Gerade im öffentlichen Nahverkehr ist es sinnvoll, sich und andere mit dem Tragen einer Maske zu schützen. Foto: dpa

Die Studienlage zur Wirkung von Schutzmasken ist dürftig. Trotzdem spricht einiges für den Einsatz im Alltag.

Stuttgart - Lange beurteilten hiesige Wissenschaftler die Wirkung von Atemmasken im öffentlichen Raum zurückhaltend. Doch mit Fortschreiten der Corona-Pandemie hat sich die Meinung vieler Experten geändert. Das gilt insbesondere für den Schutz der Mitmenschen vor einer sogenannten Tröpfcheninfektion. „Wenn ich niese, dann verteile ich kleinste Tröpfchen. Und wenn ich ein Stück Tuch vor dem Mund habe, das kann entweder so ein Zellulose-Tuch sein wie bei einer gekauften Maske, oder es kann auch ein Schal oder irgendetwas anderes sein, diese großen Tröpfchen werden dann abgefangen“, erläutert etwa der Virologe Christian Drosten in seinem Podcast. Ähnlich sieht es Bernd Salzberger, Infektiologe am Uniklinikum Regensburg. Im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften sei das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sinnvoll. „Im Freien hat das Tragen der Maske aber keinen Sinn“, so Salzberger.

Experten schätzen die Schutzwirkung als plausibel ein

In asiatischen Ländern prägen Schutzmasken schon lange das Straßenbild. Inwieweit sie etwa in Südkorea zur schnellen Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus beigetragen haben, ist jedoch schwer zu sagen, weil dort ein ganzes Bündel von Maßnahmen eingesetzt wurde – etwa die Verfolgung Infizierter per Handy-App. Tatsächlich gibt es kaum Studien über die Wirkung von Schutzmasken. Unter Laborbedingungen wurde zwar getestet, wie gut verschiedene Maskentypen Tröpfchen bestimmter Größe zurückhalten. Inwieweit die Ergebnisse auf den Alltag übertragbar sind, ist jedoch umstritten. Die Schutzwirkung einer Mund-Nase-Bedeckung für die Mitmenschen – um die es in der aktuellen Debatte geht – sei „bisher nicht wissenschaftlich belegt, sie erscheint aber plausibel“, resümiert das Robert-Koch-Institut. Dagegen gebe es „keine Hinweise“, dass solche einfachen Masken auch die Träger vor Infektionen schützen.

Damit Personen in der Nähe bestmöglich geschützt werden, müssen die Masken aber richtig getragen werden. „Der Stoff muss Mund und Nase vollständig bedecken“, so Salzberger. Wichtig ist auch ein fester Sitz. Sonst können durch Lücken zwischen Gesicht und Maske potenziell virenhaltige Tröpfchen ins Freie gelangen. Wer sich mangels Maske mit Schal oder Tuch behilft, sollte auf das Material achten, rät Salzberger: „Ein einfaches Tuch reicht nicht, in der Regel sollte die Bedeckung aus drei Lagen bestehen.“

Wer Masken kaufen will, muss sich derzeit lange gedulden

Wer Masken käuflich erwerben will, muss sich derzeit lange gedulden oder überhöhte Preise zahlen. Verbraucherschützer warnen vor Fake-Shops im Netz, bei denen der Kunde entweder minderwertige Ware oder gar keine Lieferung erhält. Angesichts des Mangels auch an einfachen Masken kursieren überall Anleitungen für selbst genähte Masken. Als geeignetes Material werden dort unter anderem dicht gewebte Baumwollstoffe empfohlen. Wichtig ist es zudem, dieselbe Maske höchstens einen Tag lang zu nutzen. Ist sie feucht geworden, was die Schutzwirkung verringert, ist ein früherer Wechsel ratsam. Zur Desinfektion von Stoffmasken reicht eine Wäsche bei 60 Grad oder heißes Bügeln. Eilige können die Maske auch für eine Viertelstunde in den 80 Grad heißen Backofen legen.

Die in medizinischen Sektor üblichen FFP2 und FFP3-Filtermasken, die vor allem ihre Träger schützen, halten Experten außerhalb des Medizinbetriebs nach wie vor für überflüssig. Selbst für Risikogruppen sei das Tragen einer solchen Maske nicht sinnvoll, so der Infektiologe Salzberger. Ohnehin deckt die Produktion dieser Masken derzeit nicht einmal den Bedarf von Kliniken und Ärzten.