Im Krummbachtal – am Waldparkplatz – ist der Ausgangspunkt des neuen Lehrpfads. Dieser soll Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen. Foto: Simon Granville

Bei der Errichtung der zwölf Stationen setzt das Rathaus auf starkes Bürgerengagement

Gerlingen - Kletterstation, Holzxylophon und Kugelbahn – Gerlingen plant, bis zum kommenden Jahr im Stadtforst westlich des Krummbachtals einen waldpädagogischen Pfad anzulegen. Auf einer Länge von rund drei Kilometern soll der Rundweg mit seinen zunächst zwölf Stationen vor allem Kinder und Familien dazu animieren, „ein Gespür für die verschiedenen Themen zu entwickeln, die es im Wald gibt“, so Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos). Der Gerlinger Gemeinderat hatte in seiner letzten öffentlichen Sitzung dem Waldpädagogikpfad, der bereits im Frühsommer 2022 an den Start gehen soll, einstimmig grünes Licht gegeben.

Spiel- und Lernstationen geplant

Die Errichtung eines solchen Pfads mit waldpädagogischer Zielsetzung ist auch Ausdruck der Tatsache, dass vor allem in Ballungszentren die wirtschaftliche Bedeutung der kommunalen und staatlichen Wälder zugunsten ihrer sozialen und ökologischen Funktionen immer weiter zurückgeht. Entsprechend begrüßt auch die Stadt Gerlingen, wie es in einer Gemeinderatsvorlage zum Bau der waldpädagogischen Anlage heißt, „ausdrücklich die stärkere Ausrichtung der Forstverwaltung auf die Bereiche Erholung und Bildung“.

Zudem trägt der künftige Pfad mit seinen Spiel- und Lernstationen nicht zuletzt dem Umstand Rechnung, dass während der Corona-Pandemie insbesondere wohnortnahe Waldgebiete noch intensiver als bislang schon von der Bevölkerung zur Freizeitgestaltung genutzt wurden: Der Waldpädagogikpfad sei ein Versuch, so erklärte der Rathauschef in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch vergangener Woche, die Waldnutzung stärker auf einen Bereich zu bündeln. „Es ist davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren viele Familien eine wohnortnahe Freizeitgestaltung vorziehen werden“, betont die auch für Forstangelegenheiten zuständige Stadtkämmerei.

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Das Konzept des Rundwegs wurde in Abstimmung zwischen Forstrevierleiter Simon Walz, der Stadtverwaltung sowie dem Fachbereich Wald im Landratsamt Ludwigsburg entwickelt. Der Pfad, der am Waldparkplatz Krummbachtal beginnt, beschreibt in etwa ein Dreieck zwischen dem Startpunkt, dem Waldspielplatz Rappenhof und dem Waldrand an der Waldsiedlung.

Klettern, balancieren oder dem Wald beim Wachsen zusehen

Die zwölf Mitmachstationen sollen sowohl die Bewegung fördern als auch ökologische und waldbiologische Themen ansprechen. So können sich Kinder beispielsweise an der Station „Pirschpfadtiere“ auf die Suche nach Spuren von Waldbewohnern machen. An den Stationen „Klettern“, „Weitsprung“ oder „Balancieren“ liegt der Schwerpunkt wiederum auf dem Aspekt Bewegung in der Natur. Auch die Verwendung des Rohstoffes Holz soll an einer Station thematisiert werden. Zuletzt kam auf Betreiben des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Forsten die Anregung, eine zusätzliche Station einzurichten, die aufzeigt, wie schnell (oder langsam) Materialien, die im Wald hinterlassen werden, verrotten.

Auch eine Waldmurmelbahn soll installiert werden. Letzteres hat sich andernorts bei entsprechenden Anlagen bereits als echter Besuchermagnet entpuppt. „Das Ganze soll begleitet werden von den Maskottchen Eichhörnchen und Waldkauz“, erklärt der zuständige Gerlinger Kämmerer Matthias Britsch. Langfristig soll der Waldpädagogikpfad im Gerlinger Stadtwald auch weiter „wachsen“ und um zusätzliche Stationen ergänzt werden.

Bundeswaldprämie eingeplant

Die Gesamtkosten für die Installation des waldpädagogischen Pfads, so verlautet die Stadtverwaltung, liegen bei erstaunlich günstigen 30 000 Euro. Zur Deckung der Summe stehe ein Teil der Bundeswaldprämie in Höhe von 75 000 Euro zur Verfügung. Die Kalkulation, bei der man sich in Gerlingen im Vergleich zu ähnlichen Anlagen im Umland am „unteren Limit“ bewege, umfasst freilich bislang im Wesentlichen lediglich Material-, Maschinen-, Beschilderungs- sowie Beschaffungskosten.

Der Grund: Das Gerlinger Rathaus setzt seine Hoffnungen bei der „Entstehung und Weiterentwicklung des Pfades“ nicht zuletzt aus Budgetgründen in ehrenamtliche Helfer. Nach wie vor sei die Einbindung von Bürgern und Schulklassen bei der Anbringung der Stationen erwünscht, betont die Kämmerei. Entsprechend soll nun öffentlichkeitswirksam um rege Teilnahme an diesem „Bürgerprojekt“ geworben werden.