Die Wangener Landfrauen wollen nicht nur für Festivitäten backen, sondern auch mitreden. Foto: StZ/Archiv

In Wangen gibt es nur noch zwölf Landfrauen. Der Ortsverein will in die Offensive gehen und sich vor allem um jüngere Frauen bemühen. Der Bürgermeister Daniel Frey hat seine Unterstützung zugesagt.

Wangen - Die Auflösung des Wangener Ortsvereins der Landfrauen scheint abgewendet. Neue Inhalte und Angebote für jüngere Frauen sollen der schwindenden Mitgliederzahl entgegenwirken. Die Wangener Frauen kämpfen nicht auf verlorenem Posten. Der Kreis- und der Landesverband der Landfrauen stärken ihnen den Rücken – und nicht zuletzt der Bürgermeister Daniel Frey. Er hat zugesagt, einen Raum zur Verfügung zu stellen, und das Ganze auch ideell zu unterstützen. Er kündigte an, Fördermitglied zu werden, sofern es in Wangen weitergehe. Den Landfrauen komme eine wichtige Aufgabe zu, sagt er. Sie seien nicht nur die besten Kuchenbäckerinnen im Ort. Sie stünden auch für Werte, wie Heimat und Tradition.

Wege aus der Krise

Ihr angestaubtes Image wollen die Landfrauen los werden. Bei einer mit rund 30 Frauen gut besuchten Informationsveranstaltung in Wangen zeigte Rita Reichenbach vom Landesverband Württemberg-Baden Wege aus der Krise auf. Sie berief sich auch auf die Wurzeln des Verbandes, der mit amerikanischer Protektion nach den Wirren des Krieges wieder gegründet wurde – nicht zuletzt als Ort, an dem Demokratie einstudiert werden sollte. Damals habe man sich allen Frauen geöffnet, sagte Reichenbach. Mittlerweile betrage der Anteil der Bäuerinnen im Verband, der insgesamt 54 000 Mitglieder in 24 Kreisverbänden hat, noch nicht einmal mehr zehn Prozent.

Sie stellte auch klar, dass sich die Landfrauen in erster Linie als Bildungsträger verstehen. „Es ist unendlich viel möglich“, erklärte sie. Mehr noch: anders als bei vergleichbaren Organisationen werde auf Gemeinschaft Wert gelegt. „Wir möchten, dass eine Bindung entsteht und sich die Frauen gegenseitig unterstützen.“ Das Spektrum des Angebots reiche von Pilates über Kreativ-Workshops bis hin zu Vorträgen über die verschiedensten Themen, etwa auch über die kaufmännische Buchführung. Teilnehmen dürften nicht nur Mitglieder. Für die Abrechnung sei es nur wichtig, pro Veranstaltung mindestens zehn Personen aufzubieten.

Neuorientierung ist unumgänglich

Die Probleme in Wangen sind keine Ausnahme. Rita Reichenbach ist oft unterwegs, um Mut zu machen. Viele Ortsvereine hätten aber wieder Aufwind bekommen, nachdem sie sich neu orientiert hätten. Eine Neuorientierung aber sei unumgänglich. Der gesellschaftliche Wandel habe auch nicht vor dem ländlichen Raum Halt gemacht. „Die jungen Frauen binden sich heute nicht mehr, und die Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, ist geringer geworden.“ Ihr Rezept dagegen: „Wir müssen uns darauf einstellen und mehr befristete Angebote machen.“ So könne sich ein Chor eben nur zehnmal vor Weihnachten treffen und nicht das ganze Jahr über, das gleiche gelte für andere Angebote.

Dass sich die Schwierigkeiten überall gleichen, ging auch aus vielen Schilderungen der Teilnehmerinnen aus benachbarten Ortsvereinen hervor. Von einem geglückten Neustart berichtete eine Landfrau aus dem 47 Mitglieder zählenden Ortsverein Faurndau, dessen Durchschnittsalter aktuell 79 Jahre beträgt. Wie es in Wangen konkret weitergeht, muss sich noch zeigen. Sobald sich die Informationen gesetzt haben, will der Bürgermeister erneut einladen. Ein Wink des Ortsvereins genüge. Fürs Erste zufrieden zeigte sich Anne Breitenbücher, die Vorsitzende des Kreisverbands. Mut mache, dass auch junge Frauen gekommen seien. Außerdem sei bereits ein neues Mitglied gewonnen: Silvia Abele. Die 60-Jährige ist positiv überrascht von den Möglichkeiten bei den Landfrauen. Deshalb möchte sie helfen, etwas aufzubauen – „gerade für jüngere Frauen.“