Die Zukunft des Waldschlössles auf dem Fellbacher Kappelberg ist gefunden: Das Ferienwaldheim wird voraussichtlich ab 2021 wieder auf dem Kappelberg stattfinden. Foto: Patricia Sigerist

Ein hervorragendes Gelände für die Stadtranderholung und ein früheres Ausflüglerlokal haben wieder eine Zukunft. Der Gemeinderat akzeptiert das Nutzungskonzept, muss aber am 26. November noch die wichtigste Entscheidung fällen.

Fellbach - Die Zukunft des Waldschlössles auf dem Fellbacher Kappelberg ist gefunden: Das Ferienwaldheim wird voraussichtlich ab 2021 wieder auf dem Kappelberg stattfinden. Die historische Gastwirtschaft, vor der Schließung 2011 ein beliebtes Ausflugsziel für Stuttgarter und Bürger aus dem Rems-Murr-Kreis an einem Hang mit außergewöhnlicher Fernsicht, wird als eine Art Vesperwirtschaft, hauptsächlich an den Wochenenden, wieder eröffnet.

Wie viel die Sanierung kostet, ist in den vergangenen Monaten näher untersucht worden

Der Gemeinderat Fellbach hat in seiner Sitzung an diesem Dienstag das überarbeitete Nutzungs- und Betriebskonzept bei nur einer Gegenstimme von Richard Kauffmann (CDU) akzeptiert. Bereits in der übernächsten Sitzung am Dienstag, 26. November, soll das höchste Gremium der Stadt nach dem Willen von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull erneut über den schon zwei Mal abgelehnten Erwerb des sanierungsbedürftigen Areals abstimmen. Die Stadt erhält es zu einem „Sonderpreis“, wie der Erste Bürgermeister Johannes Berner formulierte, in Höhe von 236 000 Euro und überlässt es im Gegenzug für 50 Jahre, jeweils in den ersten vier Wochen der Sommerferien, mietfrei der Verkäuferin, der evangelischen Kirchengemeinde Fellbach, für die Stadtranderholung.

Weitere Kaufinteressenten entsprachen nicht den intern formulierten Mindestanforderungen der Kirchengemeinde

Wie viel die Sanierung kostet, ist in den vergangenen Monaten näher untersucht worden und soll in der November-Sitzung erläutert werden. Der größte Eingriff ist der Einbau eines Personenaufzugs. Außerdem soll das Waldheimgebäude statt der bestehenden Ölheizung eine ökologisch günstigere Flüssiggasheizung erhalten. Gabriele Zull sieht ein „nachweisbares öffentliches Interesse“ daran, dass das Freizeitgelände am Waldrand wieder genutzt wird, nachdem sich die jahrelangen Kaufverhandlungen zwischen einem renommierten Gastronom und der evangelischen Kirche im Oktober des vergangenen Jahres zerschlagen haben. Den geplanten Umbau und die umstrittene Erweiterung im Landschaftsschutzgebiet hatte der Gastronom letztlich nicht realisieren können. Weitere Kaufinteressenten entsprachen nicht den intern formulierten Mindestanforderungen der Kirchengemeinde, wie die Stadtverwaltung mitteilt.

Außerdem soll wie in früheren Jahren ein Fahrdienst für die Kinder eingerichtet werden

Das Waldschlössle sei für Fellbach ein „Identifikationsort mit Ausstrahlung über die Stadt hinaus“, sagte Gabriele Zull. Die bereits genehmigten Pläne des Gastronomen übernimmt die Stadtverwaltung ausdrücklich nicht, sondern strebt eine mit dem Landschaftsschutz verträgliche Nutzung ohne Gebäudeerweiterungen an. Zwei Gastronomen haben laut der Verwaltung grundsätzliches Interesse, die historische Gastwirtschaft als Vesperwirtschaft zu pachten. Ausgebaut wird dagegen die Waldpädagogik. Der auf dem Gelände etablierte Waldkindergarten für bisher 20 Kinder ist „spantanisch“ untergebracht, wie die Verwaltung über die bestehende Schutzhütte ohne Wasser und Stromanschluss, ohne sanitäre Anlagen, beheizbar nur über einen Holzofen, sagt. Er soll jetzt eine zweite Gruppe erhalten und dann für 40 Kinder ausgelegt sein.

Der große Saal im Waldheimgebäude soll außerhalb der Waldheimzeit wieder als Veranstaltungsstätte vermietet werden

Dazu wird die frühere Pächterwohnung im historischen Waldschlössle-Gebäude als Rückzugs- und Schutzraum für den Waldkindergarten umgebaut, völlig getrennt von dem darunter liegenden historischen Gastraum. Eingerichtet werden ein Garderobenbereich sowie Sanitär- und Nebenräume, sowie im Obergeschoss der ehemaligen Pächterwohnung Aufenthalts- und Besprechungsräume für das Personal. Außerdem soll wie in früheren Jahren ein Fahrdienst für die Kinder eingerichtet werden.

Der große Saal im Waldheimgebäude soll außerhalb der Waldheimzeit wieder als Veranstaltungsstätte vermietet werden. Ob dabei, wie von der FW/FD-Fraktion gewünscht, eine schwarze Null oder ein höchstens fünfstelliger Verlust erwirtschaftet werden kann, stellt der Fellbacher Erste Bürgermeister Johannes Berner, einer der Architekten neuen Betriebskonzepts allerdings infrage: „Das kann man nur dann erreichen, wenn eine solche Stätte auch unter der Woche für gewerbliche Zwecke genutzt wird.“

Das Konzept der Naturpädagogik und des Natursports im Außenbereich übernimmt die Stadt weitgehend aus den Vorschläge einer Initiativgruppe

Das Waldheim-Gebäude soll auch Gruppen und Vereinen zur Verfügung stehen, bevorzugt unter der Woche. Auf Antrag der FW/FD-Fraktion erklärte sich die Oberbürgermeisterin bereit, ein Konzept zu entwickeln, mit Gruppen und Vereinen bei der Nutzung zusammenzuwirken, insbesondere auch für noch festzulegende Räume im Innern des Waldschlössles. Analog zu den übrigen Veranstaltungsobjekten Fellbachs stellt Bürgermeister Berner in Aussicht, dass Vereine im Rahmen der städtischen Vereinsförderung Mietkosten erstattet bekommen könnten. Das Konzept der Naturpädagogik und des Natursports im Außenbereich übernimmt die Stadt weitgehend aus den Vorschläge einer Initiativgruppe, die auch für die regelmäßige Pflege der Außenanlagen sorgen will.

„Es haben ganz viele Akteure sich aufeinander zubewegt“, sagte Johannes Berner über jetzt vorliegende, zuvor aber strittige Konzept. Frühere Vorwürfe aus dem Gemeinderat über den geplanten Kauf als ein „Sündenfall“, die Gebäude als „Klotz am Bein“ oder als „Fass ohne Boden“ sind an diesem Dienstag nicht wiederholt worden. „Ich kann nur sagen, beenden sie das Herumgeeiere,“ rief der SPD-Gemeinderat Andreas Möhlmann die anderen Fraktionen auf. Für den Fraktionsvorsitzenden von FW/FD, Ulrich Lenk, hat das jetzt vorgelegte Konzept dagegen unterstrichen, „dass es absolut richtig war, dass wir im Mai zusammen mit der CDU-Fraktion den Antrag gestellt haben, den Kauf des Waldschlössles zu vertagen.“ Die Fraktionsvorsitzende der CDU, Simone Lebherz, befand, dass eine zwölfmonatige Diskussion über ein derart kompliziertes Vorhaben „wirklich nicht viel“ sei. Auch der Grünen-Gemeinderat Karl Würz war zufrieden, „dass das Waldheim dorthin kommt, wo es hingehört.“