Anke Bartlewski hat sich für die Anschaffung des Lebensretters eingesetzt. Foto: Rüdiger Ott

Die Michael-Bauer-Schule hat jetzt einen Defibrillator. Nun wurden die Lehrer im Umgang geschult. Anke Bartlewski, die seit zwei Jahren dreimal die Woche an die Schule kommt, um aus den Zehntklässlern Ersthelfer zu machen, hatte sich erfolgreich für die Anschaffung des Defis eingesetzt.

Vaihingen - Auf einmal klappt Helmut Gentner zusammen. So plötzlich, soll das heißen, kommt der Herztod. Immerhin hat der Mann vom Roten Kreuz noch vorher eine rote Gummimatte auf dem Boden des Säulensaals ausgebreitet, damit er nicht im Staub den Sterbenden spielen muss. Anke Bartlewski beugt sich über den Kreisausbildungsleiter, rüttelt an ihm herum. „Er atmet nicht“, ruft die Krankenschwester in die Runde. Die Lehrer der Michael-Bauer-Schule, die ihre Stühle im Kreis aufgestellt haben, kichern. Jetzt ist der Moment für den neuen Defibrillator gekommen, den die Schule jüngst angeschafft hat und der im Foyer an der Wand hängt.

Nichtstun ist das Schlimmste

Das Gerät hat das Zeug, Leben zu retten. Freilich nur, wenn man es auch benutzt. „Eigentlich spricht der Laien-Defibrillator mit einem und man kann nichts falsch machen“, sagt Bartlewski. „Aber das Kollegium wollte das einmal komplett durchgespielt haben. Menschen haben die Sorge, etwas falsch zu machen.“

Eigentlich arbeitet Bartlewski in der Filderklinik. Aber seit zwei Jahren unterrichtet sie nebenher noch an der Vaihinger Waldorfschule, schließlich wohnt sie ja gleich nebenan. Dreimal in der Woche kommt sie an die Michael-Bauer-Schule, um aus den Zehntklässlern Ersthelfer zu machen. Da lag es auf der Hand, dass sie sich auch für die Anschaffung eines Defis eingesetzt hat. Die Geschäftsführung musste nicht erst groß überzeugt werden, das Geld war schnell gefunden.

Aber, nun ja, Menschen haben eben Berührungsängste, vor allem wenn jemand auf dem Boden liegt. So mancher macht lieber nichts, bevor er was Falsches macht. Dabei, das wiederholt Genter mehrmals, ist das das Schlimmste. „Wer nicht mehr atmet, ist schon tot“, sagt er. Schaden kann man also nicht mehr anrichten, aber vielleicht ja jemanden ins Leben zurückholen.

Der Defi erklärt sich von selbst

Auftritt, das Phantom. Die Plastikpuppe übernimmt jetzt den Part des Patienten. Bartlewski beginnt, mit ihren Händen auf den Brustkorb zu drücken. „Sie alle sind eine Herz-Lungen-Maschine und erhalten den Menschen künstlich am Leben“, sagt Gentner zu den Lehrern, während er den Defi öffnet. Der beginnt, drauflos zu reden. „Wählen Sie den Notruf“, sagt das Ding, und „Entfernen Sie die Kleider vom Brustkorb“. Gentner soll zwei Kleber auf der Brust anbringen, und schließlich misst das Gerät, ob die Gummipuppe Kammerflimmern hat. Weil das eine Übung ist, will der Defi auch tatsächlich feuern. Gentner drückt den Knopf. Das Herz schlägt noch nicht, Bartlewski soll weitermachen. 30-mal drücken, zweimal beatmen, immer wieder, bis zur nächsten Messung, die das Gerät lautstark ankündigt.

„Man kann nichts falsch machen“, sagt Gentner. Der Defi erkennt automatisch, ob das Herz schlägt. Es erkennt Herzschrittmacher. Und die Schüler können sich die Pads auch nicht aus Jux auf den Kopf kleben und sich mit Stromschlägen malträtieren. Sicher, bei der Herz-Lungen-Massage brechen dem Patienten häufig die Rippen. Aber sei’s drum, schließlich geht es um Leben und Tod. „Man muss nur mutig sein“, sagt der Mann vom Roten Kreuz. „Und man kann Ersthelfer auch nicht verklagen.“