Erfahren Sie, was die Heilung bei einem Bandscheibenvorfall fördert und was Sie nicht machen sollten. Das Wichtigste im Überblick. Foto: File404 / Shutterstock.com

In Deutschland werden jährlich etwa 140.000 Bandscheibenoperationen vorgenommen. Was Betroffene nicht machen sollten, erfahren Sie hier.

Jeder zweite Deutsche hat regelmäßig Rückenschmerzen (1). Meist liegt die Ursache in einem Bewegungsmangel oder Fehlbelastungen. Nicht selten sind aber auch Veränderungen der Bandscheiben der Grund. Seit 2007 hat die Anzahl der Bandscheibenoperationen in Deutschland um rund 9 Prozent zugenommen (2). Die Dunkelziffer der Bandscheibenvorfälle liegt dabei deutlich höher, da diese oft sogar symptomlos verlaufen. Bei etwa jedem zweiten Patienten werden Bandscheibenvorfälle nur als Zufallsbefund festgestellt (3).

Symptome und Ursachen von Bandscheibenvorfällen

Zwischen den Wirbelkörpern und der Wirbelsäule befinden sich die Bandscheiben. Diese bestehen aus einem Ring aus Bindegewebe und einem flüssigen Gallertkern. Bei einem Bandscheibenvorfall bekommt der Ring Risse, wodurch der Gallertkern austritt und auf einen der Nerven im Wirbelkanal drückt.

Anders als beim Bandscheibenvorfall (Prolaps) tritt bei einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) keine Gallertkernflüssigkeit aus, da der äußere Faserknorpelring hier noch intakt bleibt und sich bzw. ein Teil davon stattdessen verlagert. Da durch die Verlagerung ebenfalls Nerven im Wirbelkanal bedrängt werden können, ist ein Vorfall von einer Vorwölbung anhand der Symptome kaum zu unterscheiden. Aufschluss gibt ein Kernspin oder CT.

Was darf man bei einem Bandscheibenvorfall nicht machen?

Während es früher üblich war, bei einem Bandscheibenvorfall Bettruhe zu verordnen, weiß man heute, dass dies zu weiteren Problemen führen kann, da durch längeres Liegen stützende Muskeln geschwächt werden (4). Heute stehen, sofern es die Schmerzen zulassen, Bewegung, Krankengymnastik und Muskeltraining im Vordergrund. Was man bei einem Bandscheibenvorfall nicht machen sollte, ist:

  • Nicht zum Arzt gehen: Wer einen Bandscheibenvorfall hat, muss zum Arzt. Nur dann kann eine passende Diagnose zum Beispiel mittels MRT stattfinden.
  • Nicht zur Physiotherapie gehen: Nach der Diagnose kommt die Therapie. Ein großer Teil der Bandscheibenvorfälle können konservativ (ohne Operation) behandelt werden. Hier spielt vor allem die Physiotherapie eine wichtige Rolle. Ziel ist die Mobilisierung durch Linderung der Beschwerdesymptomatik bzw. Haltungsschulung und anschließender Stärkung der Muskulatur.
  • Bettruhe: Diese ist nur in Akutphasen angebracht, wenn man sich sonst nicht bewegen kann. Bewegung ist dem Liegen stets vorzuziehen.
  • Einseitige Bewegung / Körperhaltung: Achten Sie auf einen ausgeglichenen Bewegungsmix. Wer lange sitzt, sollte hin und wieder stehen.
  • Falsche Übungen: Da die Möglichkeiten der Bewegungen von der Art des Bandscheibenvorfalls abhängig sind (Wirbelart und Bereich des betroffenen Wirbelkanals), sollten Übungen mit dem Physiotherapeuten abgesprochen werden. Falsche Übungen können Beschwerden verschlimmern.
  • Belastungsspitzen: Vermeiden Sie dynamische bzw. schwungvolle Bewegungen mit starken Belastungsspitzen. Dazu zählen vor allem Mannschafts- und Ballsportarten sowie Rückschlagspiele wie zum Beispiel Tennis.
  • Stoßbelastungen: Eine der Hauptaufgaben von Bandscheiben ist das Abfangen von Stoßbelastungen durch Formveränderungen (Kompression). Bei einem Bandscheibenvorfall ist diese Funktion allerdings gestört. Zu frühe und zu starke Kompressionsreize können die betroffene Bandscheibe weiter schädigen. Sportarten mit Stoßbelastungen sind zum Beispiel Joggen, Trampolinspringen, Fußball oder Reiten.
  • Strak drehende Bewegungen: Vermeiden Sie ebenfalls starke Drehungen der Wirbelsäule, da hierbei die Bandscheiben mit am stärksten belastet werden. Dehnende Übungen sollten mit dem Physiotherapeuten ebenfalls abgesprochen werden.
  • Wenig gehen: Gehen ist sowohl vor als auch nach einer Bandscheibenoperation eine gute Möglichkeit, in Bewegung zu bleiben, ohne dabei die Bandscheiben zu stark zu strapazieren. In den ersten Wochen nach einer Bandscheiben-OP gilt in der Regel: Sport - nein. Sitzen, stehen, spazieren - ja.

Bandscheibenvorfall Heilung beschleunigen

Die Heilung ist abhängig von der Art des Bandscheibenvorfalls. In der Regel kann sich ein Bandscheibenvorfall besser zurückentwickeln als eine Bandscheibenvorwölbung, da die Gallertkernflüssigkeit besser vom Körper abgebaut bzw. verschoben werden kann (5). Bei vielen Patienten lassen die Schmerzen innerhalb von etwa 6 Wochen nach. Bewegungen abseits des Schmerzes fördern Stoffwechselprozesse, da die Bandscheibe so Nährstoffe bekommt (osmotischer Prozess). Bewegungen bei zu viel Schmerzen fördern hingegen Entzündungsprozesse, wodurch der Schmerz zunimmt.

Akute Schmerzen müssen daher erst gelindert werden, um anschließend in Bewegung zu kommen. Suchen Sie sich daher in der Akutphase Haltungen, bei denen die Schmerzen möglichst gering sind. Liegen und Gehen werden von den meisten Betroffenen angenehmer empfunden als Sitzen und Stehen.

Ist der Teufelskreis von Schmerzen - Verspannung - mehr Schmerzen durchbrochen, muss die Wirbelsäule beweglich gehalten und die stützende Muskulatur trainiert werden. Die aktive Krankengymnastik beim Physiotherapeuten ist deutlich effektiver als Massagen und Wärmebehandlungen. Suchen Sie sich am besten eine rückenschonende Sportart, die Ihnen Spaß macht. Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking bieten sich zum Beispiel an.