Werbefiguren für das 24. Internationale Trickfilmfestival: Piraten haben sich lieb. Foto: ITFS

Die Piraten sind in der Stadt. Sie werben für das 24. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart, das am Dienstag startet. Ausschnitte kommender Höhepunkte gab’s für geladene Gäste bei der Warmup-Party im Gerber.

Stuttgart - In der Geschichte des Trickfilms haben es Piraten nicht leicht. Aus Furcht vor Asterix und Obelix versenken sich die Räuber der Meere mitunter selbst. Der dicke Gallier, der findet, er sei nicht dick („Wer ist hier dick?“), kann’s gar nicht leiden, wenn Piraten aus Angst vor der Niederlage ihre Schiffe selbst zertrümmern. Denn Obelix fühlt sich um eine Schlägerei betrogen.

Animierte Piraten hängen neuerdings quer durch die Stadt. Sie entern Stuttgart und denken gar nicht daran, selbstzerstörerisch zu sein, wie bei Asterix üblich. Jeder, der mit dem Auto oder der Bahn in Stuttgart unterwegs ist, sieht sie immer wieder: Im Ausguck ihrer Schiffe beugen sich zwei Piraten mit Obelix-Statur weit nach vorne und kommen sich nah. Die beiden sind auf Plakatwänden und Litfaßsäulen zu sehen, um für das 24. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) zu werben, das an diesem Dienstag startet (die Eröffnungsgala ist in beiden Gloria-Kinos ausverkauft).

Piraten beflügeln die Fantasie

Piraten auf der Leinwand haben schon immer unsere Fantasie beflügelt. Ob Captain Jack Sparrow oder Captain Kidd – mit ihnen verbinden wir Freiheit, Abenteuer, Exotik, die Flucht aus der Tristesse des Alltags. Und was verbinden wir mit den Werbefiguren des Trickfilmfestivals, die sich in ihrem Ausguck tief in die Augen schauen? Bei der Party zum Warmlaufen vor dem Start des umfangreichen Programms mit 220 Veranstaltungen – man nennt so was „Warmup“ oder noch neudeutscher „Pre-Event mit exklusiven Einblicken“, wie auf den Einladungen zu lesen war – hat Professor Ulrich Wegenast, der künstlerische Geschäftsführer, Ausschnitte aus den bevorstehenden Festivalhöhenpunkten auserlesenen Gästen vorgeführt. Vorneweg zeigte er den Trailer mit den Piraten, der im Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg entstanden ist. Während sich unten auf den Schiffen die Kollegen die Köpfe einhauen, sind die Schwergewichte vom Ausguck mit sich selbst beschäftigt.

Sie kommen sich immer näher. Am Ende leuchten rote Herzchen auf. Die beiden küssen sich. Knutsch! Die Schmatzgeräusche dazu hat Professor Wegenast in der Gerber-Upstairs-Loungs selbst gemacht. Der Chef lieferte also den Soundtrack – das kam so gut an wie der Piratenkuss.

„Animation erfüllt die Sehnsucht nach Verzauberung“

Der Festivalmacher kann nicht nur den Knutschlaut von sich geben. Er kann auch große Sätze sagen. „Animation ist der Urknall des Kinos“ etwa. Und: „Animation erfüllt die Sehnsucht nach Verzauberung.“ Auch dieses Zitat liefert er uns: „Animation ist überall.“ Nicht nur an Kinder richte sich diese Kunst, sondern „zu 80 Prozent an Erwachsene“. Animation sei ein „Medium der Politik“ – und des Fußballs, wie Wegenast mit Blick auf den VfB-Ehrenratsvorsitzenden Hans H. Pfeifer unter den Gästen sagte: „Der VfB hat einen animierten Erklärfilm produziert, um für die Ausgliederung der Profiabteilung zu werben.“

Im Gerber freilich soll an diesem Abend für das Trickfilmfestival geworben werden, sofern dieses überhaupt Werbung nötig hat. 85 000 Besucher werden an sechs Tagen erwartet, falls das Wetter für die Open-Air-Leinwand mitspielt. Ein Höhepunkt wird am 4. Mai um 20.15 Uhr auf dem Schlossplatz bei freiem Eintritt „Findet Dorie“ sein, die Fortsetzung von „Findet Nemo“. Tiere sind in der Zeichentrickwelt weiterhin im Trend. Wunderbar melancholisch ist der Film, der beim „Pre-Event“ vorab zu sehen war. Eine Katze und ein Hund treffen sich am Flughafen und erinnern sich an ihre nie ausgelebte Liebe. Den richtigen Zeitpunkt für sich haben sie verpasst.

Keiner sollte das Festival der bunten Bilder verpassen. Am besten sucht man sich rechtzeitig einen Ausguck auf dem Schlossplatz – und jemanden, den man dort küssen kann.