SAP plant seine bisher teuerste Übernahme. Foto: dpa

Zwei Jahre blieb es ruhig im Hause SAP. Jetzt wagt sich der Softwareriese an den nächsten Milliardenzukauf. Mit dem US-Spezialisten für Reisemanagement Concur will SAP nicht nur sein Angebot an Mietsoftware ausbauen. Der Konzern baut auch einen Berg von Schulden auf.

Zwei Jahre blieb es ruhig im Hause SAP. Jetzt wagt sich der Walldorfer Softwareriese an den nächsten Milliardenzukauf. Mit dem US-Spezialisten für Reisemanagement Concur will SAP nicht nur sein Angebot an Mietsoftware ausbauen. Der Konzern baut auch einen Berg von Schulden auf.

Walldorf - SAP wagt sich an seine bisher teuerste Übernahme. Der deutsche Dax-Konzern will Concur, einen US-Anbieter von Firmensoftware für Reisemanagement und Reisekostenabwicklung, für rund 6,5 Milliarden Euro übernehmen. „Es geht nicht darum, was wir dafür zahlen, sondern was wir damit machen“, sagte SAP-Chef Bill McDermott der Nachrichtenagentur dpa am Freitagmorgen. Mit Hilfe der Übernahme will SAP nicht nur sein Angebot im sogenannten Cloud-Geschäft mit Software, die im Abo-Modell von fremden Servern angeboten wird, ausbauen. Der Softwarekonzern erweitert auch sein Handelsnetzwerk, auf dem seine mehr als 250 000 Firmenkunden miteinander in Kontakt treten können.

Die Übernahme werde mit Hilfe von Kreditlinien über sieben Milliarden Euro finanziert, die nicht nur den Kaufpreis und Kosten aus der Übernahme, sondern auch die Rückzahlung von bestehenden Schulden von SAP abdecke, sagte ein SAP-Sprecher am Donnerstagabend. Concur selbst werde dabei mit rund 6,5 Milliarden Euro (rund 8,3 Mrd. US-Dollar) bewertet. Das sei die größte Übernahme der Firmengeschichte, so der Sprecher. SAP zahlt 129 US-Dollar je Concur-Aktie. Das entspreche einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom 17. September. Der Zukauf reiht sich in eine Reihe von Milliarden-Übernahmen in den vergangenen Jahren ein. 2012 kaufte SAP den Anbieter von Personalsoftware Successfactors für 3,4 Milliarden Dollar und die Handelsplattform Ariba für 4,3 Milliarden Dollar.

Mit den Übernahmen verstärkt SAP sein Cloud-Geschäft

Mit allen drei Übernahmen verstärkt SAP sein Cloud-Geschäft. Der Softwarekonzern macht bislang noch den kleineren Teil seiner Umsätze mit Mietsoftware. Der Bereich soll aber in den kommenden Jahren zweistellig wachsen. In diesem Jahr plant SAP noch mit gut einer Milliarde Euro Cloud-Umsatz bei zuletzt rund 17 Milliarden Euro Jahresumsatz insgesamt. Bis 2017 sollen es nach der bisherigen Planung drei bis dreieinhalb Milliarden Euro sein. Die Ziele würden angepasst, wenn die Übernahme unter Dach und Fach sei, sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic.

Den Angaben zufolge kommt Concur allein auf jährliche Cloud-Umsätze von mehr als 540 Millionen Euro (700 Mio US-Dollar). Allerdings soll das Unternehmen, dass zuletzt noch Verluste einfuhr, erst 2016 zum Gewinn von SAP beitragen. Es gehe bei den Synergien in erster Linie um Wachstum, sagte McDermott.

SAP hat mit dem Kauf der Handelsplattform Ariba schon begonnen, seine Kunden untereinander zu vernetzen. Auf Ariba können sich Unternehmen zusammenschließen und wie Privatleute auf Ebay mit Produkten und Dienstleistungen handeln. Concur hat selbst eine Plattform entwickelt, um rund um Geschäftsreisen tätige Firmen wie Hotels und Mietwagenzentralen zu vernetzen. Zu den Partnern von Concur gehören auch Startups mit neuen Konzepten wie die Mitwohnzentrale Airbnb und der in Deutschland heiß diskutierte Mitfahrdienst Uber. Alles in allem liegt das Transaktionsvolumen damit bei 600 Milliarden US-Dollar jährlich. Das sei gut 57 Prozent mehr als das Geschäft von Amazon, Ebay und Alibaba zusammen, sagte McDemott.

Die Concur-Aktionäre und die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. Die Übernahme soll aber nach Angaben von SAP spätestens Ende März 2015 abgeschlossen werden. In den vergangenen Wochen war bereits in US-Medien über den Kauf spekuliert worden. SAPs Erzrivale Oracle soll ursprünglich ebenfalls Interesse an Concur gehabt haben.