76 Flaschen schwer: Walter Sittler (links) wird mit Wein aufgewogen. Das Foto zeigt ihn mit Dietrich Rembold, Marian Kopp, Laudator Uwe Reyle und Ehefrau. Foto: Werner Kuhnle

Die Lauffener Weingärtner küren Walter Sittler zum „Weingenießer des Jahres“.

Kann jemand, der in Chicago geboren wurde und in München aufgewachsen ist, jemals ein rechter Schwabe werden? Doch, er kann: Den Beweis lieferte jetzt Walter Sittler. Der bekannte Schauspieler wurde am Samstag in der Lauffener Vinothek von der Lauffener Weingärtner eG mit dem Titel „Weingenießer des Jahres“ ausgezeichnet. Er freue sich, sagte Sittler, „dass ich damit einen weiteren Schritt zum Schwabentum gemacht habe“.

Die Lauffener Weingärtner pflegen das Format des „Weingenießers“, mit dem sie Prominente ehren, schon seit einigen Jahren. Zu den Vorgängern Sittlers zählen unter anderen der damalige EU-Kommissar Günther Oettinger und der Kabarettist Christoph Sonntag; sie wurden gewissermaßen damit in den „Adelsstand“ (so Marian Kopp, Geschäftsführender Vorstand der Weingärtner) der Rebensaft-Freunde erhoben.

Die meisten Preisträger kamen aus der Kultur

Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger würdigte den Schauspieler als „schwäbischen Kosmopoliten“. Die Hölderlin-Stadt sei eine besondere, durch den Weinbau geprägte Gemeinde, sie müsse immer wieder darauf hinweisen. Bemerkenswert, so Waldenberger, sei die Tatsache, dass die meisten Preisträger bisher aus der Kultur kamen.

Die Laudatio hielt Uwe Reyle, Professor für Computerlinguistik an der Universität Stuttgart und mit Sittler persönlich befreundet. Er zeichnete, mit einem Augenzwinkern, die spannende Lebensgeschichte des Geehrten nach, seinen Weg in die Schauspielkunst und dann auch ins Fernsehen, vor allem aber auch die unglaublich vielfältigen Talente und Interessen, die Sittler entwickelt habe. Und immer wieder spielte der Rebensaft in einer Nebenrolle mit. Jetzt zum Beispiel übe Sittler Schlagzeug, in seinem Keller, „umgeben von bestem Wein.“

Walter Sittler bedankte sich in seiner Antwort für die „Ehrennadel“. Es sei ein weiter Weg von Chicago nach Lauffen. Doch er habe nun seit über 40 Jahren seinen ersten Wohnsitz in Baden-Württemberg: „Die Region ist mir ans Herz gewachsen.“ Und natürlich auch ihr Wein. „Die Weine in Baden-Württemberg sind in den letzten Jahrzehnten sehr gut geworden“, befand er, das liege an der Arbeit der Winzer und an der Art, wie heute der Weinbau betrieben werde.

76 Flaschen kamen zusammen

Als frisch gekürter Lauffener Weingenießer wurde Sittler in Wein aufgewogen. Dazu musste er sich auf eine alte Sackwaage stellen, die aufgrund ihrer besonderen Konstruktion ein Gewicht mit relativ kleinen Gegengewichten ermitteln und anzeigen kann. Ein Vorgang, den Sittler humorvoll kommentierte: „Meine Waage sagt aber etwas anderes.“ Als sich dann beim Aufwiegen immer mehr Kisten der Lage Katzenbeißer ansammelten, wusste er sogleich die Lösung: „Kommt alle mit nach Stuttgart!“ 76 Flaschen kamen zusammen, ein neuer Bestwert für einen Lauffener Weingenießer.

Und welche Weine bevorzugt Sittler persönlich? „Es hängt vom Ort ab, an dem an sich aufhält,“ sagt er. „In Ligurien, da wäre ein schwäbischer Wein fehl am Platze, und umgekehrt.“ Generell, meint er, tendiere er zum Schwarzriesling.

Und wann trinkt er Wein? Gerne abends, so Sittler, gemeinsam mit seiner Frau, „zum Entspannen.“ Passend sei Wein auch bei einer Diskussion mit Freunden, da sorge er für eine angenehme Stimmung. Wein sei einfach ein schönes Getränk. „Aber nie mehr als zwei Viertel,“ und bei einigen müsse man schon aufpassen. Sittler hält Maß – darin zeigt er sich als ein echter Weingenießer.