Eltern wie diese stehen Schlange, um ihr Kind in der Degerlocher Waldorfkrippe anzumelden. Deshalb sucht die Einrichtung neue Räume. Foto: dpa

Die Waldorfkrippe Avalon aus Degerloch sucht neue Räume und hat bisher nur Absagen kassiert. In Sillenbuch hatte die Kita bereits eine Zusage, doch dann haben die Vermieter ihr Angebot überraschend wieder zurückgezogen.

Sillenbuch/Degerloch - Es war die ideale Lösung nach einer langen und Nerven zehrenden Suche. Die Degerlocher Waldorfkinderkrippe Avalon an der Felix-Dahn-Straße hatte im vergangenen November einen Vermieter für neue Räume an der Trossinger Straße gefunden. Doch nun ziehen die Vermieter ihr Angebot zurück. Vorausgegangen sei nach den Worten der Krippenleiterin Ana Pinto ein Konflikt zwischen Anwohnern und der Walddorfkrippe. Dies dürfte den Kita-Mitarbeitern nur allzu bekannt vorkommen.

Bisher nur Absagen

Im November 2013 hatte die Leiterin Ana Pinto ihrem Frust und Ärger über die ergebnislose Suche nach neuen Räumen in einem Artikel in unserer Zeitung Luft gemacht. Schon längere Zeit hatte sie sich damals um neue Räume für die Krippe bemüht. Diese waren nötig geworden, weil die Warteschlange von Eltern, die ihre Kinder in die Krippe geben wollen, immer länger geworden ist.

Pinto beschrieb in dem Zeitungsartikel ihre Schwierigkeiten bei der Suche nach einem passenden Objekt. Kinder könnten Rosen in den Gärten der Nachbarn zertrampeln oder gleich das ganze Haus ramponieren, habe sie als Begründung für eine Ablehnung von möglichen Vermietern gehört. Ein Ehepaar, das an der Trossinger Straße in Sillenbuch wohnt, habe den Artikel gelesen und sich entschieden, in ihrem Haus Räume an die Waldorfkrippe zu vermieten, sagt Ana Pinto. „Das war eine tolle Lösung für uns, weil das Haus auch einen Garten hat“, sagt die Krippenleiterin. Sie muss mittlerweile in der Vergangenheitsform von dem Angebot sprechen.

Die Hausbesitzer wollen sich nicht äußern

Denn das Ehepaar hat sich letztlich dafür entschieden, das Angebot wieder zurückzuziehen. Die Sillenbucher Hausbesitzer wollen selbst keine Begründung abgeben, warum sie ihre Entscheidung nach Monaten revidiert haben.

Ana Pinto berichtet davon, dass das Ehepaar gemeinsam mit den Mitarbeitern der Krippe zunächst das Gespräch mit den kritischen Anwohnern gesucht habe. „Sogar einen Mediator haben wir bemüht“, sagt sie. Letztlich sei dies aber ein vergeblicher Versuch gewesen, sagt sie. „Die Nachbarn seien bis zuletzt bei ihrem negativen Standpunkt geblieben“, berichtet Ana Pinto. Die Gegner des Kita-Baus berufen sich auf eine aus ihrer Sicht bereits belastete Verkehrslage im Bezirk. „Einen guten Einblick in die kollabierende, gefährdende Sillenbucher Verkehrssituation bekommt jeder Interessierte morgens um 7.55 Uhr vor der Deutsch-Französischen Grundschule. Dieses Risiko wäre auf die Region der Trossinger Straße ausgedehnt worden“, schreibt ein Vertreter der Anwohner in einer Stellungnahme.

FDP-Vertreter zeigt Verständnis für die Anwohner

Der liberale Bezirksbeirat Knut Krüger äußert in einer schriftlichen Stellungnahme Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Der FDP-Politiker hatte bei der vergangenen Sitzung im Bezirksbeirat Ende Februar eine mündliche Anfrage zu dem Kita-Bau gestellt. Er wollte erreichen, dass sich die Stadt offiziell zum Kita-Projekt äußert. Er will wissen, ob ein Verkehrsstrukturplan für die Trossinger Straße und anliegende Straßen in Bearbeitung sei.

Eine weitere Verkehrsverdichtung auf der Trossinger Straße als Folge der Kita erkennt auch Krüger als Problem. Da die Kindertagesstätte ein Ableger der Degerlocher Waldorfkrippe sei, sei damit zu rechnen, dass bis zu 40 Kinder zusätzlich mit dem Auto gebracht und abgeholt würden, schreibt Krüger. „Die Sorge der Anwohner des Trossinger-Kigas kann man nicht einfach beiseiteschieben“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme Krügers. Die Leiterin der Degerlocher Waldorfkrippe, Ana Pinto, verweist dagegen auf die gute Anbindung der Kita an öffentliche Verkehrsmittel. Sie hält es für ausgeschlossen, dass die Kita zu einer spürbaren Zunahme des Verkehrs an der Trossinger Straße führen würde.

Die Stadt hat den Antrag aus formalen Gründen abgelehnt

Die Stadt hat zwar den Bauantrag auf eine Nutzungsänderung des Gebäudes – der Voraussetzung für die Eröffnung der Kita in einem Privathaus ist – zunächst abgelehnt. Allerdings sei der Antrag lediglich unvollständig gewesen, die Ablehnung aus formalen Gründen erfolgt, sagt ein Sprecher der Stadt. „Wir würden die Eröffnung einer zusätzlichen Kita an dieser Stelle grundsätzlich begrüßen“, sagt er.

Dazu wird es nun nicht kommen. Die Krippen-Leiterin Ana Pinto beklagt die Kompromisslosigkeit der Anwohner und deutet Verwerfungen zwischen ihr und den Kita-Gegnern an. Diese hätten die Vermieter abgeschreckt. „Es gibt einfach zu viel Gift ums Haus“, sagt Pinto. Die mühsame Suche nach weiterem Raum für die Waldorfkrippe geht nun von Neuem los.