Eine Endoskopie im Refluxzentrum des Klinikum Stuttgart. Foto: Klinikum Stuttgart/TGrosser

Reflux betrifft Millionen Menschen. Die Spezialisten vom Refluxzentrum des Klinikum Stuttgart können mit moderner Diagnostik und Therapie für ein beschwerdefreies Leben sorgen.

Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden unter der Refluxkrankheit. Bei Betroffenen steigt Mageninhalt in der Speiseröhre auf, was zu Sodbrennen, Brustschmerzen bis zu chronischem Husten führen kann. Hilfe finden Patienten im Refluxzentrum des Klinikums Stuttgart.

Gelegentlicher Reflux oder ernsthafte Krankheit?

Fast jeder Mensch ist hin und wieder von einem Reflux betroffen. So kann nach Feierlichkeiten mit fettreichem Essen auch bei sonst gesunden Menschen Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließen. Zudem leiden viele Frauen in den letzten Wochen der Schwangerschaft unter Reflux, was sich insbesondere durch Sodbrennen bemerkbar macht.

Wann wird Reflux zur Krankheit?

Unter einer Refluxkrankheit leidet man aber erst, wenn das Aufsteigen des Mageninhalts zu dauerhaften Symptomen und Komplikationen führt. Dies können neben saurem Aufstoßen und Sodbrennen insbesondere auch Brustschmerzen sein. Wenn es zu häufigem oder dauerhaftem Rückfluss der aggressiven Magensäfte in die Speiseröhre kommt, wird in wenigen Fällen die Schleimhaut chronisch geschädigt, so dass es zu einer Gewebsveränderung kommt, die als „Barrett-Schleimhaut“ bezeichnet wird. Diese Veränderung kann als Vorstufe auch zu Krebserkrankungen führen. Bisweilen vermutet man zudem, dass eine chronische Kehlkopfentzündung (Laryngitis) oder chronischer Husten als Ursache eine Refluxkrankheit haben kann.

„Wer regelmäßig mehrmals die Woche trotz gesunder Ernährung unter Sodbrennen leidet, sollte die Ursache von einem Arzt abklären lassen,“ empfiehlt Professor Dr. Jörg Albert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie, Hepatologie und Infektiologie im Klinikum Stuttgart und Leiter des Refluxzentrums im Krankenhaus Bad Cannstatt des Klinikums Stuttgart. Unter gesundem Essen versteht er kleine Mahlzeiten, wenig Fett und Zucker und kein Essen kurz vor dem Zubettgehen.

Diagnostik: Vom ersten Symptom zur genauen Ursache

Um eine Refluxkrankheit zu diagnostizieren und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Der erste Schritt ist üblicherweise eine Gastroskopie (Magenspiegelung), genauer die sogenannte Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD). Dabei handelt es sich um eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre (Ösophagus), des Magens und des Zwölffingerdarms. Dafür wird ein schlauchförmiges medizinisches Instrument mit einer integrierten Lichtquelle und einer kleinen Kamera. über den Mund eingeführt. Der Arzt oder die Ärztin sieht die Bilder auf einem Monitor und kann so die Organwände betrachten. Bei Bedarf können auch Gewebeproben direkt entnommen werden. Die Untersuchung dauert etwa zehn Minuten. Ein stationärer Aufenthalt ist dafür nicht nötig.

Im Refluxzentrum des Klinikums Stuttgart stehen zudem weitere Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung, wie die Messung des Rückflusses mit der Impedanz-pH-Metrie, die Druck- und Funktionsmessung der Speiseröhre (Manometrie) oder die Röntgenuntersuchung der Speiseröhre unter Verwendung eines Kontrastmittelbreis.

Therapie: Von Lebensstiländerungen bis zur Operation

Ist die Refluxkrankheit diagnostiziert, stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. „Der erste Schritt sollte immer die Umstellung der Lebensgewohnheiten sein. Auf Rauchen, Alkohol sowie fetthaltiges und spätes Essen sollte verzichtet werden. Bei Übergewicht sollte zudem eine Gewichtsreduktion angestrebt werden,“ sagt Professor Albert. Parallel dazu stehen aber auch Arzneimittel zur Verfügung, die entweder die Magensäureproduktion hemmen oder den Barriereschutz der Schleimhaut stärken.

Helfen die konservativen Methoden nicht weiter, kann auch ein operativer Eingriff, die sogenannte Fundoplikatio-Operation, eine Option sein. In aller Regel liegt bei der Refluxkrankheit nämlich auch ein sogenannter Zwerchfellbruch vor, eine im Laufe des Lebens erworbene Gewebsschwäche an der Eintrittsstelle der Speiseröhre in den Bauchraum. „In diesem Fall führen wir zunächst eine Hiatoplastik durch. Dabei werden die auseinander gewichenen Zwerchfellschenkel durch eine Naht zusammengeführt und der Magen wieder in die richtige Position gebracht“, erklärt Professor Dr. Jörg Köninger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie im Klinikum Stuttgart. Er leitet das Refluxzentrum gemeinsam mit Professor Albert. Im gleichen Eingriff erfolgt die Verstärkung des Schließmuskels der Speiseröhre. Dafür wird aus dem oberen Teil des Magens, dem sogenannten Fundus, eine Manschette gebildet die sich wie ein lockerer Schal um den Mageneingang legt. „Dieser Eingriff erfolgt in aller Regel minimalinvasiv, also nicht offen-chirurgisch. Das ist für den Patienten deutlich schonender,“ so Professor Köninger.

Besondere Herausforderungen: „Up side down“ Mägen

Eine besondere klinische Problematik sind sogenannte Thorax- oder „Up side down“ Mägen. Bei diesen oft auch älteren Patienten ist der Magen in großen Teilen oder auch komplett in den Brustkorb verlagert im Sinne einer extremen Ausprägung von Zwerchfellbrüchen (Hiatushernien). Diese Patienten sind gefährdet, da der Magen in der oft kleinen Bruchlücke einklemmen und dadurch eine lebensbedrohliche Notsituation entstehen kann. Auch diese Problematik können die Chirurgen im Klinikum Stuttgart operativ, fast ausschließlich minimalinvasiv, beheben.

Langfristige Therapieerfolge für Betroffene

Üblicherweise schließt sich an die Operation ein zweitägiger Krankenhausaufenthalt an. Professor Köninger: „Die Patienten können schon ab dem ersten Tag nach der Operation normale Kost zu sich nehmen, sollten aber zunächst behutsam essen und sehr gut kauen, bis sich das Operationsgebiet beruhigt hat.“

Für eine gewisse Zeit können noch Probleme wie Schluckbeschwerden auftreten. Professor Albert fasst zusammen: „Durch die engmaschige interdisziplinäre Versorgung schaffen wir es, für jeden Patienten die für ihn passende Therapie zu finden und umzusetzen. Über 90 Prozent unserer Patienten sind nach der Behandlung bei uns beschwerdefrei.“


Info: Weitere Informationen zur Behandlung der Refluxkrankheit im Klinikum Stuttgart finden Interessierte auf der Webseite des Refluxzentrums.