Faultiere bewegen sich scheinbar in Zeitlupe. Aber warum sind die Tiere überhaupt so langsam? Die Gründe dafür finden Sie hier.
Wenn man sieht, wie sich Faultiere bewegen, versteht man, woher der Name kommt. Eigentlich sind die Tiere aber gar nicht faul, sie können nur nicht anders.
Warum bewegt sich ein Faultier so langsam?
Der Grund, warum sich Faultiere so langsam bewegen, ist, dass die Tiere einen höchst ökonomischen Organismus haben. Stoffwechsel und Körperfunktionen sind im Vergleich zu anderen Säugetieren teilweise drastisch verlangsamt, was vor allem ein Resultat der energiearmen Blattnahrung ist. Das Ergebnis sind die langsamen Bewegungen und die sehr langen Ruhephasen, für welche die Tiere bekannt sind. Die wichtigsten Merkmale, warum der Organismus von Faultieren so sparsam ist, sind:
- Extrem niedriger Stoffwechsel: Faultiere haben unter allen Säugetieren in ihrer Größe den niedrigsten Stoffwechsel (etwa 40 Prozent von vergleichbar großen Tieren), was auch dazu führt, dass die Muskelkontraktionen deutlich verlangsamt ablaufen (etwa 3- bis 6-mal langsamer als zum Beispiel bei einer Hauskatze).
- Bis zu 20 Stunden Schlaf täglich: Eine weitere Auswirkung des langsamen Stoffwechsels ist, dass Faultiere sehr viel schlafen. Die Tiere sind bis zu 20 Stunden am Tag nahezu komplett inaktiv und verbringen diese Zeit schlafend oder ruhend.
- Niedrige Körpertemperatur: Auch die Körpertemperatur ist bei Faultieren sehr sparsam. Diese liegt nur bei rund 33 Grad und fällt während des Schlafs und in der Nacht sogar noch weiter bis auf 24 Grad ab. Bei solch niedrigen Körpertemperaturen kommt ein Säugetierorganismus auch nur mäßig in Schwung. Ein Resultat sind dann langsamere Bewegungen.
- Sie gehen nur einmal in der Woche auf’s Klo: Ein weiterer Grund für die niedrige Stoffwechselrate von Faultieren ist die sehr langsame Verdauung. Etwa 150 Stunden benötigt die faserige Kost, die zum Hauptteil aus Blättern besteht, bis sie verdaut ist. Das Resultat ist, dass Faultiere auch nur etwa alle 7 bis 8 Tage Kot und Urin absetzen.
- Langsame Bewegungen fallen nicht auf: Die langsamen und gleichmäßigen Bewegungen haben neben der ganzen Sparsamkeit auch einen weiteren Vorteil. Denn durch die langen Ruhezeiten und die extrem langsamen und gleichmäßigen Bewegungen fallen die Tiere meist gar nicht erst auf, was evolutionär einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Beutetieren bietet.
- Faultiere können schlecht sehen: Faultiere sind außerdem ziemlich kurzsichtig, da ihnen ein Augenmuskel fehlt. Da auch das Gehör weniger gut entwickelt ist, orientieren sich die Tiere hauptsächlich durch den Geruchs- und Tastsinn. Schnelle Bewegungen sind dann alleine wegen der Verletzungsgefahr alles andere als praktisch.
- Die gebogenen Krallen machen vieles einfacher: Das Hängen und Hangeln in den Baumkronen ist für die Tiere außerdem durch die gebogenen Krallen besonders kraftsparend, da diese wie Haken funktionieren. Auch Blätter und Zweige lassen sich dadurch mühelos heranziehen.
- Organe sind gesichert: Auch die Eingeweide von Faultieren sind durch besondere Zurrfasern am Zwerchfell vor einem ständigen Absacken gesichert. So sparen die Tiere selbst beim Atmen wertvolle Energie(1).
- Der Kopf kann um 270 Grad gedreht werden: Dass sich Faultiere perfekt an ein energiesparendes Leben in den Baumkronen angepasst haben, ist auch am beweglichen Kopf der Tiere zu erkennen. Dieser lässt sich bei Dreifinger-Faultieren um bis zu drei Viertel herumdrehen, wodurch die Tiere auch bequem an Zweige und Blätter gelangen, die sich hinter ihrem Kopf befinden.
- Mehr Magen und weniger Muskeln: Da die Hauptnahrung von Faultieren energiearme Blätter sind, muss der Magen sehr viel davon aufnehmen. Aus diesem Grund macht er etwa ein Drittel des gesamten Körpergewichts aus. Dafür haben Faultiere auch deutlich weniger Muskeln als andere Säugetiere(2), was wiederum viel Energie spart.
- Nahrung aus dem Fell: Um wichtige Ergänzungsstoffe für die energiearme Blätterkost zu erhalten, fressen Faultiere bei der Fellpflege Insekten, Algen und Pilze, die sich in dem dicht besiedelten Fell befinden. Eine besondere Symbiose gehen Faultiere dabei mit Motten ein, welche sich im Fell der Tiere befinden und das Wachstum der nahrhaften Algen fördern(3).
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