Ein Flugzeug der Fluggesellschaft Lufthansa landet auf dem Flughafen Stuttgart. Am Mittwoch wird das aufgrund eines Warnstreiks erschwert werden. (Archivbild) Foto: dpa/Marijan Murat

Die Gewerkschaft Verdi geht bei den Tarifverhandlungen in die Offensive und ruft für Mittwoch zum Warnstreik auf. Wie groß sind die Auswirkungen am Stuttgarter Flughafen? Und was müssen betroffene Passagiere wissen?

Der Flughafen Stuttgart rechnet wegen eines für Mittwoch geplanten Warnstreiks nur mit geringfügigen Auswirkungen für die Passagiere. Die Gewerkschaft Verdi hat das Lufthansa-Bodenpersonal aufgrund eines Tarifkonflikts zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen.

Davon sei aber in Stuttgart lediglich die Lufthansa-Verbindung nach München betroffen, sagte eine Sprecherin des Flughafens am Montag. Demnach seien vier Flüge von Stuttgart nach München und zurück geplant. Passagiere anderer Fluggesellschaften seien von dem Warnstreik nicht betroffen.

Passagiere, die aber betroffen sind, sollten nicht nur starke Nerven mitbringen, sondern auch ihre Rechte kennen. Ein Überblick:

Wann gibt es eine Entschädigung?

Ob es im Falle eines Streiks eine Entschädigung gibt oder nicht, hängt davon ab, wer genau in den Arbeitskampf getreten ist. Denn: Streiken nicht die Angestellten der Fluggesellschaft selbst, sondern beispielsweise die Mitarbeiter eines Dienstleisters am Flughafen, kann sich die Fluggesellschaft auf „außergewöhnliche Umstände“ berufen und eine Entschädigung nach der Europäischen Fluggastrechteverordnung verweigern.

Streiken hingegen die eigenen Mitarbeiter, weil sie beispielsweise ein höheres Gehalt oder bessere Arbeitszeiten durchsetzen wollen, ist dies kein „außergewöhnlicher Umstand“ - das Recht auf Entschädigung bleibt bestehen. Ab einer Verspätung von drei Stunden können Reisende dann eine Entschädigung in Höhe von bis zu 600 Euro geltend machen.

Ob es im aktuellen Streik eine Entschädigung gibt, ist laut der Geschäftsführerin der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP), Sabine Cofalla, unklar. Entscheidend sei, ob im Einzelfall das zuständige Bodenpersonal bei der Lufthansa selbst angestellt sei oder nicht. „Wir würden jeden einzelnen Fall prüfen müssen, was genau für ein Personal eingesetzt wurde“, sagt Cofalla. Sie rät Reisenden dazu, am Reisetag alle Details zu dokumentieren - beispielsweise die Kommunikation mit der Fluggesellschaft abzuspeichern und Anzeigetafeln am Flughafen zu fotografieren.

Welche Ersatzleistungen gibt es?

Ab einer Verspätung von drei Stunden haben Reisende einen Anspruch auf eine alternative Beförderung zu ihrem Reiseziel. So müssen die Fluggesellschaften Urlauber beispielsweise auf einen anderen Flug umbuchen. Bei innerdeutschen Flügen kann ein verspäteter oder gestrichener Flug auch mit einer Bahnfahrkarte ersetzt werden.

Ist der Flug aufgrund des Streiks mehr als fünf Stunden verspätet, gibt es den vollen Ticketpreis zurück. Müssen Reisende zudem lange auf eine alternative Reisemöglichkeit warten, müssen die Airlines auch eine Unterkunft und den entsprechenden Transport bereitstellen. Bereits ab einer Verspätung von zwei Stunden oder mehr und einer Reisedistanz von mindestens 1500 Kilometern müssen den Reisenden am Flughafen außerdem Essen und Getränke zur Verfügung gestellt werden.

Die Fluggesellschaften müssen den Reisenden außerdem die Möglichkeit geben, Kontakt zur Familie, zu Kollegen oder Bekannten aufzunehmen: Mindestens zwei Telefonate müssen den Urlaubern ermöglicht werden, alternativ das Versenden von zwei Emails.

Was tun bei einem Streik?

Wer am kommenden Mittwoch oder an einem der folgenden Tage von den Konsequenzen des Streiks betroffen ist, sollte sich die Verspätung und den Verspätungsgrund von der Fluggesellschaft schriftlich bestätigen lassen. Wird die Fluggesellschaft nicht von sich aus tätig, sollten Reisende auf die Ersatzleistungen bestehen und bei anfallenden Kosten die Belege aufbewahren.

Reisende sollten sich außerdem bei der Fluggesellschaft aktiv nach einem möglichen Ersatztransport erkundigen. Dafür sollten Passagiere der Fluggesellschaft eine Frist von drei Stunden nach der ursprünglich geplanten Abflugzeit setzen.

Bei annullierten Inlandsflügen kann es sich lohnen, für die Reise auf die Bahn umzusteigen. Reisende können ihr Bahnticket auch selber buchen, sollten aber darauf achten, dass der Bahnticketpreis nicht über dem ursprünglichen Preis des Fluges liegt - auf der Differenz können sie sonst möglicherweise sitzen bleiben. In jedem Fall gilt auch hier: Belege sollten aufbewahrt und möglichst zeitnahe bei der Fluggesellschaft zur Erstattung vorgelegt werden.