter Harthausen die Haushalte auch von anderswo aus beliefern zu können, und plant auch weitere Wasserkammern in bestehenden Hochbehältern. In Wasserleitungen müsse ebenfalls fortlaufenden investiert werden.

Das allein reicht aber langfristig nicht. Wolfgang Schimpf betont: „Wichtig ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Wasser.“ Klaus Peter Wagner nickt. Die Fiwa verfolge das Ziel, die Menschen zu sensibilisieren. „Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Wasser endlich ist.“

Der Zweckverband Filderwasserversorgung

Der Fiwa
Der Zweckverband Filderwasserversorgung (Fiwa) besteht seit mehr als 120 Jahren. Seit dem 1. April dieses Jahres ist der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub der Vorsitzende.

Die Mitglieder
Der Fiwa gehören heute elf Mitglieder an: die Kommunen Aichtal, Altdorf, Filderstadt, Großbettlingen, Leinfelden-Echterdingen, Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Neuhausen, Ostfildern und Wolfschlugen, außerdem die Netze BW Wasser GmbH. Nach der Verbandssatzung beliefert die Fiwa ihre Mitglieder mit dem erforderlichen Trinkwasser. Zudem besteht eine Liefervereinbarung mit der landwirtschaftlichen Beregnungsgemeinschaft Filder. car