Wilma und ihre Komplizen sind bei Menschen aufgewachsen und daher recht zutraulich. Foto: Horst Rudel

Larissa Kopp hat drei Waschbärwaisen aufgezogen. Da das Aussetzen der Tiere illegal ist, hat sie sich dazu entschlossen, sie in einem ausbruchsicheren Gehege zu halten. Ein Besuch in der Bärenhöhle.

Kaum ist der Kugelschreiber unachtsam beiseitegelegt, greifen schon zwei schwarz-graue Pfoten danach. Ein paar tapsige Schritte, dann landet das Schreibgerät in einem Zuber und wird erst einmal gewaschen. Larissa Kopp lacht. Die Waschbären Wilma, Frieda und Freddy machen ihrem Namen alle Ehre. „Die waschen einfach alles“, sagt die 29-Jährige. Der Besucher muss schnell das Notizbuch in Sicherheit bringen, ehe auch dieses versenkt wird.

Im vergangenen Sommer hatte die Allmersbacherin beim Spazierengehen ein Waschbärjunges entdeckt. Sie päppelte das Tier auf – doch die Suche nach einem Quartier verlief ergebnislos. Sie solle das Tier erschießen lassen, riet eine Tierärztin. Das brachte Kopp nicht übers Herz. Zumal Freddy, wie das Tier inzwischen hieß, mittlerweile Gesellschaft von zwei weiteren Waschbärwaisen bekommen hatte, die bei Kopp abgegeben wurden. Daher entschied sie, die inzwischen kastrierten Tiere in einem ausbruchsicheren Gehege unterzubringen.

Wilde Waschbären sollte man nicht streicheln

Vorher wohnte das Trio in einem ohnehin renovierungsbedürftigen Zimmer. „Seit sie im Freien leben, sind sie um einiges wilder geworden“, sagt Kopp. Die Waschbären seien nun nicht mehr ganz so anhänglich. Als sie Wilma krault, fängt diese an, mit ihrer Hand zu kabbeln. „Die spielt nur und beißt nicht wirklich“, sagt Kopp, „man spürt die Zähne kaum.“ Auch mit dem Kater und den zwei- und dreijährigen Kindern der Familie kommen die Waschbären gut klar: „Vor allem mit unserem Kleinen sind sie total vorsichtig“, sagt Kopp. Auch wenn die wohlgenährten Pelztiere mit Kopp spielen und sich knuddeln lassen, sollte kein falscher Eindruck entstehen: Wilma, Frieda und Freddy sind zutraulich, weil sie bei Menschen aufgewachsen sind. Wer einem wilden Waschbären begegnet, sollte von dem wehrhaften und möglicherweise krankheitsübertragenden Tier einen gewissen Abstand halten.

Die Waschbären leben in einem ausrangierten Spielhaus

Die Familie hat keine Mühen gescheut, den possierlichen Tieren ein artgerechtes Zuhause zu schaffen. Begrenzt wird das 250 Quadratmeter große Gehege von einem Zaun aus festem Maschendraht und extra glattem Kunststoff, der nach unten hin durch schwere, buddelsichere Steinplatten geschützt ist und den selbst die geschickten Kletterer nicht überwinden können. Obstbäume und ausgelegte Äste laden zum Kraxeln ein, in der Mitte haben die drei Bären ein geradezu mondänes Domizil. Eigentlich ist es ein Kletterspielhäuschen für Kinder – aber mit Katzenklo, Hängematte und Kuschelmöglichkeiten ausgestattet, nehmen die Tiere es gerne an. Leitern führen nach oben, und über eine Rutsche gelangen die verspielten Schurken nach unten. Dort gibt es viele Spielsachen, die sie erkunden und – natürlich – in den Wasserzubern waschen können.

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Inzwischen kennt Larissa Kopp ihre pelzigen Gartenhausbewohner gut und kann sie trotz der Maskierung auseinanderhalten. Männchen Freddy ist der Scheueste, „er kommt eigentlich nur nachts heraus oder wenn ich alleine im Gehege bin“. Wilma ist dagegen die Chefin – „sie ist die Neugierigste und auch die Kräftigste“. Frieda ist da schon etwas zurückhaltender, sie ist meist im Schlepptau von Wilma unterwegs.

Das Gehege der Waschbären muss ausbruchsicher sein

Dass das Gehege der Waschbären ausbruchsicher sein muss, hat einen guten Grund. Waschbären sind eine nicht heimische Spezies, sie haben in der hiesigen Fauna keine Fressfeinde und können daher in der Tierwelt beträchtlichen Schaden anrichten. Beim Aspacher Nabu war etwa Ende März der Schrecken groß, als Waschbären sich an den für die Amphibienwanderung aufgestellten Eimern bedient und ein Massaker angerichtet hatten. Jäger betonen, auch für bodenbrütende Vogelarten könnten die alles fressenden Tiere eine Gefahr darstellen.

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Für Freddy, Wilma und Frieda sind diese Zeiten vorbei. Sie ernähren sich in ihrem Gehege von Katzenfutter, Nüssen, Insekten, Würmern und Obst und genießen das Luxusleben. Im Herbst, so der Plan, bekommen sie sogar noch einen Teich ins Gehege gebaut. Darin macht das Waschen dann bestimmt doppelt so viel Spaß.