Die Metallbeschäftigten zeigen sich streikbereit. Foto: Gottfried Stoppel

Mitarbeiter und Gewerkschafter tragen ihre Forderung nach mehr Lohn durch die Waiblinger Innenstadt. Am Donnerstag steht die nächste Verhandlungsrunde an.

An der Forderung der Metallbeschäftigten dürfte nach dieser Demonstration kein Zweifel bestehen: Acht Prozent mehr heißt es auf Schildern, Spruchbändern und in Megafon-Durchsagen – sogar das Laugengebäck, an dem sich die Warnstreikenden laben, hat die Form einer Acht.

Am Dienstag ist ein menschlicher Lindwurm von etwa 300 Teilnehmenden durch Waiblingen gezogen. Die Demonstration mit roten Fahnen, Trillerpfeifen, der einen oder anderen Bierflasche, Warnstreik-Parolen und Pyrotechnik zog manche Blicke auf sich. Einige davon anerkennend, wieder andere amüsiert – manche Kinder waren regelrecht begeistert angesichts des Krachs und des Geruchs nach Faschingspistolenrauch.

Die Kundgebung startete am Stihl-Werk 6 in der Stuttgarter Straße, die Mitstreiter zogen an der Post in der Mayenner Straße vorbei, dann weiter über den Alten Postplatz und durch die Altstadt. Dort, vor dem Waiblinger Rathaus, fand dann die abschließende Kundgebung mit Kaffee, Tee und besagten Achterbrezeln statt.

Stihl, Bosch, Mahle Aftermarket, Syntagon Remshalden – die Firmennamen auf den Bannern und Fahnen erinnerten daran, dass der Rems-Murr-Kreis das Zuhause vieler großer Player der Metallbranche ist. Die Stimmung unter den Protestierenden wirkte gut, aber entschlossen.

Anlass für die Kundgebung sind die derzeit stattfindenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. „Wie kann man sich nur so unsolidarisch verhalten“, rief Jürgen Vag, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Murrhardt. Die Arbeitgeber könnten die steigenden Kosten durch Ukraine-Krieg und Inflation an Kunden weitergeben, die Beschäftigten der Metallbranche nicht.

Am Donnerstag gehen die Verhandlungen weiter

Die von der IG Metall vertretenen Metaller wollen die eingangs erwähnten acht Prozent mehr Lohn – eine Forderung, der die Arbeitgeber bislang eine Absage erteilen. Sie verweisen auf die aktuelle Lage mit Preisexplosionen bei Energie und Rohstoffen, Krieg in der Ukraine und Lockdown in China. „Die Unternehmen produzieren heute noch immer rund 12 Prozent weniger als noch vor den Krisen 2018“, heißt es auf der Webseite des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Vor diesem Hintergrund haben die baden-württembergischen Metallarbeitgeber angeboten, bei einer Laufzeit des nächsten Tarifvertrages von 30 Monaten eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro zu zahlen.

Laut Matthias Fuchs, dem IG-Metall-Geschäftsführer im Rems-Murr-Kreis, haben sich am Dienstag an den Warnstreiks insgesamt rund 8000 Menschen beteiligt. Die Gewerkschafter und die Beschäftigten würden sich nun auf eine Urabstimmung vorbereiten, die nächste Stufe auf dem Weg zum Streik. „Entweder es gibt am Donnerstag bei den Verhandlungen ein Ergebnis – oder wir streiken, dann war das alles bisher nur ein Kinderfasching.“