Eine Kanalsanierung in Murr wird noch angegangen, ansonsten bleiben die Mitarbeiter des Verbandsbauamts erst mal am Schreibtisch. Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf Bauprojekte in den hiesigen Städten und Gemeinden aus.

Bottwartal - Soviel vorweg: Das Verbandsbauamt mit Sitz in Großbottwar, zuständig auch für die Gemeinden Oberstenfeld und Murr, kann trotz der Umstände durch das Coronavirus in voller Stärke von acht Mitarbeitern arbeiten. Einzig ein Kollege, der am Mittwoch aus Zypern heimgeflogen wurde, befindet sich seitdem vorsorglich zwei Wochen lang in häuslicher Quarantäne. Und doch verändert sich auch beim Verbandsbauamt in diesen Wochen so einiges. Denn die meisten Bauprojekte sind nicht wie gewohnt umsetzbar.

„Wir warten gerade lieber, bis wir fertig geplante Bauprojekte umsetzen. Denn es wäre ein Problem, wenn eine Straße aufgerissen wird, der Bautrupp dann aber in Quarantäne kommt und sich wochenlang nichts mehr tut“, verdeutlicht der Verbandsbauamtsleiter Jürgen Ruoff, der von einer Risikoabwägung spricht. Vier bis sechs Wochen werde man vorerst abwarten, zumal über Ostern hinzukäme, dass Mitarbeiter der ausführenden Firmen Urlaub hätten. Und es gehe nicht zuletzt auch ums Wohl der Anwohner, die im Fall einer aufgerissenen Straße beispielsweise deutlich länger als gedacht nicht an ihre Garage kämen, wenn die Arbeit auf der Baustelle stoppt.

Das Bauamt konzentriert sich deshalb derzeit auf die Planung von Projekten. Zumal hier Fristen einzuhalten sind, damit etwaige Fördergelder abgerufen werden können. „Bei dem Thema gibt es bislang keine Probleme. Ich denke aber, das Land muss sich bei solchen Verzögerungen dann flexibel zeigen“, so Ruoff. Bereits begonnene Projekte werden beendet – wobei die Corona-Krise hierbei in einem vergleichsweise guten Moment eingetrat, wie der Bauamtsleiter erläutert: „Wir haben nur noch einzelne, kleine Restarbeiten zu erledigen. Das letzte größere Projekt, der Außenbereich der Harzberghalle in Großbottwar, wurde hingegen noch im Februar termingerecht abgeschlossen.“

Die Veränderungen durch Corona zeigen sich am Vorhaben, die Blankensteinstraße in Murr mit neuen Kanälen zu versehen. „Eigentlich gibt es bei so etwas immer eine Infoveranstaltung für Anwohner. Das haben wir jetzt in Absprache mit der Gemeinde nicht gemacht. Stattdessen haben die Anwohner über die Gemeinde unsere Kontaktdaten bekommen, sodass man auf diesem Weg seine Fragen loswerden kann. Wenn ein Problem auftritt oder die Anschlüsse im jeweiligen Haus begutachtet werden müssen, kommt auch ein Mitarbeiter von uns vorbei – natürlich den gesetzlichen Vorgaben entsprechend“, erläutert Jürgen Ruoff den Kompromiss.

Auch in der Birkenstraße in Gronau, in der Kanalarbeiten anstehen, sei man im Wartestand. Und in Großbottwar hätte der Gemeinderat am Mittwoch eigentlich einen Beschluss zur Untersuchung des Kanalsystems in Winzerhausen fassen sollen – die Sitzung fiel aber aus. „Da sind wir aber an keine Fristen gebunden, sodass das in den nächsten Monaten nachgeholt werden kann. Bis dahin machen wir in der Sache einen Cut“, sagt Ruoff.

Wie geplant angegangen werden hingegen die Sanierungsarbeiten im Kanalsystem in Murr, das 2017/18 auf Schäden überprüft worden war und das nun in zwei Abschnitten 2020 (südlich der Hindenburgstraße) und 2021 (nördlich) ausgebessert wird. Zugute kommt dem Verbandsbauamt dabei, dass keine Straßen aufgerissen werden müssen. Stattdessen klettern Mitarbeiter durch Schachtdeckel in die Tiefe, Roboter erledigen viele Arbeiten. „Wenn doch jemand bei uns krank wird, bleibt der Schacht dann eben ein paar Wochen geschlossen“, sagt Jürgen Ruoff pragmatisch. Denn eines sei klar: Der Gang ins Homeoffice ist beim Verbandsbauamt nicht umsetzbar. Die Mitarbeiter bilden daher kleine Teams. Ruoff: „Wenn sich aber jemand infiziert, bleiben wir alle zwei, drei Wochen zuhause.“