Auch wenn dieser Hase ein Kaninchen ist: Kinder lieben die Suche nach den bunten Ostereiern. Foto: picture alliance/Patrick Pleul

Der Höhepunkt des Osterfestes ist für Kinder die Suche nach den Eiern. Doch was sollen Eltern antworten, wenn die Kleinen fragen, wer die Eier versteckt hat?

Stuttgart - Amelie ist vier Jahre alt, ihr großer Bruder Moritz fünf. Bei der Frage ihres Papas, wer die Ostereier bringt, sind sich beide einig: „Der Osterhase.“ „Und wer ist der Osterhase?“, fragt der Vater weiter. „Ein Hase!“ Natürlich, wer auch sonst.

Die Eltern von Amelie und Moritz haben es noch leicht. Ihre beiden Kinder sind vom Prinzip Osterhase überzeugt und stellen keine weiteren Fragen. Andere Kinder kommen da schon mehr ins Grübeln und merken, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Irgendwie passt das nicht zusammen: Normalerweise legen Hühner Eier. Und nun ein Hase?

Die Sache mit dem Weihnachtsmann ist da schon etwas einfacher. Dieser spaziert, wenn auch nur als solcher verkleidet, immer wieder über den Weihnachtsmarkt oder kommt auch schon mal persönlich in den einen oder anderen Haushalt. Das spricht sich unter Kindern rum. Aber der Osterhase? Der hoppelt nur selten durch den Garten. Pfiffige Kinder fragen da: „Gibt es ihn wirklich?“ Diese Frage wundert Dana Mundt von der Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) überhaupt nicht. „Denn Kinder sind neugierig und versuchen, sich die Welt zu erklären“, sagt die Sozialpädagogin.

Hasen legen doch keine Einer

Sie erklärt: Kinder machen im Alter von vier bis fünf Jahren eine Phase in ihrer Entwicklung durch, die von einer Art Entzauberung geprägt ist. Sie fangen dann an, realistischer zu denken und zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden. Deshalb rät die Expertin, auf keinen Fall zu lügen, sondern das Kind dort abzuholen, wo es gerade steht: „Ich empfehle Eltern einfach zu fragen: Was glaubst du denn?“ Bezweifelt das Kind die Existenz des Osterhasen, könne die Reaktion sein: „Da hast du Recht, den gibt es wirklich nicht. Aber in unserer Familie ist das schon seit jeher eine schöne Tradition und uns deshalb wichtig.“ Glaubt das Kind dagegen an den Osterhasen, könnte man mit ihm über den christlichen Hintergrund des Festes sprechen und erzählen, wie es zu Ostern kam.

„Kindern geht es oft gar nicht um eine konkrete Antwort“, weiß auch Einrichtungsleiterin Verena Stahl der Kita Lummerland im Stuttgarter Westen. „Sie wollen sich gemeinsam mit ihren Eltern oder Erzieherin auf den Weg machen.“ Bei diesem Thema sollte man sich an dem Wissensstand und der geistigen Entwicklung des Kindes richten. „Solange die Kinder an den Osterhasen glauben, sollten wir sie in diesem Glauben lassen“, sagt Stahl. Stelle das Kind jedoch Fragen, sei es wichtig, diese ernst zu nehmen und die Wahrheit zu sagen. Die Kita-Leiterin empfiehlt, gemeinsam mit den Kindern nachzulesen, welche Bräuche es gibt und woher diese kommen. Ganz wichtig findet sie: „Das Kind soll sich mit seinen Fragen nicht allein gelassen fühlen.“

Auch für den Fall, dass es in der Familie größere Geschwister gibt, hat die Expertin Dana Mundt einen Vorschlag: „Man kann mit den Großen einen Pakt schließen und sie quasi als Verbündete mit ins Boot holen.“ Dafür dürften sie dann beim Verstecken der Ostereier mithelfen. Wenn man ihnen sagt „Du bist ja schon groß und weißt das ja“ und sie miteinbezieht, spielen die Großen in der Regel gerne mit.

Zeichen für Fruchtbarkeit und Leben

Der Hase gehört schon seit mehreren Jahrhunderten zum Osterfest dazu. Das liegt wohl daran, dass das Tier vor allem im Frühjahr, also auch zur Osterzeit, auf den Feldern zu sehen ist. In dieser Zeit können sich Hasen rasch vermehren. Sie sind deshalb ein Symbol für Fruchtbarkeit und Leben. Genau dafür sind auch Eier ein bekanntes Zeichen: Wenn ein Küken aus einem Ei schlüpft, kann das daran erinnern, dass Jesus am Ostersonntag die Mauern seines Grabes durchbrochen haben soll und von den Toten auferstanden sein soll. Also wird das Osterei symbolisch mit dem Hasen verbunden – an dem Fest, an dem die Christen das neue Leben feiern, so lautet eine gängige Erklärung.

Für Amelie und Moritz wird das Fest dieses Jahr wie gewohnt ablaufen. Sowohl die kleine Amelie als auch ihr großer Bruder glauben beide noch an den Osterhasen und werden friedlich und ohne große Fragen ihre Geschenke im Garten suchen. Doch auch das wird sich ändern. Spätestens wenn Moritz in der Schule von seinen Klassenkameraden erfährt, dass es den Eier bringenden Hasen gar nicht gibt. Dann ist das Geschick und Gespür der Eltern gefragt.