Ist nicht zu stoppen: Kombinierer Jarl Magnus Riiber. Foto: Imago//Terje Bendiksby

Jarl Magnus Riiber ist derzeit mit großem Abstand der überragende Athlet in der Nordischen Kombination. Das erkennt auch Hermann Weinbuch an – zugleich fordert er aber, beim Material genauer hinzuschauen.

Am ersten April-Wochenende endet nach fünf Monaten die Wintersport-Saison, die Skispringer treffen sich zum Abschluss beim Skifliegen in Planica. Und damit just an dem Ort, an dem vor ein paar Wochen die Medaillen bei der Nordischen Ski-WM vergeben wurden. Geglänzt haben dort viele Athleten, natürlich auch Skispringerin Katharina Althaus (3x Gold, 1x Bronze). Überstrahlt wurden aber alle von Jarl Magnus Riiber. Der Kombinierer gewann bei seinen vier Starts vier Mal Gold und steht damit in der langen Liste norwegischer Seriensieger im Spitzensport ziemlich weit oben. Weshalb sich natürlich auch bei ihm die Frage stellt: Wie macht der Mann das nur? Einige interessante Antworten hat nun Bundestrainer Hermann Weinbuch gegeben.

Über einen Punkt herrscht in der Szene Einigkeit: Jarl Magnus Riiber ist deshalb kaum zu schlagen, weil er im Feld der Kombinierer nicht nur ein passabler Läufer ist – sondern vor allem der überragende Springer. Das zeigte sich auch vor zwei Wochen, als er beim Skiflug-Weltcup der Spezialisten auf dem Monsterbakken in Vikersund als Vorspringer abhob und auf der größten Schanze der Welt erst nach 241 Metern (!) wieder landete. „Wenn er sich aufs Springen konzentrieren würde, hätte er das Potenzial, um Podestplätze zu kämpfen“, sagte Hermann Weinbuch gegenüber unserer Zeitung, „davon bin ich felsenfest überzeugt.“ Talent allein reicht dem scheidenden Bundestrainer aber nicht als Erklärung für Riibers außergewöhnliche Flugshow.

Heftige Diskussionen über die Anzüge

In diesem Winter wurde bei den Spezialspringern ja immer mal wieder heftig übers Material diskutiert, der „Blick“ (Schweiz) zitierte vor der WM eine anonyme Quelle, angeblich ein aktiver Springer, mit den Worten: „Zur Zeit kann man die Anzugkontrollen nicht ernst nehmen. Es betrügen praktisch alle, da muss ich mitziehen, sonst habe ich keine Chance.“ Der Hintergrund dieser Aussage: Jeder Zentimeter mehr Stoff, besonders natürlich im Schritt, bringt mehr Tragfläche in der Luft. Ein unschätzbarer Vorteil bei der Jagd nach den größten Weiten. Natürlich auch für Kombinierer. Besonders im Blick hat Hermann Weinbuch dabei den Star der Szene – Jarl Magnus Riiber.

Die Körpervermessung bei dem Norweger passt aus Sicht des erfahrenen Trainers nicht. „Riiber hat schon bei der Grundvermessung einen Vorteil. Wir sollten bei den Kontrollen nachjustieren“, sagte Hermann Weinbuch, „wenn man gut übt oder besonders beweglich in der Hüfte ist, kann man bei der Vermessung vermutlich drei, vier Zentimeter rausholen. Riiber war im Vorfeld der WM vier Wochen raus aus dem Weltcup und kam danach mit einem Wahnsinnsanzug zurück. Diese Entwicklung müssen wir alle zusammen wieder ein bisschen einfangen.“

Von Tricksereien des Konkurrenten mochte der Coach in der Öffentlichkeit zwar nicht sprechen, er erklärte aber: „Ich will keinesfalls abstreiten, dass Riiber der beste Springer ist. Dass er allerdings so weit vorneweg fliegt, ist auch ein bisschen dem Material geschuldet. Ich hoffe, dass der sogenannte Bodyscanner mit einer elektronischen Vermessung bald kommt und die Materialfrage für alle noch fairer gestaltet wird.“

Was nur verdeutlicht: Die Wintersport-Saison geht an diesem Sonntag zu Ende. Zu diskutieren wird es aber auch danach noch genug geben.