Das waren noch Zeiten beim VfB Stuttgart: Martin Spanring zeigt, was er mit dem Ball so alles kann. Marcelo Bordon schaut zu. Foto: Baumann

Vor der Bundesliga-Partie des VfB Stuttgart beim SC Freiburg erinnern wir uns zwangsläufig an Fußballer, die für beide Clubs spielten – vor allem an Martin Spanring.

Stuttgart - Es gab einige Fußballer, die für den VfB Stuttgart und den SC Freiburg spielten – darunter aber nur einen echten Kultkicker: Martin Spanring. Dessen fußballerischer Werdegang hatte ja auch schon völlig irre begonnen. Groß geworden bei München gelangte er über die Sechziger nach Düsseldorf und zu Schalke. Dort hatte Trainer Helmut Schulte was gegen den schönen Martin und ließ ihn mal zu einem Spiel mit den Fans im Zug reisen. Dort musste er sich den Gepflogenheiten entsprechend haltlos betrinken. Mit anderen Worten: Schulte hätte Spanring ohnehin nicht auf den Rasen gelassen. Dann versuchte der Innenverteidiger beim SC Freiburg sein Glück.

Dort hatte Spanring unter Trainer Volker Finke seine fußballerisch beste Phase. Dreimal im Dreisamstadion die Bayern geputzt, im Uefa-Pokal gekickt – kein Wunder, dass ihn der damalige Bundestrainer Berti Vogts sieben Mal in den erweiterten Kader berief, ohne den Mann mit den langen Haaren und den Lederbändchen am Arm jedoch einzusetzen. In der Freiburger Hochphase kursierten Geschichten, Spanring habe in den einschlägigen Freiburger Diskotheken leichtes Spiel gehabt bei den Schwarzwaldmädels mit dem Satz: „Hallo, ich bin Martin Spanring vom SC Freiburg.“

Bursaspor zahlt nicht

Wie auch immer es gewesen sein soll: als Spanring 1997 zum VfB Stuttgart wechselte, da dachte sich manch einer der bruddelnde Haupttribünen-Gesellschaft: „Mein Gott, was für einen Vogel haben sich die Roten denn da ins Nest geholt.“

Dann kamen die Verletzungsprobleme, die Spanring beim VfB daran hinderten zu zeigen, was er wirklich kann. Die alte Form zu Finkes Zeiten war passé. Elf Einsätze in der ersten Saison, zwölf in der zweiten – das war’s erstmal. Und in der dritten Runde trafen dann zwei Welten aufeinander: die des Moralapostels Ralf Rangnick auf der Trainerbank und die des Lebemanns Martin Spanring. Ergebnis: null Einsätze für den Defensivmann. „Das passte nicht. Rangnick und ich waren wie Hund und Katz“, sagte Spanring im Interview mit „11 Freunde“.

Nach vier Jahren beim VfB führte der Weg zum türkischen Club Bursaspor. „Gehalt, Miete, Auto, nichts wurde gezahlt. Anfangs dachte ich: Okay, legst du die Sachen erst einmal selbst aus, das Geld wird schon kommen – doch es kam nicht“, erinnert sich Spanring an die lausige Zahlungsmoral bei Bursaspor. 2002 beendete er dann seine Karriere beim SC Freiburg, wo er sich zuvor nur noch fit gehalten hatte für einen möglichen neuen Verein. Nach Irrfahrten auf der Bundesliga-Landkarte und dem Türkei-Tripp hat Spanring im Breisgau schließlich seinen Frieden und sein Glück gefunden: als Sportmanager des Europaparks in Rust. Die Haare trägt er kurz. Der modische Vollbart wird an den Seiten zwar grau, aber was soll’s: am 14. Oktober wird der schöne Martin ja schon stramme 49. Herrje, wie die Zeit vergeht! Dabei war das alles doch erst gestern.