Stan (Stan Laurel, re.) und Ollie leisten Abbitte bei Ollies Ehefrau (Minna Gombell). Letztlich wird der Freundschaftsbund aber wichtiger als die Ehe sein. Foto: Studiocanal

Gerade noch mal so eben haben der Kommissar und seine Freundin im „Polizeiruf 110“ ihre Beziehung retten können. Wesentlich Anteil daran hatten die Slapstick-Legenden Stan und Ollie alias Dick und Doof. Denn diese beiden sind die modernen Schutzheiligen der Loyalität.

Stuttgart - Das sei, meinte unsere Rezensentin gerade, die rührendste Versöhnung, die man sich vorstellen könne. In „Tatorte“, der „Polizeiruf 110“-Folge, in der Kommissar Hanns von Meuffels seinen Abschied nimmt, finden Meuffels (Matthias Brandt) und dessen geliebte Constanze Hermann (Barbara Auer) beim Anschauen einer alten Schwarz-weiß-Komödie aus dem Jahr 1938 wieder zueinander: „Die Klotzköpfe“ mit Stan Laurel und Oliver Hardy, hierzulande (leider) eher bekannt als Dick und Doof.

Doch warum ausgerechnet diese olle Kamelle? Um zu zeigen, dass Meuffels mit seinem Geschmack und seinen Werten den Anschluss an unsere Zeit verpasst hat? Ein wenig dürfte auch das eine Rolle spielen. Vor allem aber wissen die Macher von „Tatorte“, dass es beim einst weltweit erfolgreichen Komikerduo Laurel & Hardy zwar jede Menge Torte-ins-Gesicht-Slapstick gab, dass der aber nur Nebensache war. Im Kern ist das ganze Schaffen dieser Komödianten die größte Hymne auf das aneinander Festhalten durch Dick und Dünn, die ermutigendste Zerreißprobenfolge für Freundschaft, die lustigste Schule des Verzeihens als Lebensgrundlage, die das Kino – oder irgendeine andere Kunstform – kennt.

Einfalt und Rücksicht in einer harten Welt

Laurel und Hardy wurden 1927 ein Duo – und schubsten einander fortan in 72 Kurz- und 23 Langfilmen von einer Patsche in die andere. Ihre beiden Filmfiguren Stan und Ollie sind nicht wirklich gut geeignet für die harte Welt, die sie jeweils umgibt. Stan ist schlicht zu einfältig, um zu begreifen, was von ihm erwartet wird, wie er sich verhalten müsste und wie etwas funktioniert. Ollie ist zu weichherzig, zu rücksichtsvoll und zugleich zu sehr auf seine eigene Würde bedacht, um mit den egoistischen Rüpeln ringsum gut klarzukommen. Ollie hätte es alleine schon schwer genug, aber Stan an seiner Seite sorgt dafür, dass jede Stunde jedes Tages ein Dickicht der – meist schmerzhaften – Komplikationen wird.

Ja, wenn Oliver Hardy gerade wieder mal von oben bis unten durchnässt, in den Dreck gestoßen, in vergebliche Anstrengungen getrieben wurde, wenn mal wieder sein Anzug, sein Wohnzimmer oder sein Auto ruiniert wurden – dann braust er auf gegen Stan. Aber das sind einfach Dampfablassmomente durch ein Überdruckventil, keine Schnitte in jenes unsichtbare Band, das zwischen Stan und Ollie im Himmel geknüpft scheint. Stan- und Ollie-Komödien haben einen magischen Kern, sie erzählen von der Gewissheit einer Seelenverbindung, die keine Abwahloption mehr hat und will.

Als der Groschen fällt

In „Die Klotzköpfe“ waren Stan und Ollie 20 lange voneinander getrennt: Weil Stan nicht mitbekommen hatte, dass der Erste Weltkrieg zu Ende ging, und weiter auf einsamem Posten in einem Schützengraben in einem offenbar sehr abgelegenen Winkel Frankreichs stand. Ollie erfährt von dem Fall aus der Zeitung und weiß zunächst nicht, um wen es sich handelt. Er ist sich sicher, das könne nur dem dämlichsten Menschen der Welt passieren. Als der Groschen aber fällt, gibt es keine Sekunde des Zögerns: Ollie stürzt los, um Stan aus dem Veteranenheim abzuholen.

Es geht nicht um Risiken, um Opportunitäten, um Bequemlichkeiten oder andere Beziehungen. Es geht um eine Freundestreue, die unzerrüttbar ist, die von den schlimmsten Missgeschicken und Missverständnissen – von denen es auch in „Klotzköpfe“ etliche gibt – nicht einmal Kratzer abbekommen kann. Stan und Ollie sind die modernen Schutzheiligen der Loyalität.

Wer auch immer die Idee hatte, Constanze Hermann und Hanns von Meuffels mit „Die Klotzköpfe“ Versöhnung feiern zu lassen, hat das innerste Wesen der Laurel-und-Hardy-Komik begriffen. Und wer nach „Tatorte“ noch ein wenig mehr an Ermutigung zu Versöhnungen braucht: „Die Klotzköpfe“ ist als deutsche DVD bei Studiocanal erhältlich.