Vor einigen fotografischen Glanzlichtern der Reisen in den Süden: Der Wanderführer und Naturfreund Rosario Bellina. Foto: Horst Rudel

Der von Sizilien stammende Rosario Bellina organisiert und leitet Reisen in Deutschland und Italien. Ein Schwerpunkt und eine verbindende Klammer der Angebote sind die Geschichte sowie die Relikte aus der Stauferzeit.

Kirchheim - Lässt Rosario Bellina in seinem Büro auf dem Kirchheimer Schafhof die Bilderreihen von den Wanderreisen nach Italien auf dem PC vorbeiziehen, dann ist er oftmals auf den ersten Blick schwer zu erkennen. Denn zu sehen sind vor traumhaften Naturkulissen, malerischen Stadtansichten oder historisch-kulturellen Glanzlichtern meist ganze Gruppen wuseliger Menschen.

Ohne Rosario aber läuft bei ihnen nichts, er ist der Anführer, besser gesagt der Fremdenführer. Freilich verkörpert der 58-Jährige eine recht spezifische Variante eines Reiseleiters: Er ist sowohl Mitglied im Schwäbischen Albverein, als auch im Club Alpino Italiano und schlägt seit 13 Jahren als zertifizierter Wanderführer eine touristische Brücke zwischen dem deutschen Südwesten und Italien. Was Bellina dabei speziell mit dem Schwabenland verbindet, ist die gemeinsame Geschichte der Staufer-Ära, wobei die Faszination, die er aus der legendären Person des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. (1194-1250) bezieht, unschwer herauszuhören ist.

Per Maultier auf den Berg

Das Wanderfaible und der Entdeckerdrang ist Rosario in die Wiege gelegt worden. Geboren als Bauernsohn im 900 Meter hoch gelegenen S. Stefano Quisquina, circa 80 Kilometer südlich von Palermo, war er schon als kleiner Steppke und per Maultier auf den bis zu 1600 Meter hohen und nach den Ureinwohnern benannten Monti Sikani unterwegs. Auch des Buben Gespür für Naturbewahrung und die heutzutage so oft bemühte Forderung nach Nachhaltigkeit ist wohl schon früh geschärft worden, war der Vater doch im Nebenverdienst von der Forstverwaltung beauftragt worden, auf abgeholzten Flächen Pinienbäume zu setzten, die als Pionierpflanzen den angestammten Eichen und Steineichen ein Fortkommen ermöglichen sollten.

Mit 16 besuchte Rosario zum ersten Mal seinen ältesten Bruder Pietro, der bereits in Kirchheim lebte. „Ich war von der Stadt und dem bergigen Umland sofort angetan“, erinnert sich Bellina. Gleiches galt für die Nähe zum Stauferland rund um die drei Kaiserberge im Kreis Göppingen. Und nachdem er auf Sizilien seinen Abschluss als Elektrotechniker gemacht hatte, kehrte Rosario als 20-Jähriger zurück in die Teckstadt und begab sich auf Jobsuche. Die passende Stelle fand sich dann in Esslingen, wo er bis heute arbeitet.

2003 stieß der Neubürger zur Kirchheimer Ortsgruppe im Schwäbischen Albverein und erwarb das Zertifikat als Wanderführer. Nicht zuletzt auf Wunsch vieler Vereinsmitglieder brach schon zwei Jahre später ein Albvereinstrupp unter der Regie von Rosario zur ersten Fernreise in dessen alte Heimat Sizilien auf. Der Schritt erwies sich für den Reiseleiter nicht nur als probates Mittel gegen gelegentliche Heimwehattacken, sondern in der Wahl von Landgütern des Agrotourismus’ für Unterkunft und Verpflegung sah (und sieht) Bellina einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen und sanften Tourismus.

Mit „Bellina on Tour“

Die Wanderreisen unter dem Stichwort „Bellina on Tour“ entwickelten sich nachgerade zum Selbstläufer: Zu Sizilien, das pro Jahr immer noch zweimal auf der Agenda steht, gesellten sich herausragende Naturlandschaften und Kulturstätten des italienischen Stiefels – von Piemont bis hinunter nach Kampanien und dem historischen Stauferschwerpunkt in der Landschaft Apuliens. „Das Erleben einer Landschaft“, so die Maxime von Rosario Bellina, „bedeutet das Kennenlernen von Land und Leuten, der Natur und Kultur sowie der Traditionen, der Küche und der Geschichte“. Diese Vorgaben ließen sich aber am besten dadurch einlösen, dass man seine Etappenziele erwandert.

Das Wandervirus ist längst auf Rosarios Frau Eva-Maria und die Tochter Alessandra übergesprungen. Und da ist es für einen Familienbetrieb in der Wander- und Reisebranche nur logisch, dass alle Drei auch Mitglieder in der Albvereinsfamilie sind.