Gibt man bei Google "Theo Heuss" ein, erscheint zuoberst ein Wikipedia-Artikel über den ersten Präsidenten der Bundesrepublik. Bereits an zweiter Stelle rangiert der Eintrag: "Stuttgart: Nightlife ohne Theo Heuss auf Qype".

Gibt man bei Google "Theo Heuss" ein, erscheint zuoberst ein Wikipedia-Artikel über den ersten Präsidenten der Bundesrepublik. Der Schwabe amtierte von 1949 bis 1959. Bereits an zweiter Stelle rangiert der Eintrag: "Stuttgart: Nightlife ohne Theo Heuss auf Qype".

Ja, Theodor Heuss' guter Name ist heute Synonym für die berühmt-berüchtigte Stuttgarter Partymeile. "Gehen wir auf die Theo Heuss" ist eine weitaus gängigere Redewendung als "Gehen wir zu Theo Heuss". Was bedeuten könnte, das ehemalige Wohnhaus von Heuss auf dem Stuttgarter Killesberg zu besuchen, das seit 2002 ein Museum ist und den Namen Theodor-Heuss-Haus trägt.

"Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch", schrieb Johann Wolfgang von Goethe in seinem "Faust". So hat sich das Wissen der jungen Menschen auf der Theo Heuss um deren Namensgeber, dem zu Ehren nicht unbedingt eine der schönsten Straßen in Stuttgart benannt wurde, längst im Schall der vorbeibrausenden Autos und im Rauch der Zigaretten verflüchtigt.

Bleibt also noch das Gefühl. Und das ist stark. Das Gefühl für "Knabenmorgenblütenträume" (Goethe) - heutzutage allerdings weniger romantisch verklärt. Ein Gefühl, das, wenn man ihm nachgibt, manches Mädchen Monate später zum Müttergenesungswerk treiben wird - welches Theodor Heuss' Frau, Elly Heuss-Knapp, 1950 gegründet hat.

Doch nicht nur dem Gefühl für das andere Geschlecht, auch dem Gefühl für Deutschland wird auf der Theo Heuss Ausdruck verliehen. Nach wichtigen Fußballspielen fährt man hier Corso, wedelt mit der Deutschlandflagge und gröhlt die Nationalhymne. Und das ganz ungeachtet dessen, dass Theodor Heuss als neu gewählter Bundespräsident eine neue Nationalhymne für die Bundesrepublik durchsetzen wollte. Doch Kanzler Konrad Adenauer setzte sich gegen ihn durch - seitdem singt man die dritte Strophe der alten Hymne.

Theodor Heuss würde sich wohl dennoch nicht in seinem Grab auf dem Stuttgarter Waldfriedhof umdrehen, wüsste er, wofür sein Name nun steht. Schließlich war er liberal. Und er, der zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts seine Dissertation zum Thema Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar verfasste, würde sich sicher freuen, dass die Wirtschaften florieren.

Vielleicht würde Theodor Heuss sich auch darüber freuen, wenn die heutigen Besucher seiner Straße statt Caipi auch mal einen heimischen Tropfen schlürfen würden. Es muss ja nicht so weit gehen, dass sie darüber den eigenen Namen vergessen.