Jubel an der Wall Street. Ein Händler trägt die Rekord-Mütze. Foto: AP

Der neue US-Präsident Donald Trump verspricht Investitionen und Deregulierung. Die Börsen reagieren begeistert auf diese Ankündigungen. Auch der deutsche Leitindex Dax legt kräftig zu.

Frankfurt - Der amerikanische Leitindex Dow Jones Industrial hat zum ersten Mal die Marke von 20 000 Zählern übersprungen. Die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump hätten die Märkte überzeugt, sagte der Analyst Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): „In Trumps Vereidigungsrede letzte Woche war von Infrastrukturprogrammen oder Steuersenkungen nicht die Rede, das hat zunächst die Stimmung gedämpft. Doch bei seinen ersten Treffen mit amerikanischen Konzernlenkern hat er angekündigt, dass es doch in diese Richtung geht.“ Der Republikaner hatte am Montag ein Dutzend Unternehmenschefs ins Weiße Haus geladen und massive Steuersenkungen versprochen.

Diese Aussagen hätten den Aktienkursen Schwung verliehen, glaubt auch Sebastian Werner, Experte für US-amerikanische Aktien bei der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset Management. „Von Trump sind bislang vor allem Floskeln zu hören, aber gefestigt hat sich die Erwartung, dass eine Steuerreform kommen wird. Wenn die Steuerquote für Unternehmen von über 30 Prozent auf 20 plus x zurückginge, wäre das ein Riesen-Boost für die Gewinne“, sagt Werner, der unter anderem den Fonds DWS US Growth managt.

Treffen mit Autobossen

Auch mit der angekündigten Deregulierung will Trump offenbar Ernst machen: Bei einem Treffen mit Vertretern der Autoindustrie kritisierte er, dass einige Umweltvorschriften die Produktion von Fahrzeugen in den USA erschwerten. Die neue Regierung verzögert überdies die Umsetzung einer Reihe von Auflagen, die Ex-Präsident Barack Obama noch kurz vor Ende seiner Amtszeit auf den Weg gebracht hatte.

Von der Erwartung auf eine Deregulierung profitierten auch Bankaktien, sagt Werner. „Wenn man sich die wichtigsten Kurstreiber im Dow anschaut, sind darunter die Banken Goldman Sachs und JP Morgan – das reflektiert die Erwartung, dass die Niedrigzinsphase nun wirklich zu Ende geht und dass die Regulierung der Finanzbranche wieder gelockert werden könnte.“ Die von Trump angekündigten Investitionen und erste Entscheidungen zu Ölpipelines sowie zur Errichtung einer Mauer an der Grenze zu Mexiko beflügelten außerdem den Bausektor, wie am Kurs von Caterpillar und Rohstoffwerten abzusehen sei.

Dagegen scheinen Trumps protektionistische Aussagen sowie die Absage des transpazifischen Freihandelsabkommens TPP die Finanzmärkte bislang nicht groß zu beunruhigen. Nach Einschätzung Werners hängt das „mit dem Glauben an die amerikanische Volkswirtschaft zusammen, die einfach einen riesigen Binnenmarkt darstellt“. Zum Teil hofften Anleger wohl auch tatsächlich auf eine Re-Industrialisierung der USA, wenn weniger Waren importiert werden sollten.

Nicht nur Trumps Verdienst

Allerdings ist der Dow-Rekord nicht allein Trumps Verdienst. „Dass die 20 000 Punkte erreicht werden, war nur noch eine Frage der Zeit“, sagt LBBW-Analyst Albrecht mit Blick auf den monatelangen Flirt des Börsenbarometers mit dieser Marke. Werner ergänzt: „Die bislang vorgelegten Berichte zum vierten Quartal sind gut ausgefallen, die Prognosen der Unternehmen sind zuversichtlich. Auch die Konjunkturdaten sind positiv – da verstärken sich also mehrere Effekte gegenseitig.“

Albrecht sieht gute Chancen, dass es an den Aktienmärkten nun weiter bergauf geht: „Wenn solche psychologisch wichtigen Marken übersprungen werden, steigert das die Kauflaune noch zusätzlich.“ So legte im Sog der Wall Street am Mittwoch auch der Deutsche Aktienindex (Dax) kräftig zu, er schloss 1,8 Prozent im Plus bei 11 806 Punkten. Die LBBW geht davon aus, dass der Dax in diesem Jahr über 12 000 Zähler steigt. Fondsmanager Werner sieht auch am US-Aktienmarkt noch Luft nach oben, sofern die Unternehmensgewinne weiter steigen. „Gegenwind kommt allerdings vom starken US-Dollar und steigenden Lohnkosten. Überdies könnte sich mit steigenden Zinsen das Kreditwachstum verlangsamen“, gibt er zu bedenken.

Kräftige Erholung erwartet

Die Privatbank Sal. Oppenheim geht davon aus, dass europäische Aktien in den nächsten Monaten kräftig aufholen werden. Denn anders als die US-Notenbank Federal Reserve will die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins dieses Jahr noch nicht anheben. Dadurch entstehe für die Unternehmen in der Eurozone „ein nicht zu unterschätzender Vorteil“, erläutert Anlagestratege Lars Edler.